Deutschland habe sich zum „Zombieland“ entwickelt. Seit Jahren werde mit alten Ideen auf „Autopilot“ gefahren. Allerorten herrsche Unbeweglichkeit und Starre, das immer Gleiche, der „ewige Murmeltiertag“. Deutliche Worte von Peter Thiel, dem legendären PayPal-Gründer und Facebook-Investor, jüngst in einem Interview. Aber das Jahr 2021 bedeute, so Thiel weiter, einen Wendepunkt, es markiere den „wahren Beginn“ des 21. Jahrhunderts, die Zombievergangenheit werde nun nach und nach abgestreift, die Gesellschaft starte neu.
Und dann? Was kommt dann? Thiel sieht eine „Greta-Zukunft“ als Zukunftsoption am Horizont aufleuchten, also eine grüne Zukunft, die durch Nachhaltigkeit als Wertebasis, Leitprinzip und Lebensgefühl gekennzeichnet sei.
Frühindikatoren sehen wir, wenn auch teils noch verhalten. Regionalität wird wiederentdeckt, Nachhaltigkeit spielt stärker eine Rolle. Die Wegwerfmentalität ist auf dem Rückzug, stattdessen wird Gebrauchtes wieder und weiter verwendet.
Wie zeigt sich das ganz konkret im Konsumverhalten? Werfen wir hierzu einen Blick auf aktuelle Daten unseres Corona Consumer Checks. Wir haben bevölkerungsrepräsentativ nach dem Kauf von Secondhandware gefragt, den zugrundeliegenden Motiven und den dabei genutzten Einkaufsorten. Dabei zeigte sich:
In der Pandemie wurde viel Zeit damit verbracht, die eigenen Wände zu renovieren und zu verschönern. Gleichzeitig und auch in Verbindung damit begann das große Aufräumen. Vor allem junge Haushalte haben Kleiderschränke geleert, Schuhregale geräumt, Bücherregale gelichtet. Vieles davon wurde an wohltätige Einrichtungen oder im Freundeskreis verschenkt. Einiges aber auch verkauft.
Das ist Wasser auf die Mühlen der Onlineplattformen. Denn: Wer Secondhandware verkauft, tut dies bevorzugt über eBay oder eBay Kleinanzeigen. Aber auch andere Plattformen mischen im Secondhandgeschehen ordentlich mit, von etablierten Platzhirschen wie Amazon oder Zalando bis hin zu eher jüngeren Playern wie Mädchenflohmarkt oder Vinted. Und neue Konkurrenz mit auch neuen Formaten, Angeboten und Services kommt stetig hinzu.
Nicht ohne Grund. Wie unsere Daten zeigen, haben fast drei Viertel der Haushalte schon einmal Secondhandware gekauft, fast genauso viele haben das in der Pandemie getan. Was früher einmal aus der Garage heraus verkauft wurde, hat sich zum Big Business entwickelt, der Kampf um die Anteile ist bei den Onlineriesen eBay, Amazon und Facebook voll im Gange.
Welche Kundenmotive spielen dabei eine Rolle? Im Vordergrund steht klar der Preis.
Secondhandplattformen bieten die Chance, Ware günstiger einzukaufen, ein Schnäppchen zu machen, qualitativ gute Produkte, vielleicht auch höherpreisige Marken zu reduzierten Preisen zu erwerben.
Aber es geht nicht nur um Preis. Es geht auch um Nachhaltigkeit. Und Nachhaltigkeit ist mehr als ein nachrangiger Feel-Good-Faktor. Im Konsumentenranking landet der Faktor immerhin auf Platz drei. Wer secondhand kauft, will damit einen kleinen Beitrag leisten, die Umwelt zu schonen. Zumindest auch. Hinzu kommt: Wer einmal secondhand kauft, wird zum Wiederholungstäter. Nur eine Minderheit nutzt Secondhandkäufe als Übergangstrategie in Pandemiezeiten. Für die Allermeisten fußt der Secondhandkauf auf einer stabileren Wertebasis und wird dadurch zum Leitprinzip des Einkaufsverhaltens. Ist das dann schon die „Greta-Zukunft“, die Peter Thiel (übrigens widerwillig) prophezeit? „Schau ma moi, dann seng mas scho!“, wie Franz Beckenbauer sagt.
Eigentlich hat der Kaiser immer recht. Diese entspannt-sympathische Grundhaltung darf aber kein Zurücklehnen implizieren. Hier ist sorgfältige Trendbeobachtung gefragt sowie Detailarbeit am nachhaltigen Angebot – von der Produktpalette über transparente offene Kommunikation bis hin zu CO2-neutraler Lieferung. Andernfalls wird der „wahre Beginn“ des 21. Jahrhundert zum Fehlstart.
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Die aktuellen Ergebnisse sowie alle vorherigen Studien des Corona Consumer Check finden Sie hier.