Mönchengladbach
Gemeinsam ansiedeln in Mönchengladbach
Felix Heinrichs
Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach
„Das digitale Ansiedlungs- und Leerstandsmanagement ist für die Stadt Mönchengladbach ein wichtiges Instrument, um die Innenstadt zukunftsfähig aufzustellen. Diese Daten helfen uns dabei, ein besseres Matching zwischen Eigentümer und Nutzer zu ermöglichen. Mit den Detailangaben zu den Objekten ist es dann auch möglich, alternative Nutzungen für die Objekte und für die Zukunft der Innenstadt zu prüfen.“
Wieso wurde sich für eine Teilnahme am Projekt entschieden?
Innenstadtlagen stehen nicht erst durch die Coronapandemie unter Druck: Demografischer Wandel und Urbanisierung, Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, verändertes Konsumentenverhalten und intensiver Wettbewerb fordern uns schon seit geraumer Zeit maßgeblich. Dabei führen Filialisierung, Großflächenkonzepte, steigende Mieten und allgemeiner Strukturwandel dazu, dass die Zahl kleinbetrieblicher Anbieter und damit die Vielfalt in unseren Innenstädten abnimmt. Hinzu kommt die Veränderung des Kaufverhaltens der Konsument:innen, welches sich zu Lasten innenstädtischer Lagen ausübt: „Bequemlichkeit“ ist zunehmend Treiber mit der Konsequenz, dass Onlineshopping und wohnortnaher Einkauf boomen. Die Gefahr von Verödung und aussterbender Innenstädte ist allgegenwärtig.
Dies gilt auch für Mönchengladbach, zusätzlich beeinflusst durch den Strukturwandel über mehrere Jahrzehnte (ehemalige Textilstadt; Abbau Braunkohle), internen Strukturen am Standort (Bipolarität über zwei Zentren) und die Schließung mehrerer großer Einzelhandelsgeschäfte in Rheydt.
Das digitale Leerstands- und Ansiedlungsmanagement ist dabei ein wichtiger Baustein in der Umsetzung der Gesamtstrategie „Eine Stadt. Gemeinsam Mönchengladbach“, die von der Stadtverwaltung aktiv und unter Beteiligung zahlreicher Einwohner:innen der Stadt bearbeitet wird und in die auch die Bürgerschaft, Unternehmen, Initiativen, Vereine und Verbände einbezogen sind. Sie dient zukünftig als „Kompass“, an dem die Stadt und die städtischen Gesellschaften ihr Handeln ausrichten werden.
Der Wirtschaftsförderung als Dienstleistungsunternehmen im Sinne einer Innovations- und Förderagentur, als Bindeglied zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Politik in Mönchengladbach und als Tochter einer städtischen Gesellschaft kommt bei dieser speziellen Aufgabe die Rolle zur Unterstützung von Ansiedlungsprozessen und -vorhaben in Mönchengladbach zu.
Was sind die größten Herausforderungen vor Ort in Bezug auf Leerstands- und Ansiedlungsmanagement?
Oberste Ziele der WFMG sind die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Unternehmensansiedlungen – zu diesem Zweck verkauft sie städtische Grundstücke und vermittelt geeignete Gewerbeobjekte – sowie die Sicherung bestehender Arbeitsplätze. Darüber hinaus betreut die WFMG aktiv ansässige Unternehmen vor Ort und bietet diesen vielfältige Netzwerke zum branchenspezifischen sowie branchenübergreifenden Austausch. In diesem Zusammenhang bekommt die Ansiedlungsthematik in der Innenstadt aufgrund der dortigen gravierenden Veränderungen einen eigenen Fokus.
Das Ziel der geplanten digitalen Plattform ist es, durch einen ganzheitlichen Überblick zu Leerständen, Immobilienstruktur, angebotenen Gewerbeflächen und möglichen Anbietern ein proaktives Ansiedlungsmanagement auf Basis der Zentrenstrategie der Stadt Mönchengladbach zu bekommen. Um das schaffen zu können, halten wir den Dialog zwischen allen Akteurinnen und Akteuren der Innenstadt für essenziell.
Das Problem: „Wenn diese Daten vorhanden sind, befinden sie sich heute in der Regel in Excel-Listen“ – und sind so nur begrenzt nutzbar. Mit dem Wissen und den Erfahrungen der unterschiedlichen Akteur:innen aus Mönchengladbach und den weiteren Modellstädten lässt sich die Grundlage für eine digitale Plattform aufbauen, die die Stadt nachhaltig bei der Strategieumsetzung und die WFMG bei ihrer Ansiedlungsaufgabe unterstützen wird.
Woran arbeitet die Modellstadt im Projekt aktuell konkret?
Durch zahlreiche Vorarbeiten sind erste Daten in Excel aufgenommen worden. Zum aktuellen Stand werden weitere Immobilien der Innenstadt erfasst und die Beteiligung an Testversuchen mit Ansiedlungswilligen auf der Suche nach den richtigen Locations kann gestartet werden. Mit der Auftaktveranstaltung am 23. Februar 2022 wurde nun auch der Leerstandsmelder auf der Website der WFMG freigeschaltet. Eigentümer:innen können ihre Leerstände ab sofort direkt über die Eingabemaske eingeben und dadurch potenziellen Nutzungen zur Verfügung stellen.
Darüber hinaus wird der Dialog mit Beteiligten, Eigentümer:innen, Planer:innen und Betroffenen in der Stadt in Form von monatlich stattfindenden, moderierten Workshops unterstützt. Ein eigenes kreatives Ansiedlungslabor zur Unterstützung des Dialogs wird eigens in unterschiedlichen Leerständen errichtet.
Welche Best Practices zur Vitalisierung gibt es schon vor Ort? Welche Erfahrungen wurden hierbei gemacht?
Die städtischen Maßnahmen umfassen ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Darüber hinaus bietet WFMG (im Auftrag der Stadt) zahlreiche Unterstützungs- und Beratungsleistungen wie Unternehmerservice, Start-up-Förderungen, Fachkräftenachwuchsmanagement, Digitale Infrastrukturentwicklung, Netzwerke und Unterstützung der Händler vor Ort sowie die Umsetzung innovativer Projekte im Einzelhandel.
Mit der Fashionbox.mg wurde beispielsweise ein Leerstand in ein innerstädtisches digitales Abhol- und Testcenter für online bestellte Kleidung entwickelt. „Wir wollen mit der Errichtung und dem Betrieb der Fashionbox.mg in einem bisherigen Leerstand in der Oberstadt in Mönchengladbach Kunden, die den Kauf von Kleidung online getätigt haben, durch ein innovatives Konzept zur Abholung der bestellten Modeartikel wieder in die Innenstadt bewegen“, sagt Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der WFMG.
Ihre Ansprechpartner:innen in Mönchengladbach
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Michel Hontoy
WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH