Keine Entwicklung hat den Handel so schnell und so grundlegend verändert wie die Digitalisierung – auch die Schuhbranche ist davon nicht ausgenommen. Der Siegeszug von Zalando hat die Branche aufgeschreckt: immer mehr stationäre Schuhhändler, allen voran die großen Filialisten, bieten ihre Produkte online an. Nach Schätzungen des IFH KÖLN werden 2015 in Deutschland Schuhe im Wert von fast 1,6 Milliarden Euro online vertrieben, womit der Anteil am Gesamtmarkt mehr als 16 Prozent beträgt. Der Online-Handel mit Schuhen wächst weiter deutlich, allerdings seit 2014 nur noch mit gut fünf Prozent von Jahr zu Jahr. Eindeutiger Gewinner im Online-Handel mit Schuhen sind die Online-Pure-Player, allen voran Zalando, die fast die Hälfte des Marktes ausmachen. Auf die stationären Cross-Channel Händler wie Deichmann und Görtz entfallen nur knapp ein Viertel der Online-Umsätze. Hinzu kommt: Jeder zehnte Euro im Schuhsegment landet vom Konsumenten direkt beim Hersteller – eine Entwicklung, die in anderen Einzelhandelsbranchen ähnlich zu beobachten ist.
Für die nächsten Jahre ist im Schuhhandel mit weiteren Verschiebungen der Umsätze vom stationären Handel hin zum Online-Handel zu rechnen. Dies gilt erst Recht angesichts der erkennbaren Bemühungen von Amazon, das Segment Mode und Schuhe stärker zu besetzen. Für die Zukunftsfähigkeit des stationären Handels sind damit zwei Fragen von elementarer Bedeutung: „Wie können auch online Umsätze realisiert werden?“ und „Mit welchen stationären Konzepten können Unternehmen künftig noch erfolgreich sein?“
Die Erfahrungen zeigen, dass es vor allem Filialsystemen gelingen kann, online nennenswerte Umsätze zu erzielen. Der deutsche Online-Handel zeichnet sich inzwischen durch eine extreme Professionalisierung aus, wie unsere jährliche Erfolgsfaktorenstudie zeigt. Um höchsten Kundenanforderungen zu genügen, sind erhebliche Investitionen notwendig. Deichmann ist auch im Online-Handel mit Schuhen das Maß aller Dinge, was Kundenbindung und -loyalität angeht. Kleinere Schuhhändler sind daher zumeist auf die Unterstützung ihrer Verbundsysteme angewiesen.
Entscheidender ist also die Antwort auf die zweite Frage: Das geänderte Konsumentenverhalten zwingt den stationären Schuhhandel besser zu werden. Der Konsument erwartet vor Ort guten Service und freundliches Personal, ein schönes Ambiente und natürlich ein breites und tiefes Sortiment mit tollen Produkten zu einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. An diesen stationären Stärken sollten Schuhhändler als erstes weiter feilen. Dabei gilt die alte Weisheit „Retail is Detail“: Der Händler muss an vielen Schrauben drehen, um dem Kunden ein optimales Einkaufserlebnis zu bieten – von der Mitarbeiterschulung bis hin zur modernen Ladengestaltung. Wenn die stationären Basics stimmen, können mit ausgewählten Cross-Channel-Funktionalitäten wie Online-Verfügbarkeitsanzeige, Online-Terminvereinbarung, Reservieren und abholen etc. dem Kunden dann darüber hinaus klare Mehrwerte geboten werden. Unternehmen werden so zur modernen, kundenorientierten Marke, die auch im digitalen Zeitalter bestehen kann.