Unterhaltsame Stimmung über den Dächern von Köln: CRIF und das ECC KÖLN begrüßten in kleinerer Runde zur ersten ECC CLUB on Tour 2024 „Hello Chang-E-Com“ in der Sturmfreien Bude. Es brauchte nicht einmal ein Mikrofon – die Expert:innenvorträge und -diskussionen regten in einem persönlichen Umfeld zum direkten Austausch an. Und während sich der Himmel über Köln zuzog, verhalfen die Expert:innen zu einem erhellenden Einblick in die Komplexität der sich wandelnden Dynamik im B2B-Handel, sowie in die aktuellen Entwicklungen im Bereich KI - ein Thema, das an diesem Tag besonders im Fokus stand.
Trotz Krisenstimmung ins Machen kommen
Den Startschuss des Tages gab Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights beim ECC KÖLN, mit einem Einblick in die Entwicklungen des B2B-E-Commerce: Die Konsumstimmung sei im Keller und auch der zitierte Wirtschaftsminister Robert Habeck beschreibe die deutsche Wirtschaftslage als „dramatisch schlecht“. Doch als Chance, aus diesem Loch herauszukommen, sieht Dr. Ralf Deckers die „große KI-Welle, die auf uns zurollt“. Die Relevanz von KI wird laut der ECC CLUB Studie 2023 auch von der Mehrheit anerkannt, doch eine reale Implementierung von KI-Lösungen im Unternehmen findet bislang nur bei knapp der Hälfte der befragten Unternehmen statt. Ähnlich steht es beim Vorantreiben von Innovationen, so scheitert es auch in diesem Bereich nach Angabe der Befragten oftmals an alltäglichen Hindernissen wie dem Zeit- oder Kostenaufwand. Der wichtigste Appell lautet: ins Machen kommen.
Kundenbeziehungen von Mensch zu Mensch pflegen
Auch der Expertentalk im Anschluss lieferte wertvolle Erkenntnisse. In der offenen Diskussionsrunde tauschten sich Pietro Otto (Senior Director, Conrad Electronic), Kamlesh Kshirsagar (Director Data Systems & Data Science, Conrad Electronic), Dr. David Piper (Senior Data Scientist, CRIF) und Peter Benthues (Member of the Group Executive Board, H. Gautzsch) über die Themen KI und Innovationen im Unternehmen aus. „Die größte Herausforderung ist es, den Markt zu verstehen“, stieg Peter Benthues in die Diskussionsrunde ein. Einigkeit herrschte darüber, dass KI hierbei einen großen Beitrag leisten kann. Hervorgehoben wurde jedoch auch, dass KI nur im Zusammenspiel mit der Komponente Mensch erfolgreich sein kann. Peter Benthues betont: „Mit KI kann man Kundenbeziehungen heutzutage besser verstehen, aber pflegen und managen muss man sie von Mensch zu Mensch“. Der Einsatz von KI stelle aber auch Anforderungen: es brauche Menschen, die Verständnis dafür mitbringen, wie David Piper betonte. Hierbei kommt eine große Bedeutung Data Scientists zu. Diese seien in der Lage, harte Fakten aus Mathematik und Statistik auf reale Business Cases zu übertragen.
Mensch-Maschine-Kollaboration im Risikomanagement
Datenexperte Dr. David Piper veranschaulichte, dass die KI-Revolution einen Game Changer im Risikomanagement für Unternehmen darstellen kann, um Effizienzen zu steigern und Prozesse zu optimieren. Einer der Risikoaspekte im B2B-E-Commerce: Betrug. Bei einer Risikoprüfung sei es demnach wichtig zu verstehen, wer hinter der agierenden Person steckt – Einzelperson oder Unternehmensstruktur – um eine optimale Risikosteuerung anwenden zu können. Der Vorschlag von David Piper: die Einführung eines KI-Moduls, um die Anzahl der Fälle zu reduzieren, die vom Menschen überprüft werden müssen. „KI alleine bringt nichts, ich muss die Daten als Mensch vorher sauber verstanden haben,“ erläuterte Piper. Denn während KI effizienter und schneller ist als der Mensch, bringe der Mensch einen Erfahrungsschatz, Intuition und Daten mit, die der KI möglicherweise nicht zur Verfügung stehen.
„Get rid oft he HIPPO“
Den Abschluss machte Prof. Dr. Stefan Kolb, Leiter der Studienrichtung „BWL – Digital Commerce Management“ an der dualen Hochschule Baden-Württemberg, mit zahlreichen Erkenntnissen aus einem mehrjährigen Forschungsprojekt zur Optimierung von Innovationsinitiativen. Sein Standpunkt: Unternehmen müssen sich kontinuierlich weiterentwickeln und (digitale) Innovationen sind hierfür überlebenswichtig. Stefan Kolb verdeutlicht: „Jedes Geschäftsmodell hat ein Ablaufdatum. Es gibt keines, das keines hat.“ Was aus seiner Sicht bei der Entwicklung von Innovationen den Unterschied mache, ist das richtige organisationale Setting. Denn die Ergebnisse aus einer Forschungsstudie zeigen: Entscheidungen über Innovationen haben größere Erfolgsaussichten, wenn sie von Mitarbeitern aus dem operativen Geschäft getroffen werden, anstatt vom Top Management. Daher sein Ratschlag: „Get rid of the HIPPO (Highest Payed Persons Opinion)“, also der Meinung der bestbezahlten Person.
Fazit: Bei der bei der ECC CLUB on Tour mit CRIF gab es viele spannende Einblicke durch Use Cases von führenden B2B-E-Commerce-Anbietern, kritische Denkanstöße aber auch Anlass zum Optimismus mit konkreten Tipps zur Nutzung von KI und Verbesserung des Risikomanagements im Unternehmen. Eine Erkenntnis wiederholte sich im Laufe des Tages immer wieder: Das volle Potential bei der Nutzung von KI kann nur in Verbindung mit dem Menschen und menschlicher Intuition erreicht werden.
Und das, was bereits vor Beginn der Vorträge als auch in der Kaffeepause begonnen hat, wurde nach offiziellem Ende der Veranstaltung fortgesetzt – beim Networking mit Drinks und Fingerfood konnten die Teilnehmer:innen einen impulsreichen Tag entspannt ausklingen lassen. Wir bedanken uns für alle Speaker:innen und Teilnehmenden vor Ort! Ihr möchtet auch Teil unserer ECC CLUB Community werden? Dann profitiert noch bis zum 15. März von unserer Jahresbeginnaktion.