Seit August 2024 betreibt die Stadt Trier ein Büro „Innenstadtmanagement“ mitten in der Fußgängerzone der ältesten Stadt Deutschlands.
Wie es dazu kam und vor welchem Hintergrund dieses Projekt initiiert wurde – unser Kollege und Projektleiter in Trier vor Ort Peter Herrmann gibt uns Einblick in ein spannendes Projekt aus unseren Beratungsleistungen für Städte und Kommunen.
Peter, seit August 2024 leitest du das Büro Innenstadtmanagement Trier: Was verbirgt sich dahinter?

Die Stadt Trier hat seit 2022 ein Dezernat mit einer Stabsstelle, welche sich explizit mit dem Thema Innenstadtentwicklung befasst. Im Rahmen des Bundesprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ hat sich die Stadt mit dem Projekt „Lebens(t)raum Innenstadt Trier“ (LebIT) erfolgreich um eine Förderung beworben. Während der Laufzeit des Projekts bis August 2025 (verlängert bis November 2025) konnten von der Stabstelle bisher schon zahlreiche Projekte umgesetzt werden. Um auch über den Projektzeitraum hinaus tragfähige und dauerhafte Strukturen eines professionellen Innenstadtmanagements zu schaffen, wurde das IFH KÖLN im vergangenen Jahr mit der Entwicklung dieser Strukturen beauftragt. Ein Baustein dieses Auftrages ist die Präsenz und Beratung in einem Büro in der Innenstadt. Diese Aufgabe habe ich übernommen und kann dabei auf meine langjährige Erfahrung in der Kommunalberatung mit Schwerpunkt Tourismus sowie meine Zeit als Projektleiter beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik der Stadt Trier zurückgreifen. Zudem sind mir als gebürtigem Trierer die örtlichen Gegebenheiten bestens vertraut.
Spannend – Was genau sind deine Aufgaben und wozu dient das Büro?
Das Büro befindet sich in der stark frequentierten Einkaufspassage Trier-Galerie und diente zuvor als Ladenlokal. Das Büro hat wöchentlich festgelegte Bürozeiten und steht offen für jedermann. Ziel war und ist es, mit diesem Büro ein niedrigschwelliges Angebot für Bürgerinnen und Bürger, Geschäftsleute und alle Personen zu schaffen, die ein Anliegen oder Fragen rund um innenstadtrelevante Themen haben. Entsprechende Anfragen und Anliegen werden, sofern nicht direkt von meiner Seite aus beantwortbar, dokumentiert, gesammelt und an die zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung weitergeleitet. Dabei kann ich natürlich auf das Know-how und die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen der Stabsstelle, welche in der Verwaltung angesiedelt sind und mit denen es einen kontinuierlichen Austausch gibt, zurückgreifen. Zudem dient mir das Büro dazu, unter der inhaltlichen Federführung mit Impulsgabe von uns am IFH KÖLN, Veranstaltungen vorzubereiten und durchzuführen, die Kommunikation innenstadtrelevanter Themen nach außen zu stärken und das Büro als Plattform für zum Netzwerken zu nutzen.
Wie ist deine Erfahrung – wie wird dieses Angebot angenommen?
Nach den bisherigen Erfahrungen kann ich sagen, dass das Ziel, eine Anlaufstelle für alle zu schaffen, bisher voll aufgegangen ist. Die Menschen, die in unser Büro kommen, haben sehr unterschiedliche Anliegen. Dabei geben die Themen Sauberkeit, Sicherheit, Leerstände, Baustellen und Parkgebühren immer mal wieder Anlass zur Beschwerde bzw. zum Dialog. Das soll aber nicht heißen, dass das Büro nur als „Kummerkasten“ genutzt wird, wenngleich die vorgetragenen Beschwerden wichtige Hinweise auf konkrete Optimierungsbedarfe liefern und natürlich ernstgenommen werden. Auf der anderen Seite werden auch interessante Vorschläge zur Attraktivierung der Innenstadt gemacht, die ggf. weiterverfolgt werden. So haben wir zum Beispiel erfahren, dass einige Trier:innen sich in der Fußgängerzone mehr Grün, konsumfreie Aufenthaltsräumen und Sitzgelegenheiten oder auch einen attraktiveren ÖPNV wünschen. Darüber hinaus werden konkrete Anfragen von Gewerbetreibenden zu freien Flächen oder genehmigungsrechtliche Fragen an die zuständigen Stellen weitergeleitet.
Insgesamt bekommen wir immer wieder das positive Feedback, dass es mit diesem Angebot eine Anlaufstelle mitten in der Fußgängerzone gibt, welche allen Interessierten unbürokratisch und ohne Terminvergabe offen steht. Das wissen die Menschen vor Ort zu schätzen und so schaffen wir in Trier einen engen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern bzw. mit den Innenstadtbesuchenden, egal ob aus Trier oder von außerhalb.
Wer profitiert sonst noch von dem Büro Innenstadtmanagement?
Da das Büro nur an halbtags an drei Tagen pro Woche geöffnet ist, gab es Überlegungen, wie man den Standort auch außerhalb dieser Zeit bespielen kann. So wurde das Büro bisher auch auch für verschiedene Workshops, den Runden Tisch Einzelhandel sowie für eine Veranstaltung des Jugendparlaments genutzt. Im Mai werden die Räumlichkeiten (ca. 150 m²) der Wirtschaftsförderung der Stadt Trier bereitgestellt für einen Hackathon sowie für ein Job-Speeddating als Kooperationsveranstaltung der Wirtschaftsförderung mit der Agentur für Arbeit Trier. Außerdem sind wir in Gesprächen mit dem Kulturdezernat, wie unsere Räumlichkeiten für kleinere kulturelle Non-Profit-Veranstaltungen (z.B. Lesungen, Ausstellungen) genutzt werden können. In diesen Mehrfachnutzungen sehen wir auch den Vorteil, dass das Büro für Innenstadtmanagement durch die jeweilige Presseberichterstattung weiter bekannt wird. Zuletzt – wenn auch nicht im Büro direkt verortet – hatten wir einen sehr interaktiven immobilienwirtschaftlichen Dialog. Zum einen hat es Spaß gemacht, gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen, zum anderen war das Feedback „erstmals geht die Stadt mit uns in den offenen Dialog“ genau der Gemeinschafts-Spirit, den wir lokal zu entfachen versuchen.
Nun läuft das Projekt schon seit sieben Monaten und noch bis Ende November 2025. Was ist die Perspektive für danach und euer Ziel?
Wie eingangs bereits erwähnt, wollen wir das Innenstadtmanagement der Stadt Trier über den Projekt- und Förderzeitraum hinaus als dauerhafte und feste Größe innerhalb der Verwaltungsstrukturen etablieren. Dazu werden wir als externe Berater vom IFH KÖLN gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Stabsstelle, aufbauend auf den Erfahrungen der letzten Jahre, ein Fortführungskonzept erstellen. Eine Weiterführung des Büros in der Innenstadt in dieser Form und an diesem Standort ist allerdings aufgrund der auslaufenden Förderung und begrenzter Mittel im städtischen Haushalt vorerst nicht geplant.