Die Attraktivität einer Innenstadt hängt von vielen Faktoren ab: Handel, Gastronomie, Wohnen und Erlebnis müssen in einem ausgewogenen Mix vorhanden sein. Wie wichtig die einzelnen Bereiche aus Sicht der Besucher:innen der Innenstadt sind, erforschen wir im Zweijahresrhythmus mit unserer Studie „Vitale Innenstädte“. Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat nun zum dritten Mal teilgenommen – Zeit für unseren Host Dr. Kai Hudetz die Ergebnisse mit einem Experten zu resümieren. Sebastian Kurth kommt ursprünglich aus dem Handel und der Immobilienwirtschaft. Mittlerweile verantwortet er seit sieben Jahren als Amtsleiter das Wirtschaftsdezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken und sieht in den „Vitalen Innenstädten“ ein hilfreiches Tool für die politische Entscheidungsfindung und Perspektiven in der Innenstadt.

Saarbrücken ist vital
Sebastian Kurths beruflicher Hintergrund präge seine Arbeit für die Stadt Saarbrücken: Seine Jahre im Handel haben ihm die Relevanz von Daten und Benchmarking zur Optimierung von Konzepten gezeigt – einer der Gründe, warum die „Vitalen Innenstädte“ für Saarbrücken so wichtig seien (08:18). Im Bundesvergleich schneide Saarbrücken überdurchschnittlich ab, berichtet er stolz (ab 08:27). Besonders Handel und Gastronomie konnten bei den rund 800 Befragten aus der Innenstadt punkten. Im Zeitvergleich zeige sich außerdem, dass die Maßnahmen für jüngere Zielgruppen, unter anderem eine ausgebaute Social-Media-Präsenz, Früchte tragen (31:46). In Saarbrücken ist das Durchschnittsalter der Innenstadtbesucher:innen bereits gesunken – ein positives Zeichen für die Zukunft.
Top-Thema: Leerstandsmanagement
Neben den positiven Ergebnissen gebe es auch Bereiche mit Verbesserungspotenzial, stellt Sebastian Kurth fest (ab 09:02). Das bundesweite Top-Thema Leerstand – das uns bei LeAN bereits seit Jahren umtreibt – sei auch in Saarbrücken bekannt (23:50). Mit Lars Rühlander vom Mode- und Sportkaufhaus L&T in Osnabrück haben wir in der letzten HandelBar ebenfalls über Leerstände gesprochen. Sebastian Kurth hat aufgrund seiner Historie einen ganzheitlichen Blick für die Thematik: Seine Erfahrungen in der Immobilienwirtschaft seien hilfreich dabei, das Problem aus Sicht der Mieter aber auch der Vermieter zu betrachten und zu vermitteln (ab 24:31). Früher habe es Wartelisten für Ladenflächen gegeben, heute müssen Leerstände aktiv bekämpft werden und die Verträge zu Gunsten beider Seiten verhandelt werden (18:58). Der Experte ist sich sicher: Eine Umnutzung von Immobilien sei trotz aller bürokratischer Hindernisse ein wichtiger Schlüssel zur Klärung der Leerstandsproblematik (19:12).
Die Zukunft der Innenstadt
Für Sebastian Kurth zeigen die Studienergebnisse klare Handlungsanstöße: Saarbrücken bleibe ein starker Standort für Gastronomie und Einzelhandel, der Nutzungsmix entwickele sich in die richtige Richtung aber in puncto Leerstandsmanagement gäbe es noch Verbesserungsbedarf. Allem voran stehe für ihn der Mut zur Innovation (33:48). Nicht jede Idee wird ein Erfolg, aber nur wer neue Dinge probiert, kann erfolgreich sein. Mit diesem Ansatz kann Saarbrücken seine Innenstadt weiterhin attraktiv gestalten und die Herausforderungen der Zukunft meistern.
Wir danken Sebastian Kurth für die wertvollen Einblicke in die Ergebnisse der „Vitalen Innenstädte“ in Saarbrücken und freuen uns, das Gespräch bei unserem kommenden „Stadtgespräche“ Event am 21. Mai zu vertiefen!
Weitere Folgen zum Thema:
Welchen Wandel braucht der Handel 2025? (Prof. Dr. Werner Reinartz)
Smart Stores: Wie kaufen wir zukünftig ein? – Prof. Dr. Stephan Rüschen (DHBW Heilbronn)