Ob Abflusssieb, Matschhose oder Kaffeespezialität: Bei Tchibo können Kund:innen nahezu alles kaufen. Was dieses, auf den ersten Blick, zufällig zusammengewürfelte Sortiment so erfolgreich gemacht hat, erzählt unsere aktuelle Podcast-Gästin, virtuell aus Hamburg an die HandelBar zugeschaltet: Wibke Bachor, Managing Director bei Tchibo, weiß wieso das Geschäftsmodell „Kaffee meets Non-Food“ gut funktioniert. Mit ihrer Passion für Marketing und Vertrieb half Wibke Bachor in ihrer beruflichen Laufbahn schon viele Produkte zu verkaufen, was ihre Arbeit bei Tchibo, wo immer wieder andere Produkte im Marketingfokus stehen, umso spannender für sie macht (03:55).
Kerngeschäft Kaffee
„So lange es geht, trinke ich natürlich Kaffee.“, bekennt unser Gast auf die Frage hin, welches Getränk – wenn auch nur virtuell – unser Host Kai Hudetz ihr zur Aufzeichnung unseres Podcasts um 16:00 Uhr anbieten dürfe. Damit teilt sie die Leidenschaft zum Kaffee mit Heiko Schönbeck von Melitta – ein früherer Gast an der HandelBar. Das heiß gebrühte Bohnengetränk steht auch bei Tchibo im Fokus, wie Wibke Bachor berichtet.
Als ein großer Teil des Produktsortiments, freue sich das Unternehmen über den aktuellen Kaffee-Hype, der dafür sorge, dass qualitativ hochwertiger Kaffee wieder mehr geschätzt werde (14:06). Während in Deutschland Kaffee lange Zeit über den Preis verkauft worden wäre, seien jetzt Themen wie Nachhaltigkeit und faire Löhne für die Kund:innen relevanter geworden (11:51). Daher werde bei Tchibo auch Kaffee aus kleinen Röstereien verkauft, die nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstützung auf dem Weg in Richtung wertschätzender Kaffeekultur gesehen werden (15:03).Im letzten Jahr habe sich der Preis für Rohkaffee im Ursprungsgebiet verdreifacht, berichtet Wibke Bachor. Jedoch konnte Tchibo dank ihres Komissionsmodells, welches ihnen erlaubt die Preise für den Endverbraucher selbst zu bestimmen, den Preisanstieg abfangen und mittlerweile habe sich die Lage wieder beruhigt, erklärt die Expertin (17:44).
Jede Woche neue Produktwelten
Während die einen Kund:innen wegen des Kaffees zu Tchibo kommen, lassen sich wieder andere von den wöchentlich wechselnden Non-Food-Produkten inspirieren, berichtet Wibke Bachor (05:52). Unter dem Motto „Jede Woche eine neue Welt“ kuratiere Tchibo eine Sammlung von Produkten, die alle aufeinander abgestimmt seien (09:32). Der Großteil der Produkte werde dabei bereits im Vorjahr ausgewählt und nur ein kleiner Teil spontan oder saisonal hinzugefügt (20:07). Dadurch könne Tchibo besser mit Lieferengpässen umgehen, so Wibke Bachor (19:39). Bei der Auswahl der Produkte setze Tchibo auf kleine alltägliche Problemlöser, die eigens für Tchibo hergestellt werden und sich durchaus von der Aktionsware bei Discountern, mit denen man sie zunächst vielleicht vergleichen würde, unterscheiden (07:46). Damit bedient Tchibo durch die Kombination aus Kaffee und Non-Food Produkten den Trend des „One-Stop-Shopping“, was besonders seit Corona noch beliebter geworden sei, berichtet Wibke Bachor (09:05).
Vielfältige Standorte
Auch Kaufhäuser bedienen den One-Stop-Shopping Ansatz, wie Jens Diekmann von Galeria bei seinem Besuch an der HandelBar zu berichten wusste (Einordnungen zu den jüngsten Umstrukturierungen bei dem Kaufhaus-Riesen haben wir hier zusammengefasst). Besonders wichtig für den Erfolg von Tchibo seien zwei Faktoren, stellt Wibke Bachor heraus: Die Produktwünsche der Kundschaft umsetzen und eine inspirierende Einkaufsatmosphäre schaffen (09:32). Hierzu gehören auch die umliegenden Geschäfte, denn: „Wir leben von einer funktionierenden Innenstadt.“ (23:25). Das habe Tchibo besonders während der Corona-Pandemie, die selbst für ein großes Unternehmen wie Tchibo existenzbedrohend war, gespürt (25:20). Belebte stationäre Einkaufsorte müssen daher weiter fokussiert werden. So konnte Tchibo beispielsweise beobachten, dassmit dem 9€ Ticket neue Kund:innen in die Tchibo Filialen in den Bahnhöfen kamen (26:27).
Ob Kaffee oder Non-Food Produkt: Tchibo zeigt, wie Kundenbindung auch bei scheinbar unpassenden Produktkategorien gelingen kann. Wir danken Wibke Bachor für ihren Besuch an der HandelBar und ihre spannenden Insights!