Die Frage, wie digital Deutschland ist, ist nicht ganz leicht zu beantworten. Legt man beispielsweise den E-Government Development Index aus dem Jahr 2022 zugrunde, der den Grad der Digitalisierung in der Verwaltung misst, landet Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 22, hinter Größen wie Slowenien oder Malta. Zieht man alternativ den DESI-Index der EU heran, der für die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft steht, reicht es für Platz 13 – allerdings innerhalb der EU, also gerade mal für einen (EU-) Mittelfeldplatz. Zwei Zahlen, die einem das Gefühl vermitteln, dass Deutschland nicht unbedingt Vorreiter in Sachen Digitalisierung ist und manchen Ländern deutlich hinterherhinkt. Das Gefühl verstärkt sich, wenn man sich dem Thema Smart Home nähert. Gefragt nach der Nutzung eines „Energiemanagementsystems, Sicherheitslösung für das Haus etc.“, geben rund ein Drittel der Deutschen an, ein solches System zu nutzen – wieder reicht es nur für europäisches Mittelfeld mit knappem Vorsprung vor Zypern oder Litauen.
Smarte Steuerung vor allem bei Licht und Haushaltsgeräten
Aber wie ist dieses Ergebnis zu verstehen und in welchen Branchen und Handelsbrauchen macht sich die Nutzung smarter Produkte jedes dritten Deutschen bemerkbar? Einen Branchenvergleich liefert der sogenannte Digitalisierungsindex, den das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ermittelt. Dieser verdeutlicht die vorherrschende Heterogenität in puncto Digitalisierung. Überdurchschnittlich digitalisiert (durchschn. Digitalisierungsindex 2022: 105,1) sind Elektrotechnik und Maschinenbau (142,7), unternehmensnahe Dienstleister (147,0) und der Fahrzeugbau (188,3). Spitzenreiter ist nicht überraschend mit großem Abstand die IKT-Branche (275,9). Weniger stark digitalisiert sind die Bereiche „sonstiges produzierendes Gewerbe“, der Handel oder auch das „sonstige verarbeitende Gewerbe“.
Die Elektrobranche zählt also mit zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung. Elektrowarenhaben inzwischen Einzug in nahezu allen Konsumgütermärkte erhalten. Smarte Möbel, bei denen man z.B. vom Schreibtisch daran erinnert wird, regelmäßig aufzustehen, sind zwar oft noch nicht im Einsatz, haben aber viel Potenzial bald tatsächlich in viele Haushalte einzuziehen. Stärker verbreitet sind bereits smarte Ringe mit integriertem Fitnesstracker und/oder Bezahlfunktionen – in Zeiten, wo kontaktloses Zahlen immer selbstverständlicher wird, sind vor allem smarte Payment-Accessoires schon viel mehr als nur Zukunftsträumerei. Ergo: Schon jetzt sind smarte Produkte der Elektrotechnik selbst in Märkte eingekehrt, wo man es zunächst nicht vermuten würde, so auch bei Spielwaren oder in der Mode. Deutlich präsenter sind smarte Geräte aber in anderen Bereichen. Vorneweg: smarte TVs, smarte Beleuchtung oder auch smarte Steckdosen. Aber auch im Bereich der Haushaltsgeräte ist die Steuerung per App oder Sprachsteuerung inzwischen gang und gäbe. Beliebtestes smartes Haushaltsgerät ist seit längerem der Staubsauger-Roboter. Aber auch bei anderen Produkten sind die Hersteller rege dabei, ihre Elektrogeräte mit smarten Funktionen auszustatten. Smarte Kühlschränke etwa versprechen eine bessere, zeitsparende Haushaltsführung und weniger Lebensmittelverschwendung. Selbst smarte Wasserkocher findet man inzwischen sogar im Discounter.
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Die wachsende Bedeutung der smarten Geräte in den letzten Jahren war Anlass für das IFH KÖLN einen Branchenbericht zu dem Thema Smart Home zu veröffentlichen. Das Marktvolumen der ferngesteuerten Geräte hat sich seit 2019 um rund eine Milliarde Euro erhöht, was unter anderem auf die häufigere Nutzung von Haushaltsgeräten zurückzuführen ist. Die stärkste Dynamik ist im Teilmarkt Smart Gardening zu beobachten, der sein Volumen seit 2019 mehr als verdoppeln konnte. 2024 hat die Wachstumsdynamik des Gesamtmarktes etwas abgenommen. Während auf der einen Seite der Anteil der Personen weiter gestiegen ist, die ihre Geräte per App & Co. steuern, sind auf der anderen Seite die Umsätze mit TV-Geräten, Haushaltsgeräten & Co. gesunken (Hochrechnung IFH KÖLN, Stand September 2024). In der Summe ist der Markt Smart Home 2024 deshalb um -2,8 Prozent gesunken. Perspektivisch wird die Anzahl der Nutzenden in den kommenden Jahren aber weiter steigen. Und wenn sich die aktuelle konjunkturelle Lage verbessert und die Konsument:innen den aktuellen Sparmodus hinter sich gelassen haben, werden auch die Umsätze mit smarten Geräten wieder Schwung aufnehmen.