2023 war für den B2C-Handel alles andere als gewöhnlich – er bleibt weiterhin im Dauerkrisenmodus. Um in diesem undurchsichtigