In einer zunehmend dynamischen Handelslandschaft stehen Unternehmen vor der Herausforderung Marktveränderungen, regulatorische Vorgaben und steigende Kundenansprüche gleichzeitig zu bewältigen. Wie eine flexible IT-Architektur Händler dabei unterstützt, sich schnell anzupassen, erläutert Dr. Angela Bischoff, Vice President bei unserem ECC CLUB Mitglied Arvato Systems, im Interview.
Warum ist eine flexible IT-Architektur entscheidend für Handelsunternehmen?
Eine flexible IT-Architektur ermöglicht es Handelsunternehmen, dynamisch auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren. Heute erwarten Kund:innen personalisierte, bequeme Einkaufserfahrungen, unabhängig vom Kanal. Ein flexibles Omnichannel-Framework erlaubt es Händlern, auf Trends wie Live Shopping, Click & Collect oder Social Commerce unmittelbar einzugehen. Technologische Ansätze wie API-first und Composable Commerce unterstützen diese Flexibilität, ohne dass Unternehmen ihre gesamte IT-Architektur neugestalten müssen. So können sie bestehende Systeme sukzessive erweitern und neue Services einfach „anstecken“ – ein Schlüssel, um agil zu bleiben und um für neue sowie regulatorische Herausforderungen gewappnet zu sein.
Hast du ein Beispiel für eine regulatorische Herausforderung im Handel?
Eine Herausforderung, der sich Handelsunternehmen seit 2022 stellen müssen, ist die Informationspflicht bei Werbung mit Preisermäßigungen, dem §11PAngV. Dabei ist bei der Werbung mit Preisermäßigungen für eine Ware der niedrigste Gesamtpreis anzugeben, der innerhalb der letzten 30 Tage vor der Anwendung der Preisermäßigung gültig war, die sogenannte "Lowest Price last 30 Days"-Regelung. Sie verlangt eine transparente Preisgestaltung und ist für viele Unternehmen komplex. Händler müssen sicherstellen, dass der niedrigste Preis aus den letzten 30 Tagen je Vertriebskanal kommuniziert wird. Um Vertrauen bei den Kund:innen zu gewährleisten, ist jedoch eine Transparenz über alle Vertriebskanäle wünschenswert. Hier ist eine zentrale Preissteuerung erforderlich, die alle Touchpoints integriert – vom Online-Shop bis zum stationären Handel.
Wie kann der Composable-Ansatz die „Lowest Price last 30 Days“-Regulierung im Omnichannel-Handel unterstützen?
Händler, die in ihrer IT-Architektur flexibel sind, können ihre Preisstrategien schnell anpassen und damit effektiv auf Marktveränderungen und Konkurrenz reagieren. Für die „Lowest Price last 30 Days“-Regulierung bedeutet dies, dass ein spezialisiertes Pricing-Tool unkompliziert über APIs in bestehende Systeme integriert werden kann. So wird der niedrigste Preis der letzten 30 Tage automatisch je Kanal aktualisiert und zentral gesteuert – somit können Händler die gesetzlich geforderte Transparenz während des Einkaufs- oder Bestellvorgangs sicherstellen. Außerdem erlaubt dieser modulare Aufbau eine schnelle Anpassung auch an zukünftige Vorschriften, da nur einzelne Komponenten geändert oder ausgetauscht werden müssten.
Wie können Handelsunternehmen trotz dieser Herausforderungen ein konsistentes Omnichannel-Erlebnis halten?
Nur wenn Daten wie Bestände, Preise oder Kundenprofile zentral und in Echtzeit über alle Kanäle verfügbar sind, können Händler die Konsistenz sicherstellen, die Kund:innen erwarten. Stell dir vor, ein Kunde sieht online ein Angebot und geht dann in eine Filiale, in der ein anderer Preis aufgerufen wird oder in der die Verfügbarkeit nicht stimmt – das würde das Vertrauen beeinträchtigen. Mit einer Unified Commerce Suite, die über alle Touchpoints hinweg konsistente Informationen bereitstellt, wird nicht nur die Kundenzufriedenheit gesteigert, sondern auch die Effizienz der internen Abläufe verbessert. Noch besser: Ist die Suite zudem modular erweiterbar, kann sich ein Unternehmen jederzeit an regulatorische Anforderungen und individuelle Bedürfnisse der Kundschaft anpassen – so bleibt es nicht nur wettbewerbsfähig, sondern kann auch langfristig Kundenloyalität aufbauen.