Digitale Plattformen wie Amazon, Facebook & Co. sind in aller Munde. Wie es gelingen kann den Plattformgedanken für den stationären Handel und die Vitalisierung von Innenstädten zu nutzen, erklären Kai Uwe und Markus Kapler, Geschäftsführer der Locamo GmbH & Co.KG im Interview mit Jalina Maaßen.
Was macht Locamo aus Ihrer Sicht im Plattformzeitalter erfolgreich?
Kai Uwe Kapler: Locamo füllt eine Lücke zwischen den vorherrschenden Onlinegiganten und den lokalen Marktplätzen und Schaufenstern. Wenn ein stationärer Händler ins Internet eintritt, hat diese neue Webseite kaum Chancen, sich gegen bestehende Seiten durchzusetzen. Die Teilnahme an einer Plattform bietet da sofortige Sichtbarkeit und Bestellungen – und verwandet das Internet für den Händler zeitnah in einen relevanten Kommunikations- und Absatzkanal. Locamo zielt daher auf die Bedürfnisse stationärer Händler ab und bündelt gleichzeitig eine Fülle an weiteren Informationen, um digital Vieles von dem abzubilden, was ein lebendiges Stadtleben ausmacht. Wir erreichen durch die Kombination aus Online- und Offlineshopping eine große Transparenz für den Nutzer. Die unkomplizierte Recherche und der bequeme Einkauf sind dem modernen Kunden wichtig, aber auch die Unterstützung des Handels vor Ort. Diese persönlichen Aspekte machen Locamo erfolgreich.
Was unterscheidet Locamo von anderen regionalen Marktplätzen?
Kai Uwe Kapler: Locamo ist kein regionaler Marktplatz im eigentlichen Sinn, sondern eine bundesweite Plattform mit über drei Millionen Produkten, die deutschlandweit für jeden Nutzer sichtbar sind.
Zum deutschlandweiten Marktplatz locamo.de kommen zusätzliche White-Label Stadtportale, welche unter einer eigenen Domain gehostet werden und mit dem bundesweiten Marktplatz locamo.de vernetzt sind. Das bedeutet, dass alle Angebote und Businessprofile bidirektional, d. h. deutschlandweit und regional, sichtbar sind. Mit dieser Lösung erreichen wir einerseits einen lokalen Fokus, eine regionale Gemeinschaft, aber auch eine größtmögliche Sichtbarkeit innerhalb Deutschlands für jeden Anbieter.
Anwohner finden Produkte und Dienstleistungen aus ihrer Umgebung und erhalten auch überregionale Produkte angezeigt, sofern ein regional gewünschtes Produkt nicht verfügbar ist.
Durch diese weltweit einzigartige Zwei-Säulen-Strategie ergeben sich nun mehrere Zusatznutzen: Anwohner können auf bereits bekannte Inhalte vertrauen und gleichzeitig Unbekanntes entdecken; die Anbieter haben ihren Vertriebsradius signifikant erhöht und auch kleine Marktlätze werden nun interessante Plattformen, da sie vom Angebot des Marktplatzes Locamo.de profitieren. Am Ende also eine Win-Win-Win-Situation für Konsument, Handel und Kommune.
Inwiefern kann Locamo dazu beitragen, dass eine Innenstadt für ihre Besucher*innen attraktiver wird?
Markus Kapler: Das Kaufverhalten ändert sich, ebenso wie das Informationsverhalten. Menschen recherchieren online und wählen dann den für sie in diesem Moment bequemsten Weg. Oder den Weg, der der momentanen Stimmung und Gefühlslage entspricht. Mal möchte man online kaufen, mal aber auch das Einkaufserlebnis in der Stadt genießen. Mit Locamo ist beides möglich. Wir zeigen dem Interessierten die Geschäfte und weitere Angebote in der Umgebung. Wir ermöglichen Händlern den Schritt von der lokalen Präsenz zur deutschlandweiten Sichtbarkeit. So können Reichweite und Umsätze vergrößert werden und kommen dennoch der eigenen Region zugute. Diese zusätzlichen Einnahmen helfen den Anbietern, die Standorte in den Städten zu erhalten bzw. auszubauen. Eine Innenstadt wird dann für Besucher*innen attraktiver, wenn das gesamte Angebot der Stadt in allen Facetten transparenter wird: welche Geschäfte und Dienstleister gibt es, wie sind die Öffnungszeiten? Gibt es das gesuchte Produkt in meiner Nähe? Wie kann ich meine Freizeit gestalten? Wo finde ich einen guten Handwerker? In welchen Verein kann ich eintreten? Transparenz erzeugt Verbundenheit. Menschen können sich mit dem, was sie kennen und dem sie vertrauen besser identifizieren.
Welche zusätzlichen Services bietet Locamo den Kund*innen und Händlern einer Region neben z. B. Reichweite und Onlinepräsenz?
Markus Kapler: Locamo ist persönlich. Unsere Geschäftskunden schätzen die kompetenten und freundlichen Ansprechpartner bei Locamo, die sie unkompliziert erreichen können. Wir richten uns nach den lokalen Gegebenheiten und Bedürfnissen von Kunden, Händlern und Städten. Es ist uns wichtig, Lösungen zu präsentieren. Unsere lokalen Stadtportale bereichern städtische Webseiten um wertvolle Informationen. Oft fehlt die Anbindung an einen Marktplatz noch komplett. Hier profitieren alle Akteure von größerer Sichtbarkeit, einer umfangreichen Shop-Funktion mit Multiseller-Check Out und der Bündelung von Informationen wie Nachrichten, Wetter, Mittagstisch, Veranstaltungen, Kinoprogramm und vielem mehr. Die Fülle der Informationen macht Locamo attraktiv für alle Zielgruppen.
Wie werten Sie die zukünftige Rolle von lokalen Marktplätzen und welche Rahmenbedingungen müssten sich entsprechend ändern, um vor allem KMU Einzelhändlern den Einstieg in den eCommerce zu ermöglichen bzw. zu vereinfachen?
Markus Kapler: Die plattformbasierten Lösungen bieten erhebliche Vorteile gegenüber individuellen Internetseiten stationärer Händler: sie liefern Besucher, Kunden, Kundenbindungslösungen, Erweiterung des Vertriebsgebietes, dazu zu niedrigeren Kosten, geringerem Aufwand und höherer Umsetzungsgeschwindigkeit. Zusätzlich findet ein Umdenken in der Bevölkerung statt. Lokales Einkaufen wird populärer, die Bevölkerung achtet wieder mehr auf den ökologischen Fußabdruck, was schlussendlich die Nahversorger in der eigenen Region unterstützt und die Innenstädte lebendig hält.
Kai Uwe Kapler: Aufgrund der plattformbezogenen Vorteile und dem Umdenken in der Bevölkerung gehen wir gehen davon aus, dass sich der Trend zu Marktplätzen hin, insbesondere mit regionalem Angebot, deutlich beschleunigen wird. Zudem haben die Bundesländer dazu bereits interessante Förderprojekte umgesetzt, um Städten und Kommunen bei der Umsetzung regionaler Marktplätze zu unterstützen. Um dem KMU Einzelhandel jedoch einen deutlich einfacheren Einstieg in den eCommerce zu ermöglichen, ist ein breites Umdenken der Hersteller erforderlich. Hersteller müssen Ihren Vertriebspartnern und Händlern eCommerce fähige Produktdaten zur Verwendung auf Ihrem Webshop und Marktplätzen zur Verfügung stellen, um den Erhalt eines flächendeckend verfügbaren Einzelhandels zu sichern.