Sie erobern langsam den deutschen Markt und locken immer mehr Konsument*innen zu sich: Marktplätze wie Wish und Co. liegen derzeit voll im Trend. Die diesjährige ECC-Club-Studie nimmt diese Anbieter daher genauer unter die Lupe und geht unter anderem der Frage nach, wie viel Potenzial in ihnen steckt.
Neue Marktplätze bei vielen Konsument*innen nicht mehr wegzudenken
Es gibt bereits eine Vielzahl an Marktplätzen auf dem deutschen Markt, die Produkte aus Fernost anbieten. Doch ein Blick auf die Visits zeigt deutlich: Aktuell können Wish und Co. mit etablierten Platzhirschen wie Amazon und eBay noch nicht mithalten. Und auch in puncto Bestellhäufigkeit liegt Amazon klar vorne.
Während bei den etablierten Playern eher Alltagsbestellungen schnell und einfach abgewickelt werden, dienen die neuen Marktplätze vor allem dem entspannten Stöbern oder der Inspirationssuche. Dennoch ist das Potenzial der neuen Marktplätze nicht zu unterschätzen: Konsument*innen würden zwischen 12 und 19 Euro jährlich dafür ausgeben, um weiterhin bei Wish und Co. bestellen zu können. Die Marktplätze sind aus dem Alltag vieler Konsument*innen schon nicht mehr wegzudenken.
Preis als entscheidendes Kaufkriterium
Dennoch hagelt es von vielen Seiten auch Kritik: Lange Lieferzeiten, mangelnde Qualität oder eventuell anfallende Zollgebühren sind nur ein paar der Herausforderungen, denen sich die Konsument*innen stellen müssen. Das entscheidende Kaufkriterium ist dabei der Preis. Fast die Hälfte der Käufer*innen gibt an, auch mangelnde Qualität in Kauf zu nehmen, solange dieser stimmt. Auch auf kurze Lieferzeiten können die Kund*innen eher verzichten, wenn das Produkt dafür günstig ist: Für 73 Prozent der Konsument*innen ist der Preis nämlich wichtiger als schnelle Lieferzeiten.
In allen Herausforderungen steckt aber auch Potenzial, das die neuen Marktplätze noch nicht genügend ausschöpfen. Für die Mehrheit der Nicht-Käufer*innen sind genau die genannten Aspekte entscheidend dafür, dass sie bisher noch nicht bei Wish und Co. bestellt haben. Vor allem die Auseinandersetzung mit dem Zoll schreckt viele potenzielle Käufer*innen ab: Über 80 Prozent vermeiden den Einkauf im EU-Ausland, weil sie sich nicht mit dem Zoll beschäftigen und keine zusätzlichen Gebühren dafür bezahlen wollen.
Trotz aller Probleme – ein Fünftel der unzufriedenen Kund*innen würde wieder bei den neuen Marktplätzen bestellen. Die Herausforderungen sind ihnen bekannt und werden bewusst in Kauf genommen, weil die Konsument*innen darin nicht nur einen Erfahrungszuwachs, sondern auch einen Spaßfaktor sehen.
Herausforderungen bergen Nervenkitzel
Während die klassischen Amazon-Kund*innen Wert auf zugesagte Lieferzeiten legen, empfinden es knapp ein Drittel der Käufer*innen auf neuen Marktplätze als spannend, wenn sie nicht wissen, ob ein Produkt rechtzeitig oder überhaupt bei ihnen ankommt. Dieser Nervenkitzel ist es, was die neuen Marktplätze ausmacht.
Insgesamt ist eine Bestellung bei Wish und Co. also eher von emotionalen Motiven getrieben. 71 Prozent der Käufer*innen nutzen die neuen Marktplätze, weil sie dort gerne stöbern, genauso viele gehen dort gezielt auf Schnäppchenjagd. Für sie bedeutet der Einkauf dort Nervenkitzel und Spannung. Das stundenlange Scrollen auf den Websites und die Entdeckung immer neuer Produkte birgt zudem eine Art Suchtgefahr. Am Ende spielt dabei auch die Exklusivität der Produkte eine große Rolle: Über der Hälfte der Käufer*innen ist es wichtig, Produkte zu kaufen, die nicht jeder hat.
Sie wollen mehr wissen?
Die ECC-Club-Studie 2020 „Abenteuer, Nervenkitzel oder Risiko? Warum Kund*innen bei Wish und Co. bestellen“ nimmt die neuen Marktplätze aus Fernost genauer unter die Lupe und widmet sich der Frage, ob sie eine ernstzunehmende Konkurrenz gegenüber etablierten Marktplätzen wie Amazon und eBay sind. Hierfür wurden rund 1200 Konsument*innen befragt.
Die Studie wurde mit freundlicher Unterstützung der Mitglieder des ECC-Clubs realisiert und kann kostenfrei heruntergeladen werden: www.ecc-club.de/studie2020
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