Dr. Ralf Deckers (Jahrgang 1966) und Sophie-Louise Flierdl (Jahrgang 2001) im Gespräch.
Ralf
Stellen wir uns kurz vor. Ich bin Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights am IFH KÖLN. Ich bin in grauer Vorzeit, im Jahr 1966 geboren, ich bin ein Boomer.
Sophie
Ich bin Sophie-Louise Flierdl, Auszubildende für Markt- und Meinungsforschung am IFH KÖLN. Ich bin im Jahr 2001 geboren und gehöre damit zur Gen Z.
Ralf
Sophie, lass uns über die Gen Z sprechen, die Generation der zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Das ECC KÖLN hat in einer aktuellen Studie die Gen Z analysiert. Wenn ich mir den Studienbericht anschaue, sehe ich ein eher tristes Generationen-Bild. Viel Zerrissenheit scheint da auf, auch Unsicherheit. Ich frage mich: Warum ist das so? Ist das ein Corona-Loch? Oder kommt Grundsätzlicheres ins Spiel?
Sophie
Einerseits ist das tatsächlich Corona, das hat viele von uns vom einen auf den anderen Tag komplett aus dem Leben gerissen. Nicht mal zur Schule oder zur Uni konnten wir gehen. Andererseits kriegen wir durch das Internet und Social Media mit, was auf der ganzen Welt passiert. Das kann einen schon hart treffen. Wir vergleichen uns viel mit dem, was wir dort sehen. Wir zweifeln auch an uns selbst und hinterfragen, woran man sich überhaupt noch halten kann. Und über allem steht das Drohszenario Klimawandel.
Ralf
Ja, ihr fordert hier Umdenken und aktives Einschreiten. Und völlig zu Recht. Wir Älteren sind ja viel zu halbherzig. Aber - und das sei mir erlaubt - viel konsequenter seid ihr auch nicht. Das Auto verteufelt ihr als Umweltzerstörer. Drauf verzichten wollt ihr aber nicht. Und nachhaltige Produkte findet ihr attraktiv. Aber wenn ihr Sonderangebote seht, werden eure Knie weich. Meine Frage daher: Warum macht ihr nicht ernst? Jetzt endlich!
Sophie
Es brennen eben nicht alle so für das Thema Klimawandel, als dass sie ihr komplettes Leben hierfür auf den Kopf stellen würden. Ich möchte da jetzt nicht alle Verantwortung von uns weisen, oft sind auch wir einfach zu bequem. Doch um überhaupt ein wirklich nachhaltiges Leben führen zu können, brauchen wir ein besseres Gerüst, das durch die Politik und große Unternehmen geschaffen werden muss. Denken wir nur an Alternativen zum Autofahren. Wir brauchen mehr und besseren ÖPNV!
Ralf
Was mich überrascht hat, ist die Haltung zu Social Media. Für die Gen Z sind Social Media Alltagsbegleiter, Schaufenster und Einkaufsanbahner. Aber da ist gleichzeitig viel Ambivalenz und Unsicherheit. Von mir und meiner Generation erwartet man ja, dass wir uns rechtschaffen auf dem Senioren-Handy abmühen. Aber bei der Gen Z unterstellt man den Native-Status, einen selbstverständlichen, geradezu fraglosen Umgang. Das scheint jetzt aber gar nicht so. Kannst du mir sagen, was das Internet für die Gen Z im Wesentlichen ausmacht?
Sophie
Das Internet begleitet uns in jeder Lebenssituation. Das hat viele Vorteile, die wir auch in vollen Zügen nutzen. Daneben hinterfragen wir unseren Konsum immer mehr. Wir merken, was uns nicht gut tut. Social Media kann ein sehr negativer Ort sein. Ein falscher Umgang bringt schnell schwerwiegende Folgen – verkürzte Aufmerksamkeitsspannen, ständiges Vergleichen bis hin zur Abhängigkeit. Da tut es gut, mal in der echten Welt abzuschalten, sich mit Freunden zu treffen oder einfach mal vor sich hin zu träumen. Wir wollen echte Erlebnisse haben und nicht immer nur vor unseren Handys rumhängen.
Ralf
Schön zu hören. Abschließend möchte ich noch einen Blick auf den idealen Einkaufsprozess werfen. Wie sieht der für deine Generation aus? Was macht die Journey perfekt? Und was sind die viel zitierten No-Gos, die einen Kaufabschluss verhindern?
Sophie
Soziale Medien sind für uns oft der erste Anlaufpunkt. Aber der stationäre Handel ist und bleibt für uns auf jeden Fall wichtig. Auch wir wollen dort bummeln, uns inspirieren und beraten lassen. Da sind Verknüpfungspunkte, eine enge Verzahnung gefragt. Absolute No-Gos? Ganz klar: Schlechte Kommunikation und schlechtes Markenimage.
Ralf
Sophie, Danke für den Austausch und deine Insights!
Sophie
Ok, Boomer!
