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1. August 2023

Dieses Jahr dreht sich am 05. September alles um die Themen Automatisierung, Digitalisierung und KI und was die neuen Technologien für den Handel bedeuten. Die Gastgeber der Veranstaltung Dr. Kai Hudetz und Prof. Dr. Werner Reinartz geben uns im Interview einen Vorgeschmack auf das vielfältige Programm und ihre persönlichen Highlights.

Warum widmen die IFH FÖRDERER der Automatisierung in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt?

Foto von Prof. Dr. Werner Reinartz

Prof. Dr. Werner Reinartz: Die Digitalisierung entwickelt sich in Riesenschritten weiter. Die Automatisierung von einfachen und sich wiederholenden Abläufen in der kommerziellen Interaktion zwischen Kundinnen und Kunden und Anbietern ist dabei ein offensichtliches Zielfeld. Digitalisierung und Automatisierung bedienen den Kundenwunsch nach Bequemlichkeit, 24/7 Zugang und Personalisierung. Für die Unternehmen steht die kostengünstige Interaktion und die Datensammlung im Vordergrund. Das heißt, beide Parteien partizipieren an den Vorteilen der neuen Technologien.

Foto von Dr. Kai Hudetz

Dr. Kai Hudetz: Der Handel steht angesichts der sich überlappenden Krisen in diesem Jahr unter einem besonders starken Effizienzdruck. Automatisierung kann Händler dabei unterstützen, effizienter und auch effektiver zu agieren. Die Einsatzfelder sind vielseitig, von der Beschaffung bis hin zum Check-out am PoS im Geschäft. Aus meiner Sicht ist es in einem Jahr in dem wir viel über die Einsatzfelder von ChartGPT und Co diskutiert haben, überaus richtig und wichtig, dass wir Automatisierungsprozesse im Handel in diesem Jahr in den Fokus rücken.

Bringt der KI-Hype noch einmal neue Dynamik in das Thema?

Dr. Kai Hudetz: Sicherlich. Auch wenn vieles rund um KI angetrieben durch ChatGPT tatsächlich Hype ist, bietet KI schon jetzt sehr viele Möglichkeiten der Automatisierung, vom Anlegen oder Abgleich von Stammdaten über diverse Einsatzfelder in der Logistik bis hin zu Chatbots im Servicebereich. Automatisierung ist vor allem im Onlinehandel eigentlich ein alter Hut, gewinnt mit KI durch eine neue Qualität aber jetzt nochmals enorm an Dynamik.  

Prof. Dr. Werner Reinartz: Genauso wie die Digitalisierung als solche einen ‚Turbo-Schub‘ in viele Prozesse und Abläufe gab, wird dies nun nochmal durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz sein. Das heißt: Prozesse werden nicht nur effizienter, sondern insbesondere immer effektiver – auch und gerade aus Kundensicht. Wenn ich in normaler Umgangssprache auf einer Webseite Kleidung für einen bestimmten Anlass, auf Basis meiner Präferenzen und auf Basis des Nutzungsverhaltens anderer, ähnlicher, Kundinnen und Kunden herausfiltern kann, ist das ein großer Fortschritt gegenüber bisherigen Filteransätzen. Und dabei stehen wir gerade erst am Anfang. Ich sehe hier eine sehr dynamische Weiterentwicklung, die uns hier in den nächsten Jahren noch viele Neuerungen beschert.

Auch die Schwerpunktstudie der IFH FÖRDERER widmet sich in diesem Jahr dem Thema Automatisierung. Die Ergebnisse werden auf der Faszination Handel präsentiert. Können wir vorab ein Ergebnis verraten?

Dr. Kai Hudetz: Werner, da du die Schwerpunktstudie auch in diesem Jahr wieder persönlich präsentieren wirst, überlasse ich es natürlich dir, was du verraten willst! Ich möchte bei der Gelegenheit nur auf unseren gemeinsamen Science Talk am 23. August hinweisen. Dort wird es bereits online exklusiv eine kleine Sneak Preview geben, auf dass, was uns dann am 5. September bei der Faszination Handel erwartet.

Prof. Dr. Werner Reinartz: Eines der deutlichen Ergebnisse ist, dass die technologische Nutzung auf habitualisierter Ebene stattfindet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Adoption und regelmäßige Nutzung von neuen Technologien überhaupt kein Selbstläufer ist. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen hier also systematisch herangeführt and angelernt werden, bevor sie das neue Tool in ihre regelmäßigen Kaufroutinen übernehmen. Dafür müssen sowohl Ressourcen als auch Abläufe vorgesehen und entworfen werden.

Darüber hinaus findet die Technologienutzung wenig ‚universal‘ statt, sondern zumeist situativ. Ob und welche Technologie genutzt wird hängt zum einen von deren Verfügbarkeit und zum anderen von verschieden Faktoren ab, wie z.B. der Andrang im Geschäft, die Art des Einkaufs (wenige, unkomplizierte Produkte vs. Wocheneinkauf mit Wasserkisten, Alkohol, loser Ware, Pfand, etc.), oder Zeitverfügbarkeit.

Mit dm-drogerie markt, Otto, Ernsting’s family und der REWE stehen Unternehmen aus verschiedenen Branchen bei der Faszination Handel auf der Bühne. Gibt es Branchen, die besonders von automatisierten Prozessen profitieren?

Prof. Dr. Werner Reinartz: Wenn ich mir z.B. die Customer Journey, die Rolle des stationären Geschäfts, der Wiederholungscharakter bei Transaktionen, oder die Bedeutung von Emotionen im Handel anschaue, unterscheiden sich die verschiedenen Handelsbranchen natürlich an einigen Punkten beträchtlich. Während z.B. im Lebensmittelhandel der automatisierte Check-out hochrelevant ist, ist bei Bekleidung oder Möbeln der personalisierte KI-basierte Produktvorschlag ein wichtiges Element. Insofern ist der spezifische Use Case in der jeweiligen Branche Auslöser für die Technologienutzung. Im Kern sehen wir aber immer Technologien, die die Produktauswahl vereinfachen bzw. inspirieren, die Transaktion als solche vereinfachen oder bequemer machen und solche die die Interaktion mit der Kundschaft besser oder schneller machen.

Dr. Kai Hudetz: Die Unternehmen, die wir dieses Jahr mit Speaker:innen eingeladen haben, sind bewusst aus unterschiedlichen Branchen ausgewählt, weil wir generell dazu neigen, Einzelhändler nach ihrer Branchenzugehörigkeit zu klassifizieren. Natürlich sind Branchen im Vorteil, in denen Produktinformationen seit Jahren und Jahrzehnten digitalisiert werden, insbesondere durch den EAN-Code. Das trifft aber ohnehin für die meisten Nonfood-Branchen zu. Ich glaube, es ist weniger eine Frage der Branche als der Unternehmensgröße und damit der Anzahl der Aktionen, die automatisiert werden sollen bzw. können. Je mehr Aktionen automatisiert werden können, desto größer der Vorteil. Drei Anfragen im Chat pro Woche können sicherlich effizient manuell bearbeitet werden, bei 30.000 ist dafür zwingend Automatisierung erforderlich.     

Worauf freut ihr euch bei der Faszination Handel 2023 am meisten?

Dr. Kai Hudetz: Auch in diesem Jahr ist es uns gelungen, vier absolute Top-Speaker aus führenden Handelsunternehmen zu gewinnen. Auf diese Vorträge freue ich mich sehr, denn sie spiegeln die Ergebnisse der Schwerpunktstudie wieder. Wir bringen bei der Faszination Handel seit jeher Theorie und Praxis zusammen und ermöglichen so einen fundierten Austausch hochkarätiger Entscheiderinnen und Entscheider aus dem Handel. Auf diesen Austausch freue ich mich ganz besonders, denn er ist in diesen herausfordernden Zeiten wichtiger denn je. 

Prof. Dr. Werner Reinartz: Zum einen bieten natürlich die Ideen, Anwendungen und Erfahrungen der beteiligten Firmen zu diesem hochaktuellen Thema einen hohen Mehrwert. Zum anderen schätze ich den direkten Erfahrungsaustausch mit den Gästen und IFH FÖRDERER-Mitgliedern sehr. Und drittens bieten die ehrwürdigen Räume der Universität dafür einen exzellenten Rahmen, den die Teilnehmenden immer sehr goutieren.

Neugierig geworden? Jetzt Platz im Hörsaal für den 05. September 2023 sichern, wenn wir für die FASZINATION HANDEL 2023 in der Universität zu Köln zusammenkommen.

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