Christoph, du arbeitest im Team „Market Insights“. Was genau macht ihr? Welche „Insights“ habt ihr?
Wir sind Branchenexpertinnnen und -experten und analysieren acht verschiedene Geschäftsfelder: Von Fahrrädern, über Lebensmittel bis hin zu Büroausstattung. Die Märkte wiederum gliedern sich auf in Konsumgütermärkte und Warengruppen, das geht von alkoholfreien Getränken bis hin zu Zement. Insgesamt analysieren wir 500 verschiedene Warengruppen – und haben also eine enorme Datenvielfalt. Es beginnt damit, dass wir auf verschiedenen Kanälen Informationen zu unseren Branchen sammeln – sei es über Fachzeitschriften, Google-Recherche, Internetseiten der Hersteller und Händler oder über die Verbände bis hin zu Besuchen im stationären Handel – so bleiben wir auf dem neuesten Stand und erfassen Trends und Perspektiven.
Ansonsten besteht ein wesentlicher Teil unserer Arbeit darin, unsere Märkte zu berechnen, sprich die Marktvolumina und die Vertriebskanäle zu quantifizieren. Hierbei jonglieren wir mit amtlichen Statistiken, die wir partiell um empirische Quellen ergänzen. Auf diese Weise bekommen wir insgesamt ein sehr tiefes Verständnis von den Märkten.
Spannend! Welche Marktstudien hast du dieses Jahr durchgeführt?
Bürowirtschaft
Haus- und Heimtextilien
Fahrräder
Outdoor
Und gab es da eine Lieblingsbranche, die dich besonders fasziniert?
Auf jeden Fall die Fahrradbranche. Und das liegt nicht nur daran, dass es eine immens rasant wachsende Branche ist. Ich sehe das Fahrrad als wichtigen Baustein für ein sich wandelndes Mobilitätskonzept. Zudem bin ich selber sehr viel und gerne mit dem Rad unterwegs und freue mich außerdem über jeden Kilometer, den ich damit klimafreundlich zurückgelegt habe.
Nimm uns doch mal mit in den Prozess. Ihr rechnet ja viel – mit welchen Daten? Wie entsteht ein Branchenfokus?
Die meisten unserer Berechnungen basieren auf der Produktions- und der Handelsstatistik, das sind offizielle Statistiken des Statistischen Bundesamtes. Mit diesen beiden berechnen wir das Marktvolumen, das in Deutschland konsumiert wird, Hierzu wird die Produktion der Waren in Deutschland bestimmt und um den Export/Import angepasst. Hört sich recht einfach an, ist es aber nicht. Letztendlich stecken da einige schlaue Excel-Tabellen hinter. So auch beim Branchenfokus, bei dem wir die vielen Daten mit Excel visualisieren und dann ausführlich vertexten.
Warum eigentlich das IFH KÖLN? Was hat dich zu uns geführt?
Bis 2021 war ich als Analyst und Berater tätig und habe mich intensiv mit dem Autoteilemarkt auseinandergesetzt. Gemacht habe ich dort eigentlich alles, von Reporten, Befragungen, Workshops, Datenauswertungen bis hin zur Akquise. Zuvor war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter und habe umfangreiche Studien zu Deutschlands Familienunternehmen bzw. Mittelstand geschrieben. Mit dem, was ich bisher beruflich gemacht habe, passte die Stellenanzeige wie die Faust aufs Auge. Zumal ich das, was ich bisher gemacht habe, am IFH KÖLN alles hier und dort wieder zum Einsatz kommt. Zudem hat mich das gute kollegiale Umfeld von Anfang an überzeugt – das hat man sogar in Coronazeiten im Home-Office gemerkt.
Seit du 2021 zum IFH KÖLN gekommen bist, findet der Arbeitsalltag ja viel im Home-Office statt. Fluch oder Segen für dich?
Die Einarbeitung in Zeiten der Pandemie und Home-Office war schon etwas schwieriger. Aber sonst sehe ich es eher als Segen. Bei der langen Anreise, die ich habe, wäre ich ohne die Möglichkeit des Home-Office auch wohl nie am IFH KÖLN gelandet. Allein deshalb sehe ich schon den Nutzen.
Zum Abschluss: Du bist ja sehr nah an vielen verschiedenen Daten dran. Könnt ihr die Krisenstimmung durch Inflation, Energiekrise und Co. auch in den Daten beobachten?
Bei meinem aktuellen Bericht für die Outdoorbranche kann man schon im zweiten Quartal sehen, dass weniger konsumiert wird. Mit besonderer Spannung warten wir grade auf die Zahlen vom 3. Quartal, was vermutlich noch viel deutlichere Konsumverschiebungen und –Verzicht zu Tage bringen wird.