Was ist das Retailverse? Wie wird es das Online-Einkaufserlebnis und damit auch die Ansprüche der Kundinnen und Kunden verändern? Diese und weitere Fragen beantwortet Sascha Nehm, Principal Omnichannel & Digital Instore Experience bei T-Systems Multimedia Solutions, Partner des ECC FORUM DIGITAL 2023, in unserem Interview.
Was ist das Retailverse und welchen Einfluss wird es auf den klassischen E-Commerce haben?
Für mich stellt das Retailverse die nächste Evolutionsstufe nach dem E-Commerce, wie wir ihn heute kennen und nutzen dar und ist eine Vorstufe zum Metaverse. Das Retailverse ist ein Begriff für die Zukunft des Handels, in der digitale und physische Welten miteinander verschmelzen. Es geht um die Schaffung von personalisierten und immersiven Einkaufserlebnissen für die Kund:innen.
Das Retailverse wird die Art und Weise verändern, wie Händlerinnen und Händler mit ihrer Kundschaft interagieren. Es ermöglicht Händler:innen Zugang zu weiteren neuen Touchpoints mit der Kundschaft, wodurch ihnen neue Einkaufserfahrungen geboten werden können - personalisierter und interaktiver als der klassische E-Commerce heute und das digital wie stationär.
Händlerinnen und Händler, die hier erfolgreich sein wollen, müssen sich und ihre Systemlandschaft möglicherweise an das Retailverse anpassen und lernen, wie sie seine Möglichkeiten nutzen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Sind die Verbraucherinnen und Verbraucher schon bereit für das Retailverse? Was muss passieren, dass sie es werden?
Ich glaube, für Deutschland kann man sagen, dass es Verbraucher:innen generell schwerer fällt, sich auf Innovationen, die Veränderungen für ihr gewohntes Einkaufverhalten bringen, einzulassen. Aber mit der Generation Y und Z – die immerhin ca. 38% der deutschen Gesamtbevölkerung ausmachen und für mehr als 23% des BIP stehen – steht dem eine große digitalaffine Zielgruppe gegenüber.
Damit Verbraucher:innen bereit sind, das Retailverse zu nutzen, müssen sie ein besseres Verständnis davon bekommen, wie es ihre Einkaufserfahrung verbessert. Händler:innen sollten daher in der Lage sein, die Vorteile des Retailverse in einfacher Sprache zu kommunizieren und den Verbraucher:innen einen einfachen Zugang mit einfacher Bedienung zu bieten. Das bedeutet, der Zugang muss mit Geräten möglich sein, die die Verbraucher:innen schon heute täglich nutzen, wie zum Beispiel ihr Smartphone oder Tablet.
Welche ersten Schritte sollten Händlerinnen und Händler auf dem Weg ins Retailverse gehen?
Ich würde hier empfehlen, nicht gleich das große eigene Retailversum zu bauen, sondern Schritt für Schritt zu lernen und die Kund:innen auf dieser Reise mitzunehmen.
Händlerinnen und Händler sollten als erstes verstehen, welche Erwartungen ihre Kundschaft an die Einkaufserfahrung hat und welche Technologien oder Services sie benötigen – zum Beispiel Augmented Reality, Künstliche Intelligenz oder das Internet of Things – ,um diese Erwartungen zu erfüllen. Dabei kann man auf die jeweiligen aktuellen E-Commerce Erkenntnisse zurückgreifen.
Die ersten Ziele sollten Händlerinnen und Händler nicht zu hoch ansetzen – dafür aber unverzüglich anfangen. Ich kann mir hier zwei Anwendungsbereiche mit unterschiedlichen Anwendungsfällen vorstellen:
1. Ein erstes haptisches Produkterlebnis in den Onlineshop oder an den digitalen Touchpoint zu bringen, zum Beispiel durch bewegliche 3D-Produktansichten oder dem Platzieren von Produkten in den eigenen vier Wänden.
2. Ein erstes virtuelles Erlebnis auf der stationären Fläche integrieren, zum Beispiel das Anzeigen und die Bestellmöglichkeit von 3D-Produkten am Regal, die nicht in der Filiale sichtbar sind, sondern nur online. Also das Sichtbarmachen der virtuellen Verlängerung des Regals.
Am 21. März tauchen wir mit euch als Partner und den Teilnehmer:innen auf dem ECC FORUM DIGITAL 2023 in das ECC-Metaverse ein. Was könnte dein persönliches Highlight werden?
Auch wenn ich mich täglich mit Themen rund ums Metaverse beschäftige, ist es doch meine erste Teilnahme an einem öffentlichen, digitalen Event im Metaverse-Style. Ich freue mich auf die virtuellen Messestände, die neuen Connections auf virtueller Ebene und die digitalen Vorträge. Ich denke, dass das ECC FORUM DIGITAL 2023 eine großartige Gelegenheit für mich sein wird, mit den Teilnehmer:innen über ihre Sicht auf die Zukunft des Retailversums zu diskutieren und mehr darüber zu erfahren, wie sie ihre Strategien für die Zukunft des Einzelhandels entwickeln und welche Herausforderungen sie dabei bewältigen müssen.
