Innovationen spielen seit jeher eine wichtige Rolle, um Alleinstellungsmerkmale zu schaffen und sich im Wettbewerb zu behaupten – das gilt im Zeitalter der Digitalisierung mehr denn je, für den Handel wie für die gesamte Wirtschaft. Wie sich Händler und Hersteller mithilfe von Innovationen erfolgreich positionieren können und welche Fallstricke es dabei zu beachten gilt, zeigt Dr. Eva Stüber, Leiterin Research & Consulting am IFH KÖLN, in ihrem Vortrag auf der Retail World – der Begleitmesse zum Deutschen Handelskongress – am 18. November 2015 in Berlin. Im Kurzinterview gibt sie einen ersten Ausblick.
Welche Rolle spielen Innovationen im Handel?
Dr. Eva Stüber: Innovationen waren für den Handel – wie für andere Wirtschaftszweige auch – schon immer wichtig, aber durch die Digitalisierung ist die Relevanz, sich neu zu erfinden und den Kunden neue Mehrwerte zu liefern, rapide gesteigert worden. Laut Berechnungen des IFH KÖLN hat der Einzelhandel seinen Umsatz zwischen 2006 und 2014 um weniger als ein Prozent gesteigert – das Online-Wachstum ist dagegen weiterhin zweistellig. Amazon als Innovationsmaschine des Handels erhöht den Druck zusätzlich, denn sowohl im Produkt- und Service- als auch im Prozessbereich werden fortlaufend neue Benchmarks gesetzt. Vor allem der Mittelstand, der Fehlinvestitionen schlechter wegstecken kann, steht dadurch vor großen Herausforderungen.
Was ist entscheidend, um Innovationen erfolgreich an den Markt zu bringen?
Dr. Eva Stüber: Unternehmen müssen stets ganzheitlich vom Kunden her denken und dürfen die Technik nicht um ihrer selbst willen in den Mittelpunkt stellen, sonst ist das Scheitern vorprogrammiert. Zudem müssen die Neuheiten am Kunden getestet werden. Zusammen mit Knauber als Freizeitmarkt und aktuell 13 Herstellern aus dem DIY-Bereich erproben wir im Innovation Store in Pulheim zurzeit innovative Handelskonzepte auf der Fläche, um herauszufinden, was echte Mehrwerte liefert. So profitieren sowohl die Kunden als auch die beteiligten Kooperationspartner von dem Erlebnisort Innovation Store. Präsentiert werden unter anderem Produktinnovationen wie fischer-Dübel aus nachwachsenden Rohstoffen, torffreie Bioerde oder die ersten haptischen Klebefolien. Wie Kundeninteraktion aussehen kann, erproben wir aktuell in der kwb-Werkstatt und in der Caramba-Koje: So kann der Kunde vor Ort die Elektrowerkzeuge bzw. die Reinigungsmittel testen und sich vom Nutzen ein Bild machen. Natürlich sind auch Technologien im Einsatz, beispielsweise mit einem Virtual Shopping Shelf oder dem 3D Colour Designer von Alpina, welcher den Kunden vor dem Streichen bzw. Tapezieren schon zeigt, wie das Endergebnis an der Wand aussehen wird.
Welche Erfahrungen haben Sie dabei bisher gemacht?
Dr. Eva Stüber: Innovationen sind wichtig, damit Händler nicht austauschbar werden – das zeigen die Kundenbefragungen. Knauber hat sich frühzeitig mit 3D-Druck positioniert, was für die Kunden ein Alleinstellungsmerkmal ist. Bei den Projekten hat aber bei weitem nicht alles funktioniert: Beacons hatten keinerlei Nutzen und auch grundsätzlich den Kunden für neuartige Themen zu motivieren ist nicht einfach. Entscheidend ist immer, dass der Kundenmehrwert vorhanden ist und die Technik nicht zum Selbstzweck eingesetzt wird.
Sie wollen mehr erfahren? Dr. Eva Stüber spricht am 18. November 2015 um 9.30 Uhr in der Speaker's Corner der Retail World, der Begleitmesse zum Deutschen Handelskongress, in Berlin.