88,1 Milliarden Euro Umsatz mit Gartenprodukten in der EU
Das Gesamtvolumen des Gartenmarktes in der Europäischen Union – von Orchidee über Gartentisch und Sonnenschirm bis hin zu Teichpumpe und Rasenmäher – befindet sich aktuell bei 88,1 Milliarden Euro (zu Endverbraucherpreisen) und wuchs damit im vergangenem Jahr um ein Prozent. Oder anders ausgedrückt: Jeder EU-Bürger gab 2015 durchschnittlich 175 Euro entweder direkt für Garten, Terrasse, Balkon und Blumen für die Wohnung oder indirekt über öffentliche und privatwirtschaftliche Begrünung aus. Das zeigen aktuelle Daten des IFH KÖLN.
Beim Blick auf die Umsatzentwicklung in der langen Zeitreihe seit 2005 offenbaren sich auf europäischer Ebene drei Phasen:
- 2005 bis 2007 mit sehr deutlichem Wachstum, welches mit wenigen Ausnahmen von allen Ländern getragen wurde;
- die von der Krise und den Nachholeffekten geprägten Jahre 2008 bis 2010 und
- die Jahre 2011 bis 2015 mit relativ stabilen Gesamtumsätzen auf Ebene der EU 27 mit zuletzt einem leichten Umsatzplus von einem Prozent.
Im Zehnjahreszeitraum 2005 bis 2015 ergibt sich damit ein durchschnittliches Umsatzwachstum des EU-Gartenmarktes von einem Prozent. Der entsprechende Wert für Deutschland beträgt 0,5 Prozent.
Über die Hälfte der Umsätze mit Pflanzen – mit abnehmender Tendenz
Mit einem Anteil von 53 Prozent entfällt der größere Teil der Umsätze im Gartenmarkt auf Pflanzen also Blumen/Pflanzen für Innen und Außen; nimmt man den Bereich biologisch-chemischen Gartenbedarf (Pflanzenschutz, Dünger, Erden/Torf) hinzu, sind es 62 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet dies ein Umsatzvolumen von 54,3 Milliarden Euro, welches sich zu 39 Prozent auf Blumen und Pflanzen für Drinnen, zu 47 Prozent auf Outdoorgewächse und zu 14 Prozent auf biologisch-chemischen Gartenbedarf aufteilt. Ein Umsatz in Höhe von 33,8 Milliarden Euro wird mit Gartenhartwaren erwirtschaftet. Mit 15,9 Milliarden Euro wichtigstes Segment stellen hier die Garten- und Balkonmöbel (inkl. Grillen im Garten) dar, gefolgt von der Gartenausstattung (inkl. Holz und Wasser im Garten) mit 10,6 Milliarden Euro. Für Gartengeräte und Maschinen wurden 2015 7,3 Milliarden Euro ausgegeben.
Während der europäische Markt insgesamt um ein Prozent im Jahr 2015 wuchs, offenbart der Blick auf die sich dahinter befindenden Warengruppen durchaus unterschiedliche Entwicklungen. Grundsätzlich zeigen sich auf EU-Ebene Ähnlichkeiten zur Entwicklung in Deutschland: Ein deutlich besseres Abschneiden der Hartwarensortimente im Vergleich zu Pflanzen. Während in Deutschland das Lebende Grün ein Minus von 1,3 Prozent verzeichnete, betrug das Minus in Europa nur 0,2 Prozent. Wachstumsträger waren 2015 die Warengruppen biologisch-chemischer Gartenbedarf sowie Gartenmöbel und Gartengeräte mit Zuwächsen zwischen 2,7 und 3,7 Prozent. Damit spiegelt sich 2015 grundsätzlich die Entwicklungstendenzen der vergangenen Jahre wider. Die einzige Ausnahme bildet hier der Bereich der Outdoorpflanzen (Gehölze, Stauden, Beet- und Balkonpflanzen), der in den letzten Jahren durchaus an Umsatz gewinnen konnten.
„Der europäische Vergleich verdeutlicht einmal mehr den hohen Stellenwert des Gartens in unserer Gesellschaft sowie die Souveränität des deutschen Marktes. Wir freuen uns über stetigen Wachstum, betrachten allerdings auch die Entwicklung des Lebenden Grüns nach wie von mit Besorgnis. Hier besteht für uns und die gesamte Branche dringender Handlungsbedarf hinsichtlich Wertschöpfung und Wertschätzung“, so Johannes Welsch, Geschäftsführer des Industrieverband Garten (IVG).
Ländervergleich: Nur Spanien mit nennenswertem Umsatzplus
Das abgebildete Dynamikportfolio stellt sehr anschaulich die Entwicklung der Länder sowohl im vergangenen Jahr 2015 als auch im Mittelfristzeitraum 2010 bis 2015 dar. Es zeigt sich, dass von den umsatz- und bevölkerungsstarken Ländern nur in Spanien im vergangenen Jahr nennenswert die Umsätze mit Gartenprodukten gesteigert werden konnten. Zwar weisen auch Deutschland, Großbritannien und Frankreich Umsatzzuwächse auf, befinden sich hiermit aber unter dem EU-Wert von einem Prozent. Italien verbuchte 2015 hingegen, trotz positiver Entwicklung in Gartenhartwarensortimenten, ein leichtes Minus von 0,4 Prozent.
Deutschland ist wichtigster Einzelmarkt in Europa
Bei der Betrachtung der Marktgrößen in der EU wird deutlich, dass Deutschland mit einem Umsatz von 18,1 Milliarden Euro als der wichtigste Einzelmarkt in Europa fungiert. Relativ gesehen entfallen knapp 21 Prozent der europäischen Verbrauchsausgaben für Gartenprodukte auf das bevölkerungsreichste Land der EU. An Position zwei rangiert Frankreich (14,7 Milliarden Euro), gefolgt von Italien (12,2 Milliarden Euro) und Großbritannien (9,4 Milliarden Euro).
Als interessant erweist sich die Betrachtung der Pro-Kopf-Ausgaben in den unterschiedlichen Warengruppen und Ländern. Hierbei werden folgende Besonderheiten deutlich:
- Über alle Warengruppen hinweg werden die höchsten Pro-Kopf-Werte in Luxemburg, den Niederlanden, Österreich und überraschenderweise auch in Schweden erreicht.
- Ähnlich die Situation bei Pflanzen: Hier ist bei der Pro-Kopf-Betrachtung – dank der verhältnismäßig hohen Ausgaben für Indoorpflanzen – auch Deutschland Teil der Spitzengruppe.
- Bei Gartenmöbeln (inkl. des Bereichs Grillen im Garten) und Gartenausstattung haben – neben dem obligatorischen Luxemburg – die südlichen Länder die „Nase vorne“. Grund hierfür ist einerseits die aufgrund der klimatischen Bedingungen deutlich höhere und längere Aufenthaltsdauer der Landesbevölkerung im Freien. Dies gilt sowohl für den privaten Raum als auch im Bereich der (Außen-)Gastronomie. Hinzu kommt in diesen Ländern die höhere gewerblichere Nachfrage aufgrund des „Tourismusfaktors“. So werden im EU-Durchschnitt Pro-Kopf 32 Euro für entsprechende Produkte ausgegeben (Deutschland 30 Euro), in Italien liegt der Wert beispielsweise bei 47 Euro in Malta sogar bei 54 Euro.
Sehr divergente Vertriebsstrukturen in den Ländern
Der Ausweis einer detaillierten und vergleichbaren Distributionsstruktur für den Gartenmarkt in Europa erweist sich als schwierig. Grund hierfür sind insbesondere die unterschiedlichen Vertriebswegedefinitionen und lückenhaftes Datenmaterial. Verlässliche Aussagen lassen sich deshalb in erster Linie für den Blumen-/Pflanzenfachhandel (klein- und großflächig) sowie für die großflächigen Baumärkte treffen.
Über alle Länder der EU hinweg besitzt der Blumenfachhandel einen Umsatzanteil am gesamten Gartenmarkt von knapp 29 Prozent. Hinsichtlich der regionalen Ausprägung zeigt die Europakarte hier in der Tendenz ein Nordost-Südwest-Gefälle. Die Länder mit den höchsten Marktanteilen von Blumenfachhandel, Einzelhandelsgärtnereien und Fachgartencenter stellen dabei Polen, Belgien und Lettland dar. Der Marktanteil der großflächigen Bau- und Heimwerkermärkte am Gartenmarkt beziffert sich in der EU auf insgesamt rund 15 Prozent.
Die Branchenexpertise des IFH KÖLN
Die Branchenkenntnis des IFH KÖLN ist die Grundlage der Beratungsarbeit in verschiedenen Branchen. Unsere Spezialisten für Handel und Konsumgüter haben regelmäßig acht Geschäftsfelder mit 60 Konsumgütermärkten und über 500 Warengruppen mit einem Umsatz von 550 Milliarden Euro im Blick. Auf dieser Grundlage lösen wir branchenspezifische Fragestellungen.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie stellen sich Unternehmen im Verhältnis zum relevanten Marktsegment dar? Dieses definiert sich nicht nur über die Branche und Produktgruppe, sondern auch über Fragestellungen zu relevanten Vertriebskanälen (online und offline), Preislagen, Zielgruppen und dem Wettbewerb. Nutzen Sie passgenaue Potenzialanalysen und Strategiekonzepte. Wir kennen den Markt, können Trends je nach Branche einordnen und verfügen über langjährige Branchenexpertise.