Unser heutiger HandelBar-Gast hat eine klare Mission: Raphael Fellmer möchte – bereits seit er mit sieben Jahren von diesem Problem erfahren hat – den Hunger in der Welt beenden (ab 02:33). Bei seinem Besuch an der HandelBar erzählt der Aktivist wie er nach einem mehrjährigen Geldstreik zum Mitbegründer des Onlineshops SIRPLUS wurde, in dem aussortierte Lebensmittel verkauft werden. Gemeinsam mit unserem Host Dr. Kai Hudetz taucht er in das Thema ein und erklärt, was es mit seinem Credo „Zero Waste for Zero Hunger“ auf sich hat (05:22).
Gründung von SIRPLUS
Raphael Fellmers Position ist ganz klar: Es gibt genug zu essen für die Weltbevölkerung, nur die Verteilung der Lebensmittel muss gerechter werden (04:18). Er erklärt zu Beginn des Gespräches, dass alle hungernden Menschen (circa eine Milliarde) drei Mal ernährt werden könnten, von den Lebensmitteln, die global weggeworfen werden (ab 02:33). Mit diesen Zahlen konfrontiert, wollte unser Gast zur Lösung dieser „ethischen und ökologischen Katastrophe“ beitragen und gründete 2017 SIRPLUS mit (ab 05:27). Der Onlineshop, der vor der Coronakrise und der einhergehenden Insolvenz aus zusätzlich sieben stationären Läden bestand, verkauft Lebensmittel und FMCGs wie Kosmetik und Lifestyleprodukte, die beispielsweise wegen eines abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr in den regulären Handel kommen.
Gewohnheiten ändern
Auch wenn das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile einen festen Platz im Handel hat – wie unsere vorherigen HandelBar Gäste Tobias Wollermann von Otto und Stefan Mues von hessnatur bestätigen können – zeigt sich leider auch beim Thema Lebensmittelrettung der Attitude Behavior Gap: Die Konsument:innen sprechen sich zu Gunsten nachhaltiger Produkte aus, wählen dann aber häufig doch das günstigste Produkt (mehr dazu in unserem Trend Check Handel Vol. 11). Raphael Fellmer sieht einen weiteren Faktor, der das Voranschreiten seines Ziels ausbremst: Um dem Hunger in der Welt zu begegnen, muss der Status quo verändert werden, der Handel muss seine Prozesse und Menschen ihre Konsumgewohnheiten ändern – und das ist erstmal unangenehm (ab 13:59).
Optimistisch in die Zukunft
Trotz aller Hindernisse behält unser Gast seine Ziele für das Unternehmen fest im Blick: Nach der Insolvenz soll SIRPLUS im kommenden Jahr den Break-even-Point erreichen (28:30). Auch auf politischer Ebene möchte er aktiv werden, um das Ziel der Vereinten Nationen – bis 2030 die Lebensmittelverschwendung global zu halbieren – weiter voranzutreiben (31:30).
Vielen Dank Raphael Fellmer für den Einblick in ein Thema, das uns alle betrifft. Wir behalten die Entwicklungen auf Handelsebene weiter im Blick.