Liebe Leserinnen und Leser,
ich bin Sophie, Auszubildende am IFH KÖLN - und ich gehöre der Generation Z an. Eine Generation, die oft in der Kritik steht. Wie oft kriegen wir beispielsweise zu hören, wir jungen Menschen hätten kein Interesse für Politik oder gar keine Ahnung davon, weil wir einfach „zu jung“ wären. Dabei ist das Gegenteil der Fall! Die meisten jungen Menschen sind politisch sehr wohl interessiert – allerdings merken wir ganz genau, dass sich niemand um uns zu kümmern scheint. Sei es das Thema Altersvorsorge, worum wir uns bereits als Teenager Gedanken machen müssen von welchem Geld wir als Rentner später einmal leben sollen. Absurd, liegt diese Zeit doch noch so weit in der Zukunft.
Oder Thema Klimawandel. Wir wissen, dass sehr viel mehr in Sachen Umweltschutz getan werden muss, aber die Politik und auch große Unternehmen kümmern sich viel zu wenig. Stattdessen fühlt es sich manchmal an, als würde die ganze Verantwortung einfach auf uns abgeladen werden. Dabei geben sich viele von uns wirklich große Mühe, konsumieren regelmäßig regionale oder Bio-Produkte oder sind mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Für viel mehr haben wir aber oft einfach nicht die Möglichkeiten, stehen wir doch noch am Beginn unseres Berufslebens und das Geld ist häufig knapp. Hinzu kommt, dass teilweise die gewünschten Produkte vor Ort einfach nicht gibt. Also, liebe Händler, kommt uns damit doch entgegen, wir sind für jede Unterstützung und Inspiration offen!
Darüber hinaus bringen wir auch sehr wohl viele sehr gute Eigenschaften mit, die aber oft nicht erkannt werden. Wir sagen offen, was uns stört, aber das wird dann als unhöflich gesehen. Früher gehörte sich das einfach nicht, dabei können doch nur so Probleme angegangen und behoben werden. Wir sind weltoffener als andere Generationen vor uns, wir haben vielseitige Interessen und sind in einem hohen Maße engagiert. Und wir geben unser Bestes, in dieser schnelllebigen Welt, in der nichts Bestand hat, Fuß zu fassen.
Ihr seht – uns beschäftigen viele Themen. Kein Wunder, dass wir also manchmal abschalten müssen. Ziellos im Internet Zeit zu verbringen zählt zu unserem liebsten Zeitvertreib. Besonders Instagram und TikTok werden oft aufgerufen, fast schon reflexartig, ohne, dass man es wirklich mitbekommt. So sind auf einmal schon wieder drei Stunden vergangen, in denen man doch eigentlich etwas anderes machen wollte. Neben Freund:innen, spannenden Persönlichkeiten und Influencer:innen bleiben wir auch mal bei der ein oder anderen Marke hängen… und bestellen direkt bei dieser – Rabattcodes machen es möglich! Um aber auch hier dem Thema Nachhaltigkeit wieder gerecht zu werden, kaufen viele von uns gerne auch Secondhand ein. Es muss ja nicht immer neu sein und wenn man sparen kann …
Manchmal habe ich das Gefühl, ich lebe fast nur noch online. Die digitale Welt verschmilzt immer mehr mit dem echten Leben, selbst wenn man unterwegs ist, ist Spotify immer dabei, um das, was um einen herum passiert, auszublenden. Das Internet ist für uns die erste Anlaufstelle für alles – egal, ob Schulreferat oder Newsbeschaffung. Aktuelles Beispiel: Über den Krieg in der Ukraine werde ich stets auf Instagram auf dem Laufenden gehalten.
