Geeignetes Personal zu finden, wird immer schwieriger – die Klagen des Handels immer lauter. In den Innenstädten wird es besonders deutlich. An fast jeder Schaufensterscheibe ist ein Aushang mit der Aufschrift „Wir suchen Dich!“ zu finden und auch die Onlinejobbörsen sind voll mit Stellenanzeigen. Personal – nicht nur im Handel – ist knapp. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einige dieser Gründe und Wege, wie der Handel heute gerade jüngere Arbeitnehmer:innen ansprechen muss, zeigen wir im folgenden Beitrag auf.
Weniger Fische im Arbeitsmarktteich
Ein Grund, für den sich weiter verschärfenden Wettbewerb um Personal liegt schlicht darin, dass es weniger potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für den Handel gibt. Teile der Generation "Babyboomer" (geboren zwischen 1956 und 1965) sind bereits im Ruhestand, der Großteil wird in den kommenden Jahren folgen. Eine aktuelle Studie von Destatis zeigt, dass in den nächsten Jahren eine enorme Zahl an Erwerbspersonen auf dem Arbeitsmarkt fehlen wird und nur ein Teil der jüngeren Generationen diese Lücke ausgleichen kann.[1] Auch Unternehmen, welche Auszubildende suchen, werden häufig nicht fündig. Im Jahr 2021 gab es 536.239 angebotene Ausbildungsplätze, darauf kamen jedoch nur 497.677 Bewerberinnen und Bewerber.[2] Es zeigt sich, dass mehr Schülerinnen und Schüler Abitur machen und studieren gehen. Für einige klassische Berufe in der Handelsbranche ist jedoch nach wie vor eine Ausbildung mit ihren praktischen und theoretischen Lernelementen gefragt.
Der Kampf um Arbeitskräfte, sei es die Suche nach Auszubildenden oder Teil- bzw. Vollzeitangestellten setzt sich fort. Unternehmen müssen sich auch in Sachen Personal wettbewerbsfähig aufstellen, um die geringere Anzahl an potenziellen Bewerber:innen auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Hinzukommt: Suchen Unternehmen Berufseinsteiger:innen oder Auszubildende aus der jüngeren Generation, haben diese oft andere Erwartungen an ihren zukünftigen Arbeitsplatz, als Personen aus älteren Generationen.
Attraktiv für die Gen Z – digital, flexibel, sinnstiftend
Aktuell finden sich auf dem Arbeitsmarkt vor allem Vertreter:innen der Generation X (geboren zwischen 1965 und 1969), Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1996) und ein Teil der Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012). Ein weiterer Teil der Generation Z wird erst noch in den Arbeitsmarkt eintreten. Um für diese Generation als Arbeitgeber interessant und für die eigene Zielgruppe sichtbar zu sein, müssen die Wünsche und Bedürfnisse dieser Gruppe beachtet werden.
Die Welt der Gen Z ist deutlich digitaler geprägt als die der Generationen zuvor. Aufgewachsen mit der Digitalisierung und neuen Technologien sind sie technisch sehr versiert und probieren sich gerne aus. Die Art des Arbeitens sollte flexibel, z. B. in Form von mobilem Arbeiten möglich sein. Der Wunsch nach einem sinnstiftenden Job und einem gesunden Arbeitsklima ist groß. Diese Generation wünscht sich eine Work-Life-Separation, das heißt eine strikte Trennung von Arbeit und Freizeit und ist weniger bereit Überstunden zu leisten.[3] Ein unbefristeter Arbeitsvertrag gewinnt an Relevanz, denn die letzten Krisen haben die Gen Z besonders hart getroffen. Sie musste sich mit vielen Unsicherheiten durch Schulschließungen und Homeschooling auseinandersetzen.
Dass sich die Unternehmenswerte potenzieller Arbeitgeber mit den eigenen Werten decken, wird ebenfalls wichtiger. Für Unternehmen, die vor allem auf der Suche nach jüngerem Personal sind, ist es daher besonders wichtig, die eigenen Unternehmenswerte zu kennen, konsequent nach diesen zu handeln und diese auch nach außen auf den relevanten Kanälen zu kommunizieren. Besonders wichtig sind der Gen Z die Werte Vielfalt, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit. [4]
Zielgruppen erreichen: Nicht nur die Kanalwahl ist entscheidend
Die jüngere Generation soll dort abgeholt werden, wo sie unterwegs ist – und das ist vor allem online. Entscheidend ist dabei wie so oft, die zielgruppengerechte Ansprache. 98 Prozent der 16- bis 29-Jährigen nutzen Social-Media-Plattformen. Auf Social-Media-Kanälen verschwimmen private und geschäftliche Zwecke, daher ist es umso erfolgsversprechender, wenn Unternehmen auch dort vertreten und aktiv sind. Neben den klassischen Rekrutierungswegen wie beispielsweise Onlinestellenanzeigen auf Jobportalen und der Stellenschaltung auf der eigenen Homepage, gewinnen Social-Media-Plattformen an Bedeutung im Rekrutierungsprozess. Dabei zeigt sich, dass die jüngere Generation vor allem auf TikTok, Instagram und YouTube unterwegs ist. TikTok ist die Plattform mit den jüngsten Nutzer:innen, hier erreichen Unternehmen überwiegend die 16- bis 19-Jährigen (Teil der Gen Z), gefolgt von Instagram und YouTube (Hauptnutzer:innen 16-bis 39-Jährige, überwiegend Gen Z und Gen Y).[5]
Vielversprechend ist es, wenn Unternehmen dort nicht nur die Jobangebote in den Vordergrund stellen, sondern ihre eigenen Firmenwerte und Visionen auf den relevanten Kanälen zielgruppengerecht präsentieren. Eine starke Unternehmensmarke ist daher entscheidend, um auf dem Bewerbermarkt überhaupt sichtbar zu werden. Passen die Unternehmenswerte zu den Vorstellungen der potenziellen Bewerberin bzw. des potenziellen Bewerbers, können sie sich bei Interesse direkt bewerben – bestenfalls mobil, denn das Smartphone ist das meistgenutzte Medium der jüngeren Generation. Und: Je einfacher und schneller der Bewerbungsprozess, desto mehr Bewerbungen kommen am Ende im Unternehmen an.[6]
Fazit
Eine einfache Stellenanzeige auf Jobportalen reicht nicht mehr aus, um auf dem heutigen Arbeitnehmermarkt sichtbar zu werden. Bewerber:innen haben die Möglichkeit, sich das passende Unternehmen auszusuchen. Heutzutage müssen sich Unternehmen oft bei den potenziellen Jobsuchenden bewerben und nicht andersherum. Daher ist es umso wichtiger, eine starke Unternehmensmarke aufzubauen und diese auch in den relevanten Kanälen zu repräsentieren. Gerade Social-Media-Kanäle eignen sich besonders gut, um die jüngere Generation zu erreichen. Unternehmen, die dort aktiv sind und authentisch zielgruppenrelevante Inhalte posten, haben deutlich bessere Chancen in die engere Auswahl als zukünftiger Arbeitgeber zu kommen.
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[1] 12,9 Millionen Erwerbspersonen erreichen in den nächsten 15 Jahren das gesetzliche Rentenalter - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
[2] Ausbildungsplätze - Angebot und Nachfrage bis 2021 | Statista
[3] Generation Z: Das erwartet die jüngste Generation von ihrem Arbeitgeber (hr-monkeys.de)
[4] Generation Z sucht Sicherheit und Sinn im Job: Neue Trendstudie "New Work - Die Generation Z in der Arbeitswelt von morgen" (FOTO) | Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf, 28.06.2021 (ots.at)
[5] ECC CLUB Studie 2021: #CONTENT #COMMERCE #COMMUNITY - IFH KÖLN (ifhkoeln.de)
[6] Generation Z: Das erwartet die jüngste Generation von ihrem Arbeitgeber (hr-monkeys.de)