Das Geschäftsfeldvolumen Home & Interior, seit dem 2016er Höhepunkt im Rückwärtsgang mit zunächst leicht zunehmender Reduktionsgeschwindigkeit, hat 2019 zumindest eine Konsolidierung einleiten können. Allerdings fehlt es an einer Bestätigung, um von einer Trendumkehr sprechen zu können. Dieser Hoffnungsschimmer, in der Branche seinerzeit nur wenig ausgeprägt, ist angesichts des coronabedingten Shutdowns Makulatur. Schließlich dürfte sich im laufenden Jahr ein milliardenschwerer Umsatzrückgang einstellen und eine nachhaltige Erholung wird auch mittelfristig nur schwer zu schaffen sein. Immerhin hat sich im Jahresverlauf 2020 der Abstand zwischen unterer/oberer Prognose-Variante erheblich verkürzt: Der (mögliche) Umsatzausfall pendelt zwischen 1,0 und 3,2 Milliarden Euro.
Mit Blick auf die H&I-Einzelmärkte stehen Möbel und Küchen als Einrichtungskern im Mittelpunkt. Aufgrund ihrer Umsatzdominanz und zentraler Positionierung im Konsuminteresse der Verbraucher geben sie Takt und Richtung der Geschäftsfeldentwicklung vor. Küchen als konjunkturreagibelster H&I-Markt profitieren vor allem von der guten Baukonjunktur und sind der Markttreiber der letzten Jahre.
Gleichzeitig zeigt sich auf dem Möbelmarkt ein Trend zum Kleinteiligen. Kleinmöbel als ergänzendes Einrichtungselement sind en vogue, große Lösungen in Form von Komplettschrankwänden etc. rücken in den Hintergrund. Der Veränderungsbedarf in 41,7 Millionen Wohnräumen bleibt vielfältig und kleinteilig.
Hervorzuheben ist auch die Warengruppe Lampen/Leuchten. Die 2018 eingeleitete Umsatz-talfahrt hat sich beschleunigt (2019: -5,9 %) und durch den Shutdown steht der nächste, noch heftigere Einschnitt bevor. Die Leuchtmittelinnovationen LED/OLED werden derzeit nicht ausgereizt. Aber auch Bettwaren gelten als weiterer Verlierer im H&I-Markt. Hier zeigt sich aus der kurzfristigen Perspektive ein Schub nach „unten“. Der bisherige Markttreiber „Gesunder Schlaf“ wird müde.
Distribution: Stationär goes online. Fachhandel nimmt die Onlineherausforderung an
Die coronabedingte Verkürzung des Verteilungsspielraums in Form des Home-&-Interior-Gesamtvolumens von 46,9 Milliarden Euro auf (je nach Variante) 43,7 bzw. knapp 46 Milliarden Euro erhöht den ohnehin ausgeprägten harten Wettbewerb. Gleichzeitig steigt der Druck auf den stationären Handel in der Branche zunehmend. Der Onlinevertrieb befindet sich unverändert auf dem Vormarsch und wird sich künftig weitere Marktanteile sichern. Viele stationäre Händler haben lange nicht an ein Übergreifen der sonst so allgegenwärtigen Onlineisierung von Home & Interior geglaubt und die Entwicklungen lange Zeit ignoriert. Doch ganz verschlafen hat die Branche den Trend nicht, steigt doch der Onlineanteil des stationären Handels bei Home & Interior zunehmend an.