Der Schuhmarkt in Deutschland konnte 2015 kaum wachsen: Das Plus lag bei recht überschaubaren 0,9 Prozent. Damit gingen im vergangenen Jahr Schuhe im Wert von 9,6 Milliarden Euro über die – virtuellen und realen – Ladentheken. Das zeigen die Ergebnisse des „Branchenfokus Schuhe 2016“. Der Blick auf die zurückliegenden sechs Jahre zeigt jedoch ein stabiles Wachstum von durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr.
Sneaker-Trend führt zu Umsatzverschiebung
Mode und Wetter sind zwei wesentliche Einflussfaktoren im Schuhmarkt. Das zeigte sich auch im vergangenen Jahr. So hatte die Branche 2015 mit eher wetteruntypischen Frühjahrs- und Herbstmonaten zu kämpfen. Durch die starke Kopplung an Modethemen werden zwar regelmäßig mehr Schuhe gekauft, das Ausgabenbudget wächst aber nur unterproportional, d. h. der Konsum verlagert sich in günstigere Preislagen. So konnte der aktuelle Sneaker-Trend auch nicht dazu beitragen, dass fühlbar mehr Schuhe gekauft wurden. Vielmehr führte der vermehrte Sneaker-Absatz zu einer Umsatzverschiebung zwischen den Segmenten im Schuhmarkt – und zwar zu Lasten der klassischen Damen- und Herren-Halbschuhe aus Leder bzw. der Nicht-Leder-Schuhe.
Männer tragen mehr Stiefel und Boots
Die durchschnittlichen jährlichen Veränderungsraten im Mengen- bzw. Wertvolumen zeigen, welche Schuharten sich in den letzten Jahren besonders positiv oder negativ entwickelt haben. Über alle Schuharten hinweg ist der Markt seit 2009 eher mäßig gewachsen: durchschnittlich um 2,4 Prozent pro Jahr. Sowohl Damen- als auch Herrenschuhe entwickelten sich leicht rückläufig, Kinderschuhe konnten noch schwach zulegen. Getragen wurde das Wachstum des Gesamtmarktes vor allem von den Zugewinnen bei Sportschuhen, Freizeitschuhen mit Stoffoberfläche und den Sonstigen Schuhen, welche bei bereits bedeutenden Marktanteilen die größten Steigerungsraten aufweisen.
Stiefel/Stiefeletten und Boots konnten zwischen 2009 und 2015 ein zweistelliges Plus generieren. Insbesondere die gesteigerte Nachfrage an Herrenstiefeln und -Boots hat sich positiv ausgewirkt. Zum Vergleich: Bei Damen- und Kinderstiefeln lag das Wachstum im selben Zeitraum bei unter zwei Prozent (CAGR*). Dem Umsatzplus lag dabei jeweils ein deutlich höherer Anstieg im Mengenkonsum zu Grunde – was schlicht zeigt: Schuhe werden extrem modeorientiert gekauft, es gehen also mehr Paar Schuhe, dafür aber günstigere Modelle über die Ladentheke.
Online setzt wesentliche Wachstumsimpulse
Wesentliche Wachstumsimpulse bezieht der Schuhmarkt immer noch aus dem Onlinegeschäft. Die ursprünglich enormen Wachstumsraten der Onlineumsätze haben sich über die letzten Jahre zwar deutlich abgeschwächt, konnten jüngst allerdings wieder auf knapp zehn Prozent anziehen. Im Zentrum dieser Entwicklung stehen nach wie vor die institutionellen Internethändler wie Zalando und Amazon, die allein 2015 ein Wachstum von 15,4 Prozent verzeichnen konnten.
Fachhandel wächst seit 2009 unterdurchschnittlich
Diese Entwicklung ging vor allem zu Lasten des Fachhandels. Indem die Trendsortimente im Sportschuhbereich liegen, läuft der klassische Schuhhandel latent Gefahr, die junge Generation der modeaffinen Schuhkäufer zu verlieren, da diese sich über andere Kanäle eindecken. Auch wenn die letzten beiden Jahre wieder ein Umsatzplus einbrachten, entwickelte sich der Schuhfachhandel mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (2009-2015) von +1,5 Prozent insgesamt deutlich unterhalb des Gesamtmarktes (+2,4 Prozent). Im letzten Jahr waren sogar leichte Umsatzrückgänge festzustellen, sodass der Schuhfachhandel 2015 insgesamt nur 6,4 Milliarden Euro umsetzen konnte. Der Marktanteil von insgesamt 66 Prozent am gesamten Schuhmarkt zeigt jedoch die nach wie vor herausragende Bedeutung des Fachhandels innerhalb dieser Branche.
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Der „Branchenfokus Schuhe“, Jahrgang 2016, des IFH KÖLN in Zusammenarbeit mit der BBE Handelsberatung liefert detaillierte Daten zum Markt, u. a. Marktvolumen, Vertriebswegprofile und ausgewählte Konsumentenaussagen.