Mit der Coronakrise offenbart sich eine Wirtschaftskrise mit erheblichen Folgen für das Konsum- und Einkaufsverhalten der Konsument*innen. Insbesondere auf den Handel mit Fashion & Accessoires hat die Coronakrise weitreichende Auswirkungen.
Schon ohne die aktuellen Geschehnisse hat der Fashionhandel mit starken strukturellen Veränderungen und schwachem Marktwachstum zu kämpfen. Einerseits ziehen preisattraktive Mode-Filialisten immer mehr Kund*innen an, andererseits bietet der Onlinehandel immer mehr Kaufimpulse. Die Anzahl der Geschäfte im Fashion-Fachhandel verringert sich seit Jahren und immer mehr Einzelhändler verkaufen ihre Ware über Onlinemarktplätze. Für Konsument*innen steht dabei vor allem der Wunsch nach einem möglichst bequemen Shoppingerlebnis im Vordergrund – zuhause von der Couch aus bestellt und ein paar Tage später direkt dorthin geliefert. Aber auch Trends hin zu mehr Nachhaltigkeit bestimmen Marktdynamiken im Fashionhandel.
Corona als Brandbeschleuniger
Die Coronakrise beschleunigt als extremer Katalysator nun die Geschwindigkeit der strukturellen Veränderungen. Der stationäre Fashion-Fachhandel kann die Umsatzverluste aus der Shutdown-Phase nicht wieder aufholen. Nach dem Neustart ist das Kaufverhalten ein anderes als vor der Krise. Das Infektionsrisiko begleitet jeden Ladenbesucher. Die Maskenpflicht trübt das Einkaufserlebnis. Der Kauf in Geschäften ist eher auf die gezielte Suche nach bestimmten Produkten fokussiert, Stöbern und Inspiration sind nachrangig. Dabei lebt der Fashionkauf wie in keiner anderen Branche von Shoppingausflügen und dem Erlebnischarakter des „Bummelns“.
Onlinekanal als großer Gewinner
Nach anfänglicher, genereller Kaufzurückhaltung zu Beginn der Coronakrise wächst vor allem der Onlinekanal inzwischen deutlich stärker als zuvor. Auch wenn der Fachhandel seine Position online ausbauen kann, die Onlineaktivitäten reichen in der Summe bei weitem nicht, den stationären Verlust auszugleichen.
Im vergangenen Jahr 2019 ist der Markt für Fashion & Accessoires noch um 1,4 Prozent auf rund 58 Milliarden Euro gewachsen. Für 2020 muss im Fashionmarkt mit einem Umsatzverlust von bis zu 20 Milliarden Euro gerechnet werden. Je nach Entwicklung der Rahmenbedingungen kann dieser Verlust auch bis 2024 nicht aufgeholt werden. Kanalverschiebungen zum Onlinehandel werden in den kommenden Jahren voraussichtlich noch deutlicher zunehmen, wovon vor allem Onlinemarktplätze profitieren dürften. Im Wettbewerb um die Marktanteile werden die stationären Geschäfte des Fachhandels verlieren. Bei der Zahl der Verkaufsstellen muss in den kommenden Jahren mit einem Rückgang im fünfstelligen Bereich gerechnet werden.
Wie stark die Verluste tatsächlich ausfallen werden, ist aktuell noch nicht verlässlich abzusehen und entscheidet sich insbesondere am weiteren Infektionsverlauf und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Implikationen.