Nachdem wir in Teil 1 unseres Interviews mit Dr. Eva Stüber unter anderem über den Bio-Handel im europäischen Vergleich, Sortimente und erfolgreiches Marketing für Bio-Produkte gesprochen haben, liegt der Fokus in Teil 2 auf den verschiedenen Distributionskanäle von Bio-Lebensmitteln sowie deren Preisstrukturen.
Erneut ordnet unsere Expertin die Ergebnisse der neuen Studie des IFH KÖLN „30/30 – Bio-Revolution im Lebensmitteleinzelhandel“ im Gespräch ein und liefert Antworten auf folgende Fragen:
2. Relevanz von Onlineshops für Bio-Käufer:innen
3. Preisunterschiede Bio vs. konventionelle Produkte
Supermarkt, Discounter oder Fachhandel − wo ist der größte Absatzmarkt für Bio-Produkte?
Über die Größe betrachtet auf jeden Fall im Lebensmittelhandel: Im Supermarkt werden zurzeit die meisten Umsätze mit Bio-Produkten gemacht, Discounter haben die größten Wachstumsraten. Doch dies ist nicht alles. Menschen kaufen Lebensmittel im Einkaufsstättenportfolio. Bei der Wahl von Einkaufsstätten spielt der eigene Bewegungsraum, also die Bereiche, in denen man durch Wege zur Arbeit, Schule, Kita, Hobbys und sonstigen Verpflichtungen sowieso unterwegs ist, eine wichtige Rolle. Bei Bio-Lebensmittel ist auch die Einstellung zu Bio entscheidend. So liegt es in der Natur der Sache, dass Fokus-Käufer:innen stark im Fachhandel vertreten sind, bekommen sie in diesem doch auch viele Marken, die nicht im Lebensmittelhandel vertreten sind. Der Anteil ist interessanterweise in den Onlineshops der Super- und Drogeriemärkte genauso hoch. Am wachsenden Markt werden alle Formate partizipieren und ihre Rolle einnehmen.
Und welche Relevanz haben Onlineshops für Bio-Käufer:innen?
Wie bei allen „Spezialinteressen“ hat online eine wichtige Stellung: Während das Angebot im Lebensmittelhandel sich regional stark unterscheiden kann und auch der Fachhandel nicht gleichförmig in Deutschland vertreten ist, versorgen Onlineshops das Land flächendeckend – zumindest mit Trockenware. Neben den Onlineshops der Supermärkte, deren Bio-Anteil deutlich größer als durchschnittlich im stationären Handel ist, spielen Spezial- und Herstellershops eine wichtige Rolle. Und auch der Fachhandel pilotiert weiterhin mit seinem Onlineangebot. Der Onlinemarkt für Lebensmittel ist schließlich insgesamt noch sehr dynamisch.
Wie gestalten sich die Preisunterschiede zwischen Bio und konventionellen Produkten? Ist Bio zwangsläufig das Teuerste?
Preissteigerungen haben den Handel speziell im letzten Jahr in Bewegung gehalten. Bei der Analyse der Produkte mit den höchsten Steigerungen wird deutlich, dass Bio-Produkte geringere Preisschwankungen aufweisen als konventionelle, aber einen Preisabstand realisieren. Die Preise von Bio- und konventionellen Produkten nähern sich nun langsam an. Mit der Preisannäherung wird das Bio-Thema eine zusätzliche Dynamik erhalten können, so ist das Preis-Leistungsverhältnis aus Konsumentensicht einer der wichtigsten Faktoren im Handel.
Über die Bio-Strategie 2030
Mehr zur Nationalen Strategie für ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft erhalten Sie auf der offziellen Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
DR. EVA STÜBER
Dr. Eva Stüber ist Mitglied der Geschäftsleitung am IFH KÖLN. Sie betreut namhafte Unternehmen aus dem Handel und der Konsumgüterindustrie bei komplexen Fragestellungen rund um kundenzentrierte Vertriebskonzepte, Digitalisierung und Innovationen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt unter anderem auf der Zukunft des Handels.