Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Und da ist es mittlerweile fast schon Tradition geworden, dass wir gemeinsam mit Prof. Dr. Werner Reinartz das vergangene Handelsjahr Revue passieren lassen. Denn schließlich ist 2021 einiges passiert. Die Erinnerungen an den Jahresstart 2021 im Lockdown sind gerade wieder aktueller denn je. Überlegungen rund um Schließungen und Eindämmungen des öffentlichen Lebens haben große Auswirkungen für den Einzelhandel. Nicht zuletzt deswegen ist sich der Handelsexperte Prof. Dr. Werner Reinartz sicher: Innenstädte sind das Megathema des Jahres (18:50) gewesen. Einen Trend, den wir auch am IFH KÖLN passend begleitet haben: Anfang Februar 2021 kam die neue Studie unserer Studienreihe Vitale Innenstädte heraus – Achtung! Die Akquisephase für die nächste Erhebung läuft bereits, mehr Infos für Städte zur Teilnahme gibt es hier – und auch die IFH FÖRDERER Schwerpunktstudie unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Reinartz befasste sich in diesem Jahr mit der Frage, wie Innenstadthandel in Zeiten der Digitalisierung aussehen kann und sollte. Kein Wunder also, dass Prof. Dr. Werner Reinartz auch eine Lieblingsfolge der HandelBar hat, die sich genau dieser Frage zur Zukunft des stationären Shoppings in widmet. Und zwar jene Folge mit Dr. Dirk Kühling von der Stadt Bremen – eine Stadt, die wiederrum auch Teilnehmer der Vitalen Innenstädte 2021 war (03:50).
Dennoch kauft unser Gast lieber online, „der Effizienz geschuldet“ und weil es ihm mehr um das reine Beschaffen als um ein Kauferlebnis geht (07:00). Rückblickend auf das Handelsjahr 2021 hat er jedoch etwas anderes beobachtet und erinnert sich an das Ende des Lockdowns im Frühjahr und wie stark die Konsumentinnen und Konsumenten die Wiedereröffnungen und Möglichkeit des stationären Einkaufens wahrnahmen. Dynamiken, die für ihn zeigten, wie „stark der Handel in der Lebensrealität der Konsument:innen verhaftet ist“ und dass „eben nicht alles über das Onlinegeschäft geht“ (07:50).
Gewinner- und Verliererkategorien 2021
Schon im letzten Jahr resümierten Kai Hudetz und Werner Reinartz an der HandelBar, welche Handelskategorien am besten und schlechtesten abschnitten. Leidet Fashion immer noch so stark? Ja, so unser Podcastgast (08:50). Trotzdem war das Jahr ein Rekordjahr für den Handel (09:50), einzelne Branchen schnitten (wieder) sehr gut ab. Wie und ob dieses Wachstum weitergeht, scheint zum jetztigen Zeitpunkt fraglich, schließlich sehen sich viele Branchen – so unter anderem Fahrräder oder Consumer Electronics – mit erheblichen Lieferengpässen konfrontiert (10:50). Eine Problematik, von der die LEH-Branche nicht betroffen ist und war. Im Gegenteil: Quick-Commerce-Konzepte rund um Gorillas, Flink und Co. boomen. Und immer mehr neue Start-ups bringt die Branche aktuell hervor. Entwicklungen, die unser Podcastgast „unglaublich faszinierend“ findet, aber auch in Frage stellt, ob es sich hier in Punkto Nachhaltigkeit tatsächlich um Ansätze handelt, die wir brauchen (14:00).
Megathema des Jahres: Innenstädte
Onlinehandel und stationärer Handel. Ersterer gewinnt immer mehr, letzterer verliert zunehmend. Die Folgen, die aus dieser Dynamik resultieren, wurden 2021 durch die Pandemie verschärft, wie auch der Corona Consumer Check nachzeichnet und sind nicht zu unterschätzen. Immer mehr geht es in der Diskussion auch um Strukturwandel. Das Netz fungiert als „großer Gleichmacher“ und birgt daher für kleinere Städte eine besondere Dringlichkeit, ihr eigenes Profil zu entwickeln und sich von anderen Städten abzuheben – und das eben nicht durch die reine Versorgungsfunktion, denn diese kann über Onlinebestellungen bedient werden (ab 22:20). Und: Egal, was Innenstädte an ihrem Profil herausarbeiten, es braucht Exzellenz und eine professionelle Durchführung (25:00).
Aber was bedeutet das für Händler? Sind mehr digitale Touchpoints und Cross-Channel-Ansätze die Lösung wenn es darum geht, wieder mehr Kund:innen in Geschäfte zu bekommen? Hier vertritt der selbsternannte Onlineshopper Prof. Dr. Reinartz eine klare Meinung und plädiert dafür auch die Grenzen der Digitalisierung zu sehen und das persönliche Element hin zu den Kundinnen und Kunden nicht aus den Augen zu verlieren (27:00). Dass hier neue, kreative Ansätze notwendig sind und dass sie auch verstärkt aufkommen, zeigt unter anderem GALERIA mit seinen Service-Hubs in den neu gestalteten Kaufhäusern (37:00).
Ausblick 2022
Und wo geht es nun 2022 weiter hin für den Handel? An der HandelBar ist man optimistisch. So erwartet Prof. Dr. Werner Reinartz kein schlechtes Jahr (42:00), da insbesondere in der Pandemie der Handel für viele Konsument:innen als Ventil fungiert und Ablenkung und Freude bringt. Was er sich für den Handel im neuen Jahr wünscht? Eine bessere und kundenzentriertere Integration von Onlineabwicklungen in physische Abwicklungen. Warum? Um die Menschen mehr abzuholen und sie mehr „als Menschen zu sehen und nicht nur als Transaktionsobjekte“ (43:00).
Ein schöner und gar weihnachtlicher Wunsch bei dem wir im nächsten Jahr mit dem Direktor der IFH FÖRERDER sicherlich weiterdiskutieren!