Seit 2014 untersucht das IFH KÖLN alle zwei Jahre die Attraktivität deutscher Innenstädte und fragt Passantinnen und Passanten in teilnehmenden Städten, wie sie ihre City bewerten. Im Coronajahr 2020 wurden die Befragungen im vergangenen September und Oktober unter besonderen Voraussetzungen und insbesondere unter Berücksichtigung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln durchgeführt. Im Frühjahr 2021 blickt der stationäre Handel nun durch die Coronakrise auf zwei Lockdowns zurück und einer großen Zahl von Geschäftsaufgaben entgegen: Nie war die Lage für den innerstädtischen Handel existenzbedrohender. Rahmenbedingungen, die den Ergebnissen unserer beliebten Innenstadtstudie in diesem Jahr eine dringende Relevanz geben und sich vor diesem Hintergrund auch in der regionalen und überregionalen Berichterstattung wiederfinden.
Shoppen als wichtigstes Besuchsmotiv
Denn: Das Shoppen, welches momentan coronabedingt nicht oder neuerdings nur mit Terminvergabe möglich ist, ist für Passant:innen nach wie vor der wichtigste Anlass Innenstädte zu besuchen, wie unter anderem die Textilwirtschaft aufgreift.
Eine weitere überregionale Erkenntnis der Studie: Das Angebot in den Städten muss zielgruppengerechter aufbereitet werden. So fasst die deutschlandweit zitierte DPA-Meldung den Beziehungsstatus von jungen Konsument:innen und dem innerstädtischen Handel wie folgt zusammen: „Es ist kompliziert.“ Und auf Twitter resümiert der Welt-Redakteur Carsten Dierig: „Die Fans der Innenstädte werden älter und älter“.
Aber wie sieht es in den einzelnen Städten aus?
Die Ergebnisse der teilnehmenden Städte und deren Kommunikation liegt exklusiv bei den Städten. Nach Veröffentlichung unserer Pressemitteilung der überregionalen Einordnung schauen wir auf die 107 Teilnehmer: Was haben die teilnehmenden Städte veröffentlicht? Wie war das lokale Medienecho? Wir haben eine Auswahl von lokalen Ergebnissen aus den verschiedenen Ortgrößenklassen zusammengestellt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Ortsgröße über 500.000 Einwohner:innen
Zur Kommunikation der lokalen Ergebnisse hat die Wirtschaftsförderung Köln zu einer digitalen Pressekonferenz geladen und die Stadt selber stellt auf ihrer Website heraus: Köln schneidet 2020 besser ab als in den Vorjahren.
Die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover schneidet dagegen in der Kategorie „Ambiente und Erlebnis“ schlechter ab als noch 2018. „Das hat auch damit zu tun, dass die Fahrt in die nächste Großstadt weniger wichtig wird“, so Dr. Markus Preißner, wissenschaftlicher Leiter des IFH KÖLN bei der Vorstellung der Befragungsergebnisse – nachzulesen bei der IHK Niedersachsen.
Ortsgröße über 200.000 bis 500.000 Einwohner:innen
Der Norden Deutschlands schneidet 2020 gut ab. So titeln die Lübecker Nachrichten mit „Super-Noten für die Lübecker Innenstadt“ und in Rostock, Top-Performer in dieser Ortsgrößenklasse, wird bereits gen Zukunft geschaut und das Optimierungspotenzial unterstrichen.
Handlungsbedarf sieht auch die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach. Die Bewertung der Stadt im Westen liegt mit der Note 2,9 unter dem Ortsgrößendurchschnitt 2,6.
Ortsgröße über 100.000 bis 200.000 Einwohner:innen
Überdurchschnittlich gute Werte erzielt auch Heidelberg. In ihrer öffentlichen Kommunikation betont die Stadt am Neckar, dass im Coronajahr 2020 viele Konsument:innen bewusst den stationären Handel zu stärken suchen.
Ähnlich gut wird Würzburg bewertet. Hier erhält das innerstädtische Angebot die Schulnote 1-2. Handlungsbedarf sehen die Befragten in der bayrischen Stadt insbesondere in Punkto Erreichbarkeit.
Ortsgröße über 50.000 bis 100.000 Einwohner:innen
Weiter südlich in Bayern gibt es gute Nachrichten für Rosenheim. Im Regionalfernsehen Oberbayern (RFO) wird herausgestellt: Vor allem der regionale Einzelhandel kommt bei den Befragten gut an und insbesondere beim Freizeit- und Kulturangebot konnte die Stadt sich verbessern.
Ebenfalls verbessern konnte sich Viersen in Nordrhein-Westfalen von einer 3,3 bei der Erhebung 2018 auf eine 3,0 in der aktuellen Studie. Positiv bewerten die Befragten vor allem die gute Erreichbarkeit der Stadt am Niederrhein.
Ortsgröße bis 50.000 Einwohner:innen
Auch im Osten Deutschlands konnten teilnehmende Städte gute Bewertungen einfahren, so unter anderem Freiberg (Sachsen), das von den befragten Passantinnen und Passanten mit der Note 2,1 bewertet wurde – der Durchschnittswert in dieser Ortsgrößenklasse liegt bei 2,5.
Ortsklassengewinner der Kategorie „Ambiente/ Flair“ war Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg. Und auch hier ist zu beobachten: Rund die Hälfte der Befragten unterstützt in der Coronapandemie den lokalen Einzelhandel bewusst noch mehr.
Vitale Innenstädte – What’s next?
Wie und ob die Revitalisierung klappt, werden wir spätestens in unserer nächsten Erhebung „Vitale Innenstädte“ im nächsten Jahr untersuchen.
Sie möchten mehr zur Studie erfahren oder als Stadt bei der nächsten Untersuchung dabei sein? Unser Kollege Nicolaus Sondermann hilft Ihnen gerne weiter.
Hier geht es zur Studie „Vitale Innenstädte 2020“ im IFH SHOP.