Die Anforderungen an Produktinformationen im Handel steigen stetig: Kund:innen erwarten präzise und konsistente Inhalte, während gesetzliche Vorgaben wie der Digitale Produktpass zusätzliche Komplexität bringen. Wie Unternehmen diesen Herausforderungen erfolgreich begegnen können, erläutert Joachim van Wahden, Director Sales bei unserem ECC CLUB Mitglied novomind, im Interview.
Welche zentralen Herausforderungen siehst du derzeit im Product Content Management und wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Produktinformationen stets konsistent und auf dem neuesten Stand sind?
Sortimente werden zunehmend komplexer, die Anzahl der Vertriebskanäle wächst und die Kundenerwartungen an Produktinformationen steigen. Das gilt nicht nur für B2C-, sondern auch für B2B-Händler aus allen Bereichen von Baumaterialien bis hin zum technischen Großhandel. Gesetzliche Vorgaben kommen hinzu, wie der Digitale Produktpass, der künftig den kompletten Lifecycle eines Produkts detailliert abbilden muss.
Die oft sehr heterogenen Produktdaten unterschiedlicher Lieferanten zu konsolidieren und zu veredeln, ist gerade bei umfangreichen Sortimenten manuell kaum zu leisten ohne dass die Datenqualität leidet. Ein zentrales PIM-System und der Einsatz von AI-Technologien können aufwendige Prozesse im Product Content Management automatisieren. Dazu gehören beispielsweise Attribute Mapping, Übersetzungen, zielgruppenorientierte Textgenerierung oder Bildzuordnungen. Neben dem Zeitaufwand lässt sich die Fehlerquote minimieren. Das vereinfacht die Bereitstellung konsistenter und relevanter Produktinformationen in hoher Qualität für unterschiedliche Vertriebskanäle und Märkte.
Was genau versteht man unter Product Content Automation (PCA) und welche datenintensiven Prozesse können damit wie optimiert werden?
Product Content Automation, kurz PCA, umfasst die Automatisierung datenintensiver und zeitaufwändiger Prozesse im Rahmen des Produktinformationsmanagements. PCA ermöglicht Produktdatenmanager:innen, aus strukturierten Daten per Knopfdruck aussagekräftige, suchmaschinenoptimierte Produktbeschreibungen und ihre Übersetzungen in verschiedene Sprachen passgenau für jeden Vertriebskanal zu generieren. Damit stellt PCA die Weiche für effiziente Workflows, konsistente Produktpräsentationen und eine exzellente Product Experience für Kund:innen und Mitarbeiter:innen. Das Fundament für eine optimale PCA bilden Qualitäts-PIM-Systeme. Sie bündeln sämtliche Produktdaten als Single Source of Truth und erleichtern die Datenorganisation, -veredelung, -pflege und -distribution.
Wie verändert der Einsatz von KI-Technologien das Product Information Management (PIM) im Digital Commerce, insbesondere hinsichtlich der Datenqualität und der personalisierten Produktdarstellung?
Durch den Einsatz von KI entstehen vielfältige Möglichkeiten, um das Product Information Management und das Product Content Management smarter und effizienter zu gestalten. KI smart Mapping beispielsweise nutzt maschinelles Lernen, um automatisch Beziehungen zwischen verschiedenen Datensätzen herzustellen. Erhält man – wie z. B. auch im B2B- und Großhandel üblich - von verschiedenen Lieferanten Produktdaten in unterschiedlichen Formaten und Qualitäten, können diese Lieferantendaten mit ihren Attributen und Attributwerten automatisch in Sekundenschnelle auf das händlereigene Datenmodell angepasst werden. Dadurch wird viel Zeit für eine sonst aufwendige manuelle, fehleranfällige Übertragung eingespart und zugleich die Fehlerquote minimiert.
Auch die Einrichtung eines Selfservice-Lieferantenportals für den automatisierten Datenimport mit KI-gestützter Transformation und Synchronisation von Millionen von Lieferanten-Produktdaten hilft B2B- und Großhändlern beim transparenten Data Quality Management.
AI-gestützte Product Content Automation ermöglicht es zudem, Produktbeschreibungen und -empfehlungen automatisch zu personalisieren. Das kann das Einkaufserlebnis verbessern und zu einer höheren Conversion Rate führen.
Welche Rolle spielt die Automatisierung bei der SEO-Optimierung von Produktinhalten und welche konkreten Vorteile können Unternehmen durch automatisierte und KI-gestützte Prozesse im Wettbewerb erzielen?
Da sich Suchmaschinen-Algorithmen kontinuierlich ändern, müssen Produktinhalte und -beschreibungen laufend gezielt anpasst werden, damit sie in den Suchergebnissen von Google & Co. gut sichtbar bleiben. Die SEO-Optimierung von Produktbeschreibungen und Metadaten kann durch den Einsatz von AI-Algorithmen automatisch erfolgen. Dadurch wird die Sichtbarkeit der Produkte in den Suchergebnissen ständig im Handumdrehen verbessert und der organische Traffic wächst.
KI-gestützte Automatisierung kann Prozesse grundsätzlich wirkungsvoll beschleunigen und die Time-to-Market deutlich verkürzen. Allein beim initialen Anlegen der Artikel im Produktinformationsmanagement-System kann KI-basierte PCA die benötigte Zeit von 30 auf 6 Sekunden ¹ reduzieren. Das KI-gestützte Mapping der verschiedenen Lieferantenattribute auf das eigene Datenmodell funktioniert um bis zu 60 % ¹ schneller als manuelles Mapping und das Auslesen der strukturierten Informationen aus Lang- bzw. Marketing-Texten oder PDF-Dateien spart ebenfalls deutlich Zeit ein. Durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten können so Effizienzsteigerungen erzielt werden, die schlussendlich auch zur Betriebskostensenkung und Rentabilitätssteigerung führen. Auch dadurch kann sich ein Unternehmen Wettbewerbsvorteile verschaffen.