Alle reden über das Metaverse. Die neue Evolutionsstufe des Internets, das Web 3.0, soll sich hier anbahnen. Große Potenziale für Hersteller, Handel und Dienstleister, sollen entstehen. Wer jetzt nicht dabei ist, heißt es allerorten, der ist bald überhaupt nicht mehr dabei. Das Metaverse wird damit zur entscheidenden Zukunftswette, zur Überlebensstrategie. Und in der Tat: Das Thema Metaverse erfährt aktuell einen gewaltigen Anschub. Es wird viel investiert. Große Plattformen entwickeln sich zu Meta-Galaxien weiter. Mehr und mehr Marken springen auf das Thema auf. Allerdings: Es gibt auch Pleiten und Rückschläge. Von einer neuen Blase, die bald platzen wird, ist die Rede.
Unsere These lautet: Der Startschuss zum Metaverse ist gefallen. Gleichwohl ist keine selbsttragende Entwicklung in eine lichte Zukunft zu erwarten. Mit dem „krummen Holz der Humanität“ ist zu rechnen, mit der Trägheit und der Widerständigkeit der Verbraucher:innen. Aktuelle Daten aus Studien des IFH KÖLN zeigen das.
Technologischer Graben:
Verbraucher:innen sind träge, halten an bewährten Gewohnheiten fest. Man springt nicht einfach auf neue Technologien und umarmt ihre Potenziale. So sollte es nicht überraschen: VR-Brillen, ein Kern-Equipment für potenzielle Metaverse-Bewohner:innen, sind in den allermeisten deutschen Haushalten nicht zu finden. Und werden es zunächst auch nicht sein. Wer sich für das Metaverse interessiert, ist aufgeschlossener, nutzungsbereiter. Aber klar ist: Auf dem Weg in die immersive virtuelle Welt ist ein technologischer Graben zu überspringen.
Fehlende Zukunftsphantasie:
Verbraucher:innen kleben an der Gegenwart. Die Zukunft ist überwiegend in den Bahnen und im Horizont der Gegenwart vorstellbar. Wir haben Verbraucher:innen gefragt, wer denn der Betreiber des Metaverse bzw. seiner Galaxien sein soll. Wer wird genannt? Die bekannten Namen aus der GAFA-Welt. Google an erster Stelle. Der Alphabet-Konzern ist als großer Organisierer und Systematisierer des Internets abgespeichert. Das verschafft ihm aus Nutzersicht die besten Ausgangsbedingungen als künftiger Weltengestalter.
„Echtes“ Leben bevorzugt:
Der Mensch möchte einfach nicht von einer virtuellen Realität aufgesogen und absorbiert werden. Gerade das, was als die neue Qualität des Metaverse angepriesen wird, nämlich „immersive“ Erfahrungen zu bieten, wird von den Anwender:innen als zudringlich, fast bedrohlich erlebt. Das sehen auch jüngere Generationen so. „Ich finde reale Aktivitäten immer besser als virtuelle Aktivitäten“ sagen 80% der GenZ. Das Metaverse ist ein „spannender Ort“, geben sie in unseren Befragungen zu Protokoll, aber eben nur für einen mehr oder weniger „kurzen Besuch“, nicht als permanenter Aufenthaltsort. Auch wenn die Verweildauer mit der Nutzung steigen mag, der Reichweite des Metaverse sind damit Grenzen gesetzt.
Angst vor Missbrauch:
Deutsche haben ja immer Sorge um ihre Daten. In keinem Land blüht die Angst vor Datenmissbrauch so wie in Deutschland. Natürlich ist auch das Metaverse vom Missbrauchs-Vorbehalt nicht ausgenommen. Aber die Angst geht weiter. Die Sorge besteht, ein „rechtsfreier Raum“ könnte entstehen. In einer Befragung von potenziellen Metaverse-Nutzer:innen erwies sich dies als Hauptsorge auf der Bedenkenliste. Das drückt auf die Euphorie-Bremse, lässt zögern, vielleicht auch ganz zurückschrecken.
Was heißt das nun?
Die Kernlektionen für Hersteller und Handel sind aus unserer Sicht:
- Der Startschuss zum Metaverse ist gefallen. Man sollte ihn hören. Und das Thema verstehen, also Science-Fiction lesen, Vorträge anhören, Fallbeispiele anschauen, ins Gaming einsteigen.
- Planen Sie. Prüfen Sie, was das Metaverse für Ihr Geschäft, Ihr Unternehmen bedeutet, kartieren Sie die Customer Journey neu, erkennen Sie neue Erlösströme.
- Und Machen Sie auch. Ernennen Sie unternehmensinterne Metaverse-Treiber, legen Sie mit einem Pilot-Projekt los, experimentieren und lernen Sie. Es lohnt sich, auch wenn das Metaverse doch nicht kommt.
Weitere spannende Insights zum Thema Metaverse finden Sie in der ECC Club Studie "Metaverse - unendliche Weiten für den Handel?", welche Sie hier kostenlos im IFH Shop herunterladen können.