Seit Jahren wird der Durchbruch von Mobile Payment erwartet, bisher bleibt er jedoch aus. Ein entscheidender Grund: Mobile Payment-Verfahren stiften aus Konsumentensicht weder einen direkt erkennbaren Nutzen in Form von Zeitersparnis oder erhöhter Bequemlichkeit noch lösen sie ein drängendes Problem:
- Zeitersparnis: Mobile Payment ist nicht schneller als Bar- oder Kartenzahlung. Im Gegenteil: Wenn man den Zeitbedarf für die Registrierung hinzurechnet, dauert es oft sogar länger. Der Weg zum ersten positiven Mobile-Payment-Erlebnis kann ziemlich lang werden.
- Bequemlichkeit: Die meisten Deutschen haben ihr Smartphone, und damit ein potenzielles Zahlungsmittel, meist dabei. Das gilt aber auch für das Portemonnaie. Auch dieses Argument stützt Mobile-Payment-Lösungen mithin nicht.
Biometriebasierte Verfahren sind interessante Alternative
Die aktuelle ECC-Payment-Studie zeigt, dass Konsumenten erkennbares Interesse haben, biometrische Merkmale zur Identifikation beim Payment zu nutzen. Die Offenheit der Kunden für biometriebasierte Verfahren ist im Vergleich zu Mobile-Payment-Lösungen sogar höher: Ein Drittel der befragten Konsumenten findet Mobile Payment als Zahlungsverfahren beim stationären Einkauf interessant, mehr als 45 Prozent interessieren sich für biometriebasierte Verfahren. Am ehesten können sich Konsumenten die Authentifizierung über den Fingerabdruck vorstellen, gefolgt vom Iris-Scan.
Degradieren biometrische Zahlungsverfahren Mobile Payment zur Brückentechnologie?
Spätestens seit Amazon haben wir gelernt, dass der Kunde die Macht hat. Kundenzentrierung ist das A und O. Nur dann wenn eine Innovation geeignet ist, dem Kunden einen echten Mehrwert zu bieten, hat sie eine Chance, sich am Markt zu etablieren. Ein Blick auf die wichtigsten Kriterien bei der Wahl eines Zahlungsverfahrens der deutschen Konsumenten zeigt das Potenzial biometrischer Zahlungsverfahren auf:
- Sicherheit und Datenschutz: Zahlungsverfahren, die diese Kriterien nicht bedienen, haben bei den deutschen Konsumenten keine Chance. Der Fingerabdruck überzeugt den Großteil der Deutschen in diesem Punkt. Das Sicherheitsempfinden ist hoch, da der Fingerabdruck einzigartig ist und sich nicht verändert. Zudem glauben 70 Prozent der befragten Konsumenten, die sich vorstellen können die biometrische Authentifizierung zu nutzen, dass biometrische Daten nicht so einfach zu stehlen seien wie Passwörter und PINs. Und immerhin nutzen auch die deutschen Behörden den Fingerabdruck als eindeutiges Identifizierungsmerkmal.
- Kostenfreie Nutzung: Neue Zahlungsverfahren, die auf Kundenseite Kosten verursachen, haben bei den Deutschen kaum eine Chance. Daher ist davon auszugehen, dass die Anbieter die Kosten nicht an den Endkunden weiterreichen werden. Somit herrscht hinsichtlich dieses Merkmals Chancengleichheit zwischen beiden Verfahren.
- Bequemlichkeit: Es ist kein Portemonnaie nötig, auch kein mobile Device – seinen Fingerabdruck hat man immer dabei. Man läuft also nicht Gefahr, die Rechnung am Point of Sale aufgrund der eigenen Vergesslichkeit, weil der Akku mal wieder leer ist oder der Empfang schlecht nicht begleichen zu können.
- Einfachheit: Durch die Authentifizierung per Fingerabdruck muss man sich keine Passwörter oder PINs mehr merken. Ein klarer Vorteil aus Sicht der befragten Biometriebefürworter.
Als Argument gegen biometriebasierte Verfahren wird häufig eine mögliche Technologiebarriere angebracht. Es dauert immer eine Zeit, bis eine neue Technologie den Massenmarkt erreicht hat und von Konsumenten akzeptiert wird. Der Fingerabdruckscan ist aber auf einem guten Weg. Die Technologie ist vorhanden und wird bereits heute massenweise in Smartphones verbaut. Die Nutzung ist gelernt – wenn nicht beim Entsperren des eigenen Smartphones, dann doch spätestens bei der Beantragung eines neuen biometrischen Personalausweises oder der Einreise in Länder wie den USA.
Die Voraussetzungen für eine Etablierung von biometriebasierten Zahlungsverfahren auf Konsumentenebene sind ausgezeichnet, da Convenienceaspekte adressiert werden. Sie versprechen Gewinne in Sachen Einfachheit, Schnelligkeit und Bequemlichkeit.
Setzt sich Fingerabdruckscan schneller durch als Mobile Payment?
Können wir also annehmen, dass sich biometriebasierte Verfahren in Deutschland schneller durchsetzen werden als Mobile Payment? Sicher kann die Zahlung per Fingerabdruck einige der Hürden des Mobile Payments überwinden. Es bleibt aber spannend, ob sich das Vertrauen der Interessenten der biometrischen Verfahren auch in einer tatsächlichen Nutzung niederschlägt.
Ob es dazu kommt, hängt selbstverständlich auch vom Verhalten und den Maßnahmen der Payment-Dienstleister ab. Auch biometriebasierte Verfahren müssen sicher, einfach und schnell sein, die Einstiegsbarrieren so gering wie möglich ausfallen, der Registrierungsprozess entsprechend schlank. Apple Pay ist vor diesem Hintergrund ein hohes Potenzial beizumessen. Bei diesem Verfahren können Konsumenten in Geschäften die kontaktlose Zahlung mit ihrem Fingerabdruck auf ihrem eigenen iPhone authentifizieren. Es handelt sich also um ein Verfahren, das Mobile Payment und Biometrie verbindet.
Zünglein an der Waage sind nicht zuletzt auch die Händler. Und diese sind aktuell in Sachen biometriebasierte Verfahren noch ziemlich zurückhaltend. Rund 60 Prozent der für die ECC-Payment-Studie befragten Händler finden Mobile-Payment-Methoden im stationären Geschäft interessant, nur knapp 36 Prozent sprechen sich für biometriebasierte Verfahren aus. Wir bleiben am Ball und forschen weiter!
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Management Summary zum Download
ECC-Payment-Studie Vol. 20