Ausgangslage im Kölner Veedel
Digitalisierung, demografischer Wandel und intensiver Wettbewerb prägen Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk und innerstädtische Dienstleistungen – auch in Köln. Filialisierung, Großflächenkonzepte und wachsender Onlinehandel führen dazu, dass die Zahl kleinbetrieblicher Fachgeschäfte abnimmt. Dies hat zur Konsequenz, dass in allen Kölner Geschäftslagen Besuchsfrequenzrückgänge zu verzeichnen sind. Zuletzt hat Corona den Druck nochmals erhöht, sodass sich die Veedel und ihre Anbieter für eine erfolgreiche Zukunft digital aufstellen und Services sowie Kundenbindung in zeitgemäßer Form gestalten müssen.
Das Ziel: Kaufkraft im Veedel halten, lokale Anbieter stärken – in ganz Köln
Zur Stärkung der Kölner Veedel und zur Bindung der Kund*innen vor Ort sind die Wahrnehmung des Angebots zu stärken und der Mehrwert für das lokale Erleben zu steigern. Dafür müssen Vereine, Dienstleister, Handwerker, Kirchen etc. eingebunden werden. Für eine bestmögliche Skalierung und um gleichsam viele Anbieter partizipieren zu lassen, ist eine kölnweite Lösung und damit verbunden eine auch veedelsübergreifende Kooperation gefordert.
Die Innovation: Heimatjeföhl auch auf digitalem Wege
Die Initiative zum „Tag des Veedels“ in Köln unter der Dachmarke „Veedel leben – Veedel lieben“ hat gezeigt: Es kommt auf die Emotionalität und das Heimatjeföhl an.
Runter von der Couch und rein ins Veedel hieß es am 22. November 2019, als die Kölner Einzelhändler, Gastronomen, Dienstleister und Handwerker für ihre Kundschaft in zwölf Veedeln bis 22 Uhr öffneten und mit Aktionen, Events, Lesungen und vielem mehr Menschen mobilisierten.
Diese Bindung auch digital zu erwirken wird jetzt dadurch realisiert, dass die lokale Identifikation nun auch über das Internet gestärkt wird. Digitale Sichtbarmachung, Services, Kundenansprache und Ankündigungen verknüpft mit zeitgemäßen Leistungen rund um die Community des Veedels werden implementiert.
Die Herleitung: Aufwendiger Analyseprozess zur Spezifikation der Leitlinie
Zur Sicherstellung der richtigen Ausrichtung wurden in den Veedeln Rodenkirchen und Lindenthal als Pilotregionen Veedelsbesucher*innen befragt. Ergänzt wurden diese Interviews um professionell begleitete Workshops mit Händler*innen aus dem Veedel – umgesetzt als analytische Fokus- und Expertengruppen. Es galt herauszufinden, welche Wünsche und Anforderungen bestehen, um eine digitale Lösung zu entwickeln.
Das Ergebnis: Infrastruktur für die erfolgreiche Zukunft im Veedel
In Zusammenarbeit mit den örtlichen Interessensgemeinschaften, dem Kölner Handelskümmerer und dem technischen Anbieter QDEGA wird nun eine Infrastruktur geschaffen, die der Bedienung der Anforderungen aus dem Herleitungsprozess entspricht. Diese muss als Weblösung und mobile Lösung so aufgebaut sein, dass eine kontinuierliche Nutzung und Erweiterung von Services gleichermaßen möglich ist, wie die kontinuierliche Erweiterung von Anbietern und aufzuschaltenden Veedeln.
Inhaltlich wird einerseits das Angebot des Veedels ganzheitlich sichtbar, anderseits werden neue Services und Informationsmöglichkeiten angeboten – bis hin zur Nutzung einer ganzheitlichen Interaktion mit Anwohner*innen, Besucher*innen und Interessierten.
Die Vorteile: Nutzen für die einzelnen Akteure in der Stadt
Aus dieser Lösung ergeben sich unterschiedliche Vorteile für unterschiedliche Akteure:
Organisationsstruktur zur Veedelsbelebung für ganz Köln
Für eine stadtweite Erweiterung des Projekts, für einen nachhaltigen und erfolgreichen Betrieb und zur Sicherstellung eines permanenten „auf der Höhe der Zeit“-Seins braucht der Ansatz digital gestützter lokaler Loyalität im Kölner Veedel eine gut und professionell aufgestellte Organisation.
Aus dem Projekt ergibt sich, diesen Umstand zu nutzen und gemeinsam mit allen IGs und der Stadt eine neue Organisationsstruktur zu entwickeln. Wünschenswert ist außerdem, dass der Aufbau vom digitalen Veedel auch dafür genutzt wird, die Kräfte in den Veedeln von Köln zu bündeln und damit zu stärken. Anvisiert ist dabei der Aufbau einer Organisationsstruktur, die für ganz Köln engagiert ist und eng mit der Stadt kooperiert. Die Idee des erfolgreichen Handelskümmerers würde so institutionell etabliert, damit alle Anbieter und Veedel in Köln davon profitieren können.
Fazit
Ein umgesetztes Model in dieser skizzierten Form ist für eine Millionenstadt mit gefühlt unendlich vielen Interessen und Erwartungen deutschlandweit einmalig.
Entsprechend erhielt es auch die Zustimmung durch die Jury des Programms „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“ vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und finanzielle Unterstützung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen.
Wir als IFH KÖLN freuen uns, das Projekt federführend umsetzen bzw. koordinieren zu dürfen und sind gespannt, wenn im Herbst 2020 die Kölner mit ihrem Veedel digital neu verbunden werden.