Langenfeld
Ansiedlungsmanagement digital voranbringen, um Leerstand zu vermeiden
Frank Schneider
Bürgermeister der Stadt Langenfeld
„Als Smart City Pionier der ersten Stunde hat Langenfeld bereits mit mehreren Projekten die digitale Transformation gestartet. Diese Projekte gruppieren sich um das digitale Herz der Stadt: unsere offene urbane Datenplattform, die ihren Ursprung in Handelsprojekten der Innenstadt fand. Die Digitalisierung des Leerstandsmanagements fügt sich hervorragend in unsere bisherigen Aktivitäten, soll die Verwaltung entlasten und das Management vereinfachen.“
Wieso wurde sich für eine Teilnahme am Projekt entschieden?
Langenfeld hat erkannt, dass die Innenstadt durch die veränderten Kundenbedürfnisse neuen Herausforderungen gegenüber steht. Durch die Aufgabe von inhabergeführten Fachgeschäften und der gestiegenen Bedeutung des Onlinehandels droht die Vielfalt des innerstädtischen Angebots zu schrumpfen. Um dem entgegen zu wirken, setzt Langenfeld auf Digitalisierung.
Wir sehen zudem im Austausch mit anderen Kommunen eine Chance, aus deren Erfahrungen zu profitieren.
Was sind die größten Herausforderungen vor Ort in Bezug auf Leerstands- und Ansiedlungsmanagement?
In der Digitalisierung des Leerstandsmanagements und dem Aufbau einer modernen Datenbank begreift Langenfeld eine große Chance. Die Innenstadt attraktiv zu gestalten, ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Denn der stetig wachsende Onlinehandel und die Coronapandemie nagen an den Besucherfrequenzen. Wer online einkauft, sucht die Stadt und deren angesiedelte Geschäfte inzwischen seltener bis gar nicht auf.
Wir setzen auf einen definierten Handlungsrahmen, um die Innenstadt neu zu gestalten und die Menschen zu motivieren, gemeinsam die Zukunft der Stadt mit zu gestalten.
Woran arbeitet die Modellstadt im Projekt aktuell konkret?
Schon seit über 15 Jahren betreibt das Citymanagement das Leerstandsmanagement für die Langenfelder Innenstadt. Diese Daten wurden nun noch einmal aktualisiert. Aktuell pflegen wir sie in die neue Datenbank ein, um die Datenlage noch optimierter nutzen und verknüpfen zu können. Weiter sind wir mit den Eigentümer verschiedener Gebäude im Gespräch, um die geplanten Frequenzmesser optimal anbringen zu können.
Welche Best Practices zur Vitalisierung gibt es schon vor Ort?
Mit der Zielsetzung, Langenfeld zur Modellstadt für die innovative Zukunft des Handels und des Erlebnisraumes Innenstadt weiterzuentwickeln, hat Langenfeld mit seinen Partnern das Projekt „Future City Langenfeld“ entwickelt. Nachdem im Jahr 2015 das Projekt gestartet wurde, wurden 2017 zahlreiche Projekte erfolgreich realisiert.
„Zukunftsgestaltung braucht Räume“ – Unter diesem Motto hat am 15. Mai 2018 im Herzen von Langenfeld die WhiteBox eröffnet. Sie gibt dem mehrfach ausgezeichneten Projekt „Future City Langenfeld“ einen Ort, an dem innovative Handelslösungen vorgestellt und ausprobiert werden können.
Bis zum Sommer 2019 wurde die WhiteBox durch die Landesregierung NRW gefördert. Seit Juli ist sie Teil des Kompetenzzentrums Einzelhandel der Bundesregierung. Im Zentrum des Angebotes stehen Informationen für den inhabergeführten Handel, die die Möglichkeiten aufzeigen, wie Digitalisierung und Gewerbe 4.0 umgesetzt werden können. Zu sehen sind z. B. Kassen- und Warenwirtschaftssysteme, die Schnittstellen zu Onlineshops und Großhändlern haben.
Mit der Gründung der Digital- und Infrastrukturgesellschaft Langenfeld mbH (DIL) hat Langenfeld ein mächtiges Instrument für den digitalen Fortschritt der Stadt geschaffen. Die Modernisierung der Straßenbeleuchtung sowie Beratung der Stadt zu innovativen Konzepten und Systemen sind Voraussetzungen für eine infrastrukturell zeitgemäße Optimierung der Innenstadt. Bereits 2017 hat Langenfeld mit dem Stadtschlüssel ein System zur Bürgereinbindung und Kundenbindung eingeführt, das mit Parkdienstleistungen und einem Treuepunktesystem für den lokalen Handel gestartet ist.
Der Stadtschlüssel erlaubt es den Bürger:innen, bei ausgewählten Händlern während des Einkaufes Bonuspunkte zu sammeln, welche mit den anfallenden Parkgebühren verrechnet werden. DIL baut den Stadtschlüssel sukzessive modular zu einer Bürgerkarte aus. Neue Services wie Zugänge zu städtischen Angeboten sollen kontinuierlich integriert werden.
Weiterhin betreibt DIL mit der offenen urbanen Datenplattform das digitale Herz der Stadt Langenfeld. So baut die Stadt ihre digitalen Services und ihren Datenschatz kontinuierlich aus, bleibt unabhängig von Dritten – und damit souverän.
Welche Erfahrungen wurden hierbei gemacht?
Ein aus der Verwaltung ausgegliederter agiler Innovationstreiber wie DIL ermöglicht schnelle und unkomplizierte Konzeptionalisierung, Planung und Realisierung von digitalen Lösungen und Prototypen. Im Zentrum muss eine offene urbane Datenplattform nach DIN SPEC 91357 stehen. Auf dieses digitale Herz der Smart City können sodann flexibel Komponenten aufgesattelt werden. Auch ist es unabdingbar, eine Modernisierung der Straßenbeleuchtung nach DIN SPEC 91347 durchzuführen. Um bereits bei der Planung von digitalen Teilkomponenten langfristige Zukunftssicherheit zu gewährleisten, müssen jene zudem echtzeitdatenkonform nach DIN SPEC 91367 sein.
Langenfeld hat die Erfahrung gemacht, dass es konkret wichtig ist, Systeme modular zu gestalten, um sich an wechselnde Bedingungen und Anforderungen wie Gesetzgebungen flexibel anpassen zu können. Der Stadtschlüssel sorgt für Identifikation und Begeisterung der Bürger:innen der Stadt Langenfeld und des Umlandes und stellt daher ein zentrales Element des Stadtmarketings dar. Durch den Einsatz des Stadtschlüssels wurde eine deutliche Verbesserung der Besucherzufriedenheit und der Aufenthaltsdauer im Innenstadtbereich registriert.
Ihre Ansprechpartner:innen in Langenfeld
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Natalie Ries – aktuell in Elternzeit
Digital- und Infrastrukturgesellschaft Langenfeld mbH
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Patrick Milinski
Digital- und Infrastrukturgesellschaft Langenfeld mbH
Jan Zimmermann
Stadtverwaltung Langenfeld
Referat Wirtschaftsförderung