Unser heutiger Gast an der HandelBar hat die Liebe für ansprechendes Design inden eigenen vier Wänden im Blut. Christina van Dorp, Inhaberin und Geschäftsführerin des gleichnamigen Fachgeschäfts für Koch-, Tischkultur und Lampen in Bonn, führt das 1861 gegründete Familienunternehmen in der mittlerweile fünften Generation. Seit zehn Jahren ist sie außerdem Präsidentin des Handelsverbandes Koch- und Tischkultur und somit die richtige Wahl, um den Hörerinnen und Hörern unserer HandelBar einen Insider-Einblick in die GPK-Branche (Glas, Porzellan, Keramik) zu gewähren. Nicht verwunderlich also, dass Christina van Dorp‘s geschultes Auge bei der Podcast-Aufnahme am IFH KÖLN zunächst auf die Gläser und Karaffe auf dem Tisch fiel. Fazit: Positiv.
Ein Blick in die Vergangenheit
Zum Einstieg wollte Kai Hudetz mehr über die Unternehmensgeschichte von van Dorp erfahren. Zwar kann das 1929, während der Wirtschaftskrise gegründete IFH KÖLN selbst auf einige Jahre Unternehmensgeschichte zurückblicken, jedoch übertrumpft die Firmenhistorie von van Dorp die des IFH KÖLN um mehr als ein halbes Jahrhundert. Bei der Gründung 1861 existierte Deutschland in seiner heutigen Form noch nicht und Bonn gehörte zu Preußen, wie Christina van Dorp zurückblickt (ab 02:30). Wirtschaftskrisen, Weltkriege und Pandemien: Das Unternehmen musste sich einigem stellen. „So hat natürlich jede Dekade ihre Herausforderungen“ postuliert unser Gast und macht damit deutlich, dass es so etwas wie ruhige Zeiten gar nicht gibt, aber ein Unternehmen daran nicht zerbrechen muss (05:30).
Verkaufsschlager Pfannen
Dass auch das Kaufverhalten der Kund:innen eng mit gesellschaftlichen, äußeren Faktoren verknüpft ist, zeigt auch unser Trend Check Handel (Nachfolgerstudie des Corona Consumer Checks) eindrücklich: Aktuell dämpft der Ukrainekrieg die Stimmung der Konsument:innen und senkt die Kauflust, denn andere Bedürfnisse rücken in den Vordergrund. Während einige Branchen denselben Effekt während der Coronapandemie beobachten mussten, profitierte van Dorp vom Cocooning-Trend und erhöhten Nachholeffekten (09:30). Besonders Kochutensilien wie Pfannen wurden zum Kassenschlager, blieb doch der Restaurantbesuch oder die Versorgung der Kinder in der Schule aus und Investitionen in die Ausstattung der eigenen Küche gewannen an Reiz (11:00). Dass spezifische Produktgruppen durch veränderte Bedürfnisse der Konsument:innen in der Pandemie an Beliebtheit zugelegt haben, bestätigte auch Oliver Klinck, Chef von eBay Deutschland, der ebenfalls bereits Gast an der HandelBar war.
Stationär und Online Kund:innen binden
Trotz dieser, für die Branche positiven, Entwicklungen, kurbelte die Pandemie einen weiteren Prozess an, der sich auch nach Corona nicht mehr rückgängig machen lässt: Der Onlineshift macht auch vor der GPK-Branche keinen Halt, wie unter anderem die vom IFH KÖLN durchgeführte GPK Studie in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband Koch- und Tischkultur beweist. Die Studie zeigt, dass Marktplatzriese Amazon wieder einmal dem stationären Einzelhandel Konkurrenz macht. Warum soll ich noch ins Geschäft gehen, wenn ich bei Amazon billig und bequem einkaufen kann, fragt Kai Hudetz (ab 16:50) . Weil den Kund:innen stationär Services geboten werden, die online gar nicht machbar sind, weiß Christina van Dorp. Klassische Dienstleistungen wie Messerschleifen, Geschenkverpackungen und kompetente Beratung sorgen für mehr Kundenbindung (ab 25:05). Aber auch online ist van Dorp durch einen eigenen Onlineshop nah an den Kund:innen dran. Eine online Präsenz ist spätestens seit der Pandemie unabdingbar: „Wenn ich jetzt nicht irgendwie den Weg zum Kunden finde, den ich ja nicht mehr analog habe, dann wird’s eng“, so die Expertin (07:20). Unser Gast sieht hier viel Potenzial: Immerhin 40 Prozent des Umsatzes könnte in Zukunft über den Onlinekanal gemacht werden (21:20). Das Kerngeschäft bleibt bei van Dorp doch der stationäre Laden.
Qualität statt Quantität in Punkto Leerstandsbesatz
Das Projekt „Stadtlabore für Deutschland“ des IFH KÖLN im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, stellt die Entwicklung der Innenstädte und ein verbessertes Leerstandsmanagment, gerade in Zeiten von Pandemie und Onlineshift, in den Fokus. Wie steht es um den Leerstand in Bonn, will Kai Hudetz von Christina van Dorp erfahren. Leerstand wird zwar schnell nachbesetzt, aber wichtiger als die Quantität der Geschäfte sei die Qualität des Besatzes, so unser Gast (ab 15:00). Die umliegenden Läden haben einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Kund:innen und sollten daher einen guten Eindruck hinterlassen. Eine gute Zukunftsperspektive im stationären Umfeld prognostiziert die Expertin innovativen und jungen Ladenkonzepten, die den Fokus auf Nachhaltigkeit legen (ab 30:00).
Ein optimistischer Blick in die Zukunft
Und wie sieht es in fünf Jahren mit van Dorp aus? Zur abschließenden Frage zeigt sich unser Gast als wahre Optimistin, wenn es um die Zukunft des Familienunternehmens geht. Trotz aller Herausforderungen in früherer und jüngster Zeit, schafft es van Dorp seine Kund:innen zu bieten was sie suchen und setzt deren Wünsche um. Mit Rückblick auf eine lange Unternehmensgeschichte fasst Christina van Dorp ihre Strategie zusammen: In kurzen Zyklen agieren, in Unendlichkeit denken (33:10). Ein Optimismus, der Mut macht!