Die deutsche Handelslandschaft stand auch 2022 vor Herausforderungen. Nachdem die Zeit des Lockdowns überstanden war und die gelockerten Coronaregeln ein entspannteres Einkaufen ermöglichten, prägten Lieferengpässe und Preissteigerungen die Entwicklung der Konsumgütermärkte. Der Kriegsausbruch Anfang 2022 verstärkte diese Effekte
noch weiter. Die enormen Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln machten für die meisten Haushalte
Verschiebungen in ihrem Ausgabebudget notwendig. So realisierten die Konsumgütermärkte 2022 im Schnitt zwar ein nominales Umsatzplus von 4,6 Prozent, preisbereinigt steht jedoch ein Minus zu Buche, denn das Preisplus über alle Märkte liegt bei 7,2 Prozent. Zieht man die Differenz beider Entwicklungen zeigt sich ein reales Nachfrageminus von 2,6 Prozentpunkten über alle Märkte hinweg.
Blick in die Branchen zeigt differenziertes Bild
Dabei zeigt der Blick in die Branchen ein zum Teil differenziertes Bild. So standen besonders die Märkte der
Geschäftsfelder DIY & Garten und CE/Elektro unter Druck. Auch der Markt für Büromöbel steht im Nachfrageminus.
Dem Umsatzplus von mehr als drei Prozent steht hier eine Preissteigerung von über zehn Prozent gegenüber. So ergibt sich ein reales Nachfrageminus von sieben Prozentpunkten.
Innenstadtrelevante Branchen von Nachholeffekten geprägt
Besonders die innenstadtrelevanten Branchen erlebten Nachholeffekte und konnten einige der pandemiebedingten
Umsatzverluste wieder ausgleichen. Ganz vorn im Ranking der Märkte stehen Uhren und Schmuck. Besonders (Echt-) Schmuck und wertvolle Uhren standen als Wertanlage im Fokus und gelten gerade in Krisenzeiten als gute Investition. So liegt die Preisentwicklung in diesen beiden Märkten deutlich unter der (nominalen) Umsatzentwicklung. Auch Fashion lag 2022 auf der Sonnenseite. Die Preissteigerung liegt deutlich unter der Umsatzentwicklung, der Handel wächst in realer Rechnung. Gewinner hier ist vor allem der Markt für Herrenbekleidung, der 2022 mit einem
Umsatzplus von rund 13 Prozent solide zulegen konnte. Bei einer Preissteigerung von lediglich zwei Prozent ergibt
sich eine positive Nachfrageentwicklung von 11 Prozentpunkten. Dennoch wurde in vielen Märkten das Umsatzniveau
von vor der Pandemie noch nicht wieder erreicht. Enorme Preissteigerungen vor allem im Energie und Lebensmittelsektor führen dazu, dass die Konsument:innen überlegter kaufen und sich zumindest in einigen
Branchen in Konsumverzicht üben.