Branchenübergreifend haben Arbeitgeber mit der Abnahme an qualifizierten Bewerbern und Fachkräften zu kämpfen. Der sogenannte „war for talents“ ist in vollem Gange. Diese Entwicklung macht auch vor dem Arbeitgeber Handel nicht Halt. Wie der Handel am besten damit umgeht, verrät Professor Reinartz im Interview.
Prof. Reinartz, wie kann der Handel effizient neue Nachwuchskräfte rekrutieren?
Wie aktiv ein Unternehmen im Nachwuchsrecruiting agieren möchte, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden. Anzeigenschaltung, Jobmessen, eigene Internetpräsenz, Absolventenzeitschriften etc. sind die klassischen Wege und diese müssen auch weiterhin in gewisser Weise abgedeckt werden. Jedoch ist es nicht leicht, die Zielgruppe auf diesem Wege effizient zu erreichen, da dort sehr viele Unternehmen aktiv sind. Ein etablierter Weg, um potentiell geeignete Studierende kennenzulernen, sind Praktikaangebote. Manche Unternehmen schreiben auch Abschlussarbeiten aus oder gehen direkte Kooperationen mit designierten Universitäten und Lehrstühlen ein.
Wie hoch ist die Präsenz des Handels an Hochschulen als potenzieller Arbeitgeber für Ihre Studierenden?
Viele Herstellerunternehmen pflegen schon seit vielen Jahren die systematische Präsenz an den Hochschulen. Das zeigt den Stellenwert der Plattform „Hochschule“ für die Unternehmen. Im Gegensatz dazu war der (stationäre) Handel an den Universitäten traditionell weniger stark präsent. Die großen Handelsunternehmen engagieren sich meist noch sporadisch, da für sie, meiner Meinung nach, Hochschulen und Masterabsolventen von geringerer strategischer Bedeutung sind. Dies hat sich jedoch schon deutlich verändert. Langfristig sehe ich hierbei zwar noch signifikanten Verbesserungsbedarf, aber ich bin zuversichtlich, dass Handelsunternehmen das bestehende Potenzial erkennen und es stärker für sich nutzen werden.
Im Vergleich zu anderen Branchen, tut der Handel schon genug für die Nachwuchsförderung?
Jedes Unternehmen muss für sich bewerten, wie sehr es auf akademischen Nachwuchs angewiesen ist n – genauso wie welche Art der Institution und welche Art von Absolventen am besten zum Unternehmen passen. Der “war for talents“ ist aufgrund der rückläufigen Geburtenraten entbrannt und der Handel kann sich diesem auch nicht entziehen. Proaktives Engagement an Weiterbildungsinstitutionen ist daher zur Pflicht geworden. Der Handel ist bereits aktiv, jedoch besteht noch erhebliches Potenzial.