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„Innenstadtentwicklung darf nicht in Silos gedacht werden“ – Andreas Traumann im Stadtlabore-Interview

Andreas Traumann repräsentiert den Bereich der Anbieter im Beirat der „Stadtlabore für Deutschland: Leerstand und Ansiedlung“ und vertritt als Leiter SME Services bei METRO Deutschland vor allem die Interessen der inhabergeführten Individualgastronomie in deutschen Innenstädten. Mit Bezug auf eine Studie des IFH KÖLN sagt er: „Ohne die Vielfalt der Gastronomie gibt es keine lebendigen Innenstädte“ – hierüber haben wir mit ihm im Interview gesprochen.

Porträtfoto Andreas Traumann, Leiter SME Services METRO Deutschland GmbH

Ist die Gastronomie für die Innenstadt wirklich „der neue Handel“ und welche Rolle kann sie für die Innenstadt der Zukunft spielen?

Es braucht einen Dreiklang aus Gastronomie, Handel und Kultur, um die Zukunft der Innenstädte zu sichern. Expert:innen sehen hierbei die Gastronomie allerdings in einer Schlüsselrolle. Das bestätigt auch die METRO Innenstadtstudie, die wir zusammen mit dem IFH KÖLN über die aktuelle Situation deutscher Innenstädte durchgeführt haben. Orte zum Ausgehen sind ein zentraler Faktor für die Innenstadtentwicklung, denn sie steigern die Verweildauer von Besuchern. Altersübergreifend sind die Motive für einen Innenstadtbesuch in erster Linie das kulinarische Erlebnis, das Ausgehen und der Einkaufsbummel.

Welche Faktoren fördern die Ansiedlung attraktiver gastronomischer Angebote?

Um den Zuschlag für attraktive Standorte zu erhalten, fehlt es Gastronom:innen, besonders im Vergleich zu institutionellen Mietern, oftmals an ausreichend Kapital. Eine aktive Förderung der Politik von gezielter Nutzungsmischung auf Seiten der Mieter durch ggf. ein städtisches Vorkaufsrecht oder gezielter Zwischenanmietung für Gewerbeimmobilien kann Abhilfe schaffen, so dass auch kleine Gastronomiebetriebe attraktive Standorte mieten können. Außerdem fehlt es oftmals an der nötigen Transparenz bei der Standortvergabe, da viele Lokationen „unter der Hand“ vergeben und nicht auf Portalen inseriert werden. Eine städtische Vergabeplattform von Gastroflächen könnte da Transparenz über den lokalen Immobilienmarkt bieten. Darüber hinaus spielen die Mobilitätsanbindung der Gäste sowie die Erreichbarkeit für Dienstleister als auch ein Stadtambiente aus Sauberkeit, Grünflächen, Lebendigkeit und Vielfalt eine entscheidende Rolle. Dafür muss die Politik Wegbereiter sein.

Wie können Handel, Freizeitangebote oder andere Anbieter und die Gastronomie Hand in Hand – vielleicht auch mit gemeinsamen Konzepten – Standorte beleben?

In der Tat darf Innenstadtentwicklung nicht mehr in Silos gedacht werden. Im Schulterschluss mit Kommune, Handel, Kultur, Handwerk und Bildung gilt es für Gastronomen, jetzt aktiv mitzuwirken, um neue Innenstadtkonzepte zu entwickeln und zu realisieren. Eine Idee ist es beispielsweise, Leerstand wie ehemalige Kaufhäuser umzubauen und mehrfach zu nutzen, zum Beispiel mit Gastronomie im Erdgeschoss, Shops darüber und Räumlichkeiten von Hochschulen in den oberen Etagen. Kleinere Räumlichkeiten könnten als eine Mischung aus Bistro und Co-Working-Space neu gedacht werden, Kongressräume mit Kreativwirtschaft und Kulinarik zusammengehen. Die Einführung städtischer Gastro-Beauftragter, die zwischen Behörden und Gastronomen vermitteln, wäre dabei mit Sicherheit eine große Hilfe.

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