Seit einigen Wochen ist er da: Der HOMie. Was oder wer das ist? Der Name eines Ladenlokals, das wir in Homburg an der Saar zu Leben erweckt haben. Was es damit genau auf sich hat und warum man im HOMie nicht einkaufen, sondern in erster Linie erleben kann – unsere Kollegin und Projektleiterin Eva Neitzel gibt uns Einblick in ein spannendes Projekt aus unseren Beratungsleistungen für Städte und Kommunen.
Eva, seit einigen Wochen hast du ein neues „most used word“: HOMie. Was verbirgt sich dahinter?
Ja, tatsächlich! HOMie ist ein ehemals leerstehendes Ladenlokal mitten in der Homburger Innenstadt, welches wir nun seit September im Auftrag des Amts für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Homburg mit verschiedenen Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene bespielen.
Das Wort HOMie leitet sich dabei nicht nur aus dem KfZ-Kennzeichen „HOM“ ab, es stammt auch aus dem US-amerikanischen Slang und bezeichnet einen engen Freund oder eine enge Freundin aus der Nachbarschaft. Und genau das möchten wir mit HOMie auch sein: Ein nachbarschaftlicher, freundschaftlicher und ungezwungener Treffpunkt für junge Menschen.
Spannend – und woher wisst ihr, was vor Ort gebraucht wird, was dieser Treffpunkt also bieten muss?
Wir legen wir viel Wert darauf, die Angebote in engem Austausch mit der Zielgruppe zu realisieren. In verschiedenen sogenannten „Pizza & Talk“-Treffen sind wir mit der Zielgruppe ins Gespräch gegangen und haben ihnen zugehört, Ideen und Wünsche gesammelt und diskutiert. Wir merken, dass es in Homburg einen großen Need für ein solches Angebot gibt und erfahren viel Zuspruch. Auch von den ansässigen Institutionen und Vereinen, mit denen wir viele Angebote zusammen umsetzen.
Der Zuspruch und die Mitmach-Motivation ist also da: Was findet denn im Alltag im HOMie statt?
Wir haben von der Zielgruppe gelernt, dass in der Innenstadt ein ruhiger Raum zum Lernen, aber auch zum Freund:innen treffen, vermisst wird. Genau diese Lücke versuchen wir nun unter der Woche zu schließen. Wer also für einen Test oder die nächste Klausur lernen möchte, kann sich im HOMie einen der kostenfreien Arbeitsplätze mit WLAN schnappen. Darüber hinaus haben wir eine große Sofaecke und Sitzkissen im Fenster, sodass man es sich auch einfach bequem und gemütlich machen kann. An einigen Abenden und am Wochenende bieten wir zudem wechselnde Veranstaltungen: Ob Spielenachmittag, Stricken für den guten Zweck, Tischtennisturnier, Weihnachtsbasteln oder Health-for-Future-Treffen. Unser Angebot wächst stetig weiter und verändert sich laufend. Da ist für jeden Jugendlichen oder Studi/Azubi was dabei und das mitten in der Innenstadt!
Genau das – die aktive Nutzung von innerstädtischen Flächen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen – wünscht sich ja so manche Stadt oder Kommune. Warum funktioniert es oft nicht?
Da spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Das größte Problem sind sicherlich einfach die fehlenden Anreize, überhaupt in die Innenstadt zu kommen. Unsere Innenstädte sind ja nach wie vor stark auf Handel und Konsum ausgerichtet. Die junge Zielgruppe erledigt aber zum einen viele Käufe ohnehin online und zum anderen verfügt sie noch gar nicht über die nötige Kaufkraft. Die Preise für Gastronomie, bestehende Freizeitangebote oder öffentliche Verkehrsmittel sind für viele einfach zu hoch. Was die Zielgruppe braucht, sind eher niederschwellige und günstige Angebote, mit denen sie sich identifizieren kann. Ein weiterer Punkt ist, dass Innenstädte kaum Raum für Subkulturen bieten. Für Jugendliche ist das aber total wichtig, weil Subkulturen oft identitätsstiftend sind. Wenn sie das in der Innenstadt nicht finden, suchen sie sich eben andere Orte – sei es Parks, bestimmte Stadtteile oder auch online.
Dass sich Städte für ihre unterschiedlichen Zielgruppen wandeln müssen, ist nun ja aber bei den meisten Stadtakteuren angekommen. Aus diesem Grund wurdet ihr von der Stadt Homburg auch beauftragt?
Genau. Das Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Homburg setzt sich natürlich für die Innenstadt ein und hat uns mit dem Projekt beauftragt, um innerstädtischen Leerstand aktiv anzugehen, die Innenstadt mit einer jungen Zielgruppe zu beleben und damit auch langfristig den Einzelhandel zu stärken. Mit dem HOMie möchten wir für Jugendliche, aber auch für die Studierenden in Homburg Anreize schaffen, überhaupt mal wieder in die Innenstadt zu kommen. Finanziert wird das ganze Projekt mit Fördergeldern des Wirtschaftsministeriums Saarland im Rahmen des Programms „Zukunftskonzept für den Handel im Saarland 2030“ und hat eine Laufzeit von 12 Monaten.
Nun läuft das Projekt schon knapp drei Monate und noch bis Ende August 2025. Was ist die Perspektive für danach und euer Ziel?
Wir verstehen HOMie als eine Art Reallabor. Wir nutzen die Projektlaufzeit bis Ende August 2025, um verschiedene Konzepte und Angebote zu verproben. Nur so können die Stadt und wir lernen was wirklich gut ankommt und gebraucht wird. Natürlich haben wir dabei auch den Anspruch und die Hoffnung Formate zu schaffen, die sich über den Förderzeitraum hinweg verstetigen. HOMie sollte auf keinen Fall im Herbst nächsten Jahres seine Türen wieder schließen müssen. Schon jetzt merken wir, dass HOMie einen Nerv trifft und wünschen uns selbstverständlich, dass das Angebot weitergeführt werden kann.
HOMie hat zudem Pilotfunktion. Die vielfältigen Learnings, die wir aus Homburg mitnehmen, lassen sich auch auf andere Städte mit ähnlichen Problemen übertragen.