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Apropos Instagram. Diese ganzen perfekten Menschen setzen uns ganz schön unter Druck. Wir vergleichen sich andauernd und ganz automatisch mit ihnen und halten uns damit vor, was bei uns selbst alles nicht so perfekt läuft. Dabei müsste man sich eigentlich vor Augen führen, dass wir uns im Endeffekt gar nicht mit echten Menschen vergleichen, sondern nur mit der optimierten und real derart gar nicht existenten Version dieser Personen. Denn wer würde sich selbst schon komplett ungefiltert und nur von seiner schlechtesten Seite zeigen?
Kein Wunder, dass da unsere mentale Gesundheit ganz schön drunter zu leiden hat. Vielleicht reden wir gerade deshalb so offen über das Thema. Keine Generation vor uns hatte den Mut, sich so offen und verletzlich zu zeigen, wie wir es täglich tun. Wie genau wir das schaffen? Humor ist unser coping mechanism. Wenn es einem schon schlecht geht, dann kann man sich ja wenigstens darüber lustig machen.
Da wir als Generation gerade dabei sind erwachsen zu werden und unsere ersten Schritte in der großen Welt machen, nehmen Selbstverwirklichung und freie Entfaltung einen besonders hohen Stellenwert ein. Wir wollen uns von unseren Eltern loslösen und unseren eigenen Weg finden. Was nicht heißen soll, dass wir uns nicht gut mit unseren Eltern verstehen würden, aber das ist nun mal ein Teil des Erwachsenwerdens. Bei all der Freiheit und Selbstverwirklichung ist uns aber auch Sicherheit sehr wichtig. Finanzielle Stabilität und ein fester Wohnsitz geben vielen gerade erst die Möglichkeit, so sorgenlos in die Welt zu gehen und sich selbst zu finden.
Wenn ich in meine Zukunft blicke, dann ist es mir besonders wichtig, glücklich zu sein und Spaß zu haben. Was ich besonders schätze sind Freunde, Familie und ausreichend freie Zeit. Aber zwischen mir und dieser glücklichen Zukunft liegt ein steiniger Weg, den vermutlich auch viele andere junge Menschen zurzeit gehen müssen. Denn erwachen werden ist manchmal sehr beängstigend; man ist mit der Schule fertig und auf einmal ist das Leben, was man bis dahin kannte, einfach vorbei. Unendlich viele Möglichkeiten warten auf uns. Wir sollen uns selbst einen Beruf aussuchen und nicht mehr einfach das machen, was unsere Eltern gemacht haben. Das ist eine wunderschöne Möglichkeit, aber bei all den Optionen auch wirklich schwer, das richtige zu finden.
Eine Sache, auf die ich zum Schluss noch zu sprechen kommen möchte, ist Corona. Nicht nur ihr könnt es nicht mehr hören, auch uns beschäftigt das Thema enorm. Auch wenn die allermeisten von uns keine Angst vor einer Ansteckung haben, leidet unsere psychische Gesundheit sehr unter der Ausnahmesituation. Uns wurden so viele Erfahrungen geraubt: Parties, auf die wir nicht gehen konnten, weil sie nicht stattfinden durften; Clubs, die wir nicht besuchen konnten, weil sie geschlossen waren; Abibälle und Mottowochen, die ausgefallen und nicht nachholbar sind. Aber auch darüber hinaus müssen wir Einbußen machen: Viele Hobbies sind durch Beschränkungen zeitweise gar nicht möglich gewesen und auch in der Schule oder der Uni lief und läuft es bei einigen nicht so, wie es sollte und die Motivation schwindet jeden Tag ein bisschen mehr.
Und trotz allem: Die meisten von uns blicken positiv in die Zukunft, sollte es dann noch eine Welt geben, auf der wir leben können. Wir werden schon unseren Weg gehen und die Welt jeden Tag ein klein wenig besser machen. Liebe Leserinnen und Leser, liebe Händler und Unternehmen – helft uns doch dabei, gemeinsam kriegen wir das hin.
With love,
Disclaimer: Dieser Brief wurde stellvertretend für ihre Generation von Sophie verfasst, unserer Gen-Z-Mitarbeiterin des Vertrauens. Wir danken ihr für diesen Einblick!