In dieser Folge der HandelBar trifft unser Podcast-Host Kai Hudetz auf eine alte Bekannte. Daniela Büchel kennt er bereits aus Studientagen an der Universität zu Köln. Heute treibt sie bei der REWE Group die Themen Personal und Nachhaltigkeit voran. Mit ihr haben wir zum ersten Mal ein Lebensmittelunternehmen zu Gast an der HandelBar.
Supermärkte bzw der Lebensmittelhandel ist eine Branche, die in den vergangenen beiden Pandemiejahren ganz besonders im Fokus stand. Wir hören nach: Was waren denn wirklich die großen Herausforderungen in dieser Zeit? Standen wir tatsächlich vor der Gefahr, kein Toilettenpapier mehr zu haben? Nein, das sei bei den Konsument:innen weitaus schlimmer angekommen, als es faktisch war, so Büchel (ab 08:18). Warenknappheiten gab es nie, das Problem waren die Nachlieferungen. Insbesondere zu Beginn der Pandemie wurde einfach anders – und zwar mehr Vorräte – gekauft. Das Ergebnis: Zeitweilig ausverkaufte Waren in den Märkten. Solch veränderte Kaufgewohnheiten rund um Toilettenpapier- oder Nudel-Bevorratung haben sich mit dem Verständnis, dass es keine Gefahr um ausbleibende Produkte gibt, dann aber wieder gelegt.
Die Herausforderungen für die REWE Supermärkte waren also ganz andere als jene in Branchen, die durch die Pandemie von großen Umsatzrückgängen betroffen waren. Schließlich konnte der Lebensmitteleinzelhandel über alle Lockdowns hinweg stetig geöffnet bleiben (10:22).
Als Vorständin für den Bereich Personal berichtet sie auch von einer besonderen Stimmung und einem starken Zusammenhalt unter den Kolleg:innen während der Pandemie: Der Wille das „Ding zu wuppen“ – und das obwohl laufend neue Richtlinien verordnet wurden (12:05). Aber beim Blick auf Team-Zusammenhalt sieht die Personal-Expertin auch nun wieder neue Herausforderungen. So ist es kein Geheimnis, dass sich der Arbeitsalltag in den letzten zwei Jahren mit dem standardisierten Homeoffice stark verändert hat. Büchel mahnt hier zu besonderer Führungssensibilität, denn durch Remote-Work können sich Teams auch voneinander entfernen (43:00). Schließlich ist es oft der Plausch an der Kaffeemaschine im Büro, der Nähe zwischen Mitarbeitenden aufbaut.
Supermarkt goes Omnichannel
Aber nicht nur das Arbeiten wurde durch Corona verstärkt digitalisiert. Auch die Lebensmittelbranche selbst ist mittlerweile mehr und mehr auf den Onlinehandel aufgesprungen. Ein Trend, der bleiben wird, so die Expertin (15:50). Das gelte insbesondere bei Lebensmitteleinkäufen, die man gezielt planen kann, klassische Vorratskäufe, wo man sich eben nicht im Laden inspirieren lassen muss (15:47). Persönlich geht Daniela Büchel aber lieber stationär einkaufen, sie schätzt die Inspirationsmomente und Beratung in ihrem REWE-Markt um die Ecke (03:24). Aber natürlich sprechen Kai Hudetz und Daniela Büchel auch über das große LEH-Phänomen 2021: Quick Commerce. Auch hier ist REWE am Puls der Zeit und bei Flink eingestiegen. Ein „cooles Modell“ für Büchel, aber auch nur für Stadtregionen (16:40). Fazit: „Eine interessante Nische!“ Schließlich will Rewe „derjenige sein, der Omnichannel Lebensmittel liefert“ (17:35).
Und Digitalisierung und Omni-Channel sind wichtige Themen bei REWE. Mittlerweile können Kund:innen zwischen verschiedenen Kanälen frei entscheiden, wie sie einkaufen: Abholservice – der auch in der Coronazeit stark gewachsen ist –, Lieferservice – der natürlich auch eine Liefergebühr beinhaltet – oder der Einkauf im Geschäft (21:30) REWE holt alle Präferenzen ab, immer so, wie es individuell gerade bequem passt.
Nachhaltigkeits-Schub bleibt
Wie sieht es aber beim Faktor Convenience und Nachhaltigkeit aus? Sind wir oft noch zu bequem, um unser Einkaufsverhalten wirklich nachhaltig zu gestalten? Nein – diese These unterschreibt Daniela Büchel so nicht. Viel mehr beobachtet sie ein verstärktes Bewusstsein in punkto Nachhaltigkeit: Mehr Bio, mehr lokale und regionale Produkte. Ein Trend, der durch Corona nochmals befeuert wurde (ab 23:35). „Ein toller und wichtiger Trend,“ so die Expertin, die bei diesem Thema leidenschaftlich wird. Eine Leidenschaft die gar ansteckend ist und auch an unsere HandelBar mit Axel Berger von Haniel erinnert.
Nachhaltigkeit als Haltung
Dass Nachhaltigkeit allerdings bei einem Unternehmen wie der REWE Group auch über Produkte hinausgedacht werden muss, erklärt Daniela Büchel mit dem „4 Säulen Modell“. Denn: Ökonomischer Erfolg muss in Einklang gebracht werden mit Ökologie und sozialen Faktoren (ab 27:00). Dazu wurde mit verschiedenen Stakeholdern die vier verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit erarbeitet: Angefangen bei dem Produktsortiment, über Fragen rund um Klima – schließlich müssen die Ladengeschäfte mit Strom versorgt werden – bis hin zu den Mitarbeiter:innen selber, auf die man einen nachhaltig positiven Einfluss haben möchte. Und last but not least das gesellschaftliche Engagement in der Branche, so beispielsweise die Versorgung der Tafeln.
Aber steht Nachhaltigkeit dem Omni-Channel- und Digitalisierungsgedanken von REWE entgegen? Nein, schließlich ist Onlinehandel ja nicht per se das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Dieser Fragestellung gingen wir auch in unserer jüngsten Studie der IFH FÖRDERER Wertschöpfung im Onlinehandel nach. Durch seine Bündelungsfunktion hat der Onlinehandel sogar oft positive Effekte auf die Nachhaltigkeit (34:20).
Und so ist sich Daniela Büchel sicher: Die großen, wichtigen Trends im Lebensmitteleinzelhandel in den kommenden Jahren sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung (35:30). Themen, die sich durch die Pandemie also nach vorne bewegt haben – und das ist auch gut so!