Die Schweizer Strategieberatung Crosswalk stand uns im Rahmen unserer Reihe „ECC CLUB Mitglieder im Gespräch“ für ein Interview zur Verfügung. Wir haben mit Axel Kehl, Managing Partner bei Crosswalk, über die Notwendigkeit einer hybriden Organisationskultur gesprochen.
Herr Kehl, Sie verweisen auf die Notwendigkeit einer hybriden Organisationskultur. Was heißt das überhaupt?
Axel Kehl: Man kann zwischen "transaktionaler" und "transformationaler" Organisationskultur unterscheiden. Bei der "transaktionalen" Kultur geht es um den Austausch von Leistung und Gegenleistung. Diese Kultur ist geprägt von klaren Hierarchien, Zielvereinbarungen und der Belohnung individueller Leistungen. Sie eignet sich sehr gut dazu, bestehende Systeme effizient und fehlerarm zu steuern.
Die "transformationale" Kultur basiert dagegen auf Motivation und Sinnstiftung. Sie ist getrieben vom Warum, von Visionen und kennt nur wenig Hierarchien. Dieses Modell eignet sich, um mit innovativen Ideen Systeme umzuformen – also zu transformieren.
Dabei ist nicht die eine Kultur gut und die andere schlecht. Wir brauchen eine intelligente Kombination aus beiden Kulturen. Denn wir müssen gleichzeitig die Herausforderung bewältigen, das bestehende Geschäft sicher zu fahren und neue Möglichkeiten zu nutzen und zu erschließen.
Wir nennen das "Hybride Organisationskultur", die einen Übergang zwischen beiden Welten schafft. Eine Unternehmenskultur muss so "transformational" wie möglich sein, um die Zukunftssicherung agil zu gestalten, und so "transaktional" wie nötig, um das Tagesgeschäft sicher zu bewältigen.
Was bedeutet dieser Ansatz konkret für Unternehmen?
Axel Kehl: Heute setzen viele Unternehmen auf das Thema "transformationale Führung" – neudeutsch "Digital Leadership". Dahinter steckt das Heilsversprechen, dass man nur "die Krawatte gegen einen Kapuzenpulli" tauschen muss und schon wird es klappen mit der digitalen Transformation. Aber das greift eindeutig zu kurz. Führung ist nur ein Aspekt – wenn auch ein wichtiger – der Unternehmenskultur. Wenn wir uns nur um das Thema Führung kümmern und andere Aspekte wie Unternehmenszweck, Struktur, Regeln, Entscheidungsstrukturen außer Acht lassen, werden wir nicht viel erreichen. Unternehmen müssen für die unterschiedlichen Dimensionen der Unternehmenskultur die jeweils optimale Mischung zwischen "transaktional" und "transformational" finden. Und das einmal für das gesamte Unternehmen – zum anderen aber auch für einzelne Einheiten, denn das kann dort durchaus unterschiedlich sein.
Das heißt einzelne Unternehmenseinheiten sollten sich durchaus im Grad ihrer Hybridität unterscheiden? Können Sie ein Beispiel nennen?
Axel Kehl: Man stelle sich vor, wir haben eine transformationale Buchhaltung, die die Steuererklärung mal völlig neu interpretiert und wenn etwas schief geht, dem mit einer offenen Fehlerkultur positiv gegenübersteht – auch wenn die Geschäftsleitung daraufhin im Gefängnis sitzt. Das wäre nur die zweitbeste Idee, oder? Umgekehrt braucht es aber beispielsweise in der Produktentwicklung "transformationale" agile Methoden, um z. B. Kundennutzen einmal völlig anders zu denken.
Was schätzen Sie am meisten am ECC-Club?
Das ist für mich ganz klar: Die Vernetzung! Wenn wir eine Botschaft der neuen Welt verstanden haben, dann ist es der Nutzen der Vernetzung. Und hier bildet der ECC-Club die einmalige Möglichkeit digitale Vernetzung mit dem physischen Zusmmentreffen zu kombinieren. Crosswalk würde das "hybride Vernetzung" nennen.
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