Kein Thema hat im letzten Jahr für so viel Wirbel gesorgt wie die Digitale Transformation. Neben einigen versucht optimistischen Statements, wurden vor allem viele Horrorszenarien über die Folgen der Digitalen Transformation ausgemalt. Aber, wie heißt es so schön: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Oder etwa doch? Schlägt die Digitale Transformation in der deutschen Handelswelt de facto solch große Wellen, wie das Presseecho vermuten lässt?
Tatsächlich verändert die Digitalisierung nicht nur die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Interaktion hin zum Kunden, sondern auch die Arbeitsweise innerhalb des Unternehmens fundamental. Im Rahmen der IFH-Schwerpunktstudie 2016 „Shift happens – wie die Digitale Transformation die Anforderungen an das Personal verändert“ wurden daher 150 Führungskräfte aus namhaften deutschen Handelsunternehmen zu ihrer Sicht bezüglich der Auswirkungen der Digitalen Transformation auf das Personal befragt.
Nehmen uns Maschinen die Arbeit weg?
Knapp jede zweite befragte Führungskraft sieht in der Digitalen Transformation die Chance monotone Arbeitsschritte zu automatisieren. Im Sinne einer effizienteren Arbeitsweise zeigt sich hierbei großes Potenzial aus Unternehmensperspektive, für Arbeitnehmer hingegen lauert die Gefahr der Substitution: Gut 70 Prozent der Positionen in deutschen Handelsunternehmen weisen eine hohe Automatisierungswahrscheinlichkeit auf. Einzelne, potenziell automatisierbare Tätigkeiten gibt es darüber hinaus in mehr oder weniger allen Berufsgruppen: Vom Logistiker, über den Verkäufer bis hin zum Controller – alle können betroffen sein.
Laut aktuellem Stand sind rund acht Prozent der Jobprofile, die es vor Beginn der Digitalen Transformation gab, bisher komplett weggefallen. Immerhin zwei von drei Jobprofile haben sich dagegen bereits verändert. Entsprechend kann man noch nicht von „dem Jobkiller“ Digitale Transformation sprechen. Vielmehr handelt es sich um einen langwierigen Prozess, der stetig Veränderungen mit sich bringt – und der deutsche Handel steht erst am Anfang.
Nichts ist so beständig wie der Wandel
Die Dynamik der Digitalen Transformation ist definitiv schon spürbar, aber sie ist noch nicht in voller Wucht in Handelsunternehmen eingedrungen. Um dabei nicht unter die Räder zu kommen, gilt es, ein Credo zu befolgen: Agieren, nicht reagieren. Und das gilt nicht nur auf Unternehmensebene. Auch jeder einzelne Mitarbeiter ist gefragt. Technologisches Know-how ist im 21. Jahrhundert unerlässlich, aber allein nicht ausreichend. Kompetenzen wie Kundenorientierung, stetige Lernbereitschaft und der Wille Veränderungen nicht nur hinzunehmen, sondern auch aktiv mit zu gestalten, sind gefordert, um in Zeiten der drohenden Automatisierung als Mitarbeiter zu bestehen.
Gerade die Politik ist dazu aufgerufen, verstärkt als Treiber der Digitalen Transformation aufzutreten, so wie es in anderen Ländern längst der Fall ist. Zusätzlich muss sie auch als Problemlöser fungieren. Werden keine Lösungen für Geringqualifizierte entwickelt, so werden sie der Digitalen Transformation zum Opfer fallen, da ihre Tätigkeitsprofile weitestgehend von Maschinen ersetzt werden können. Es braucht neue gesellschaftspolitische Konzepte. Grundsätzlich müssen digitale Kompetenzen stärker als Bestandteil in Lehre und Ausbildung integriert werden, aber auch die Bereitschaft zu Wandel und Weiterentwicklung muss verinnerlicht werden. Nur bei einer ganzheitlich gesellschaftspolitischen Betrachtung kann die Digitale Transformation letztlich als logische Konsequenz des 21. Jahrhunderts wahrgenommen und in Unternehmen gelebt werden.
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Weitere detaillierte Ergebnisse finden Sie in der IFH-Schwerpunkstudie „Shift happens – Wie die Digitale Transformation die Anforderungen an das Personal verändert“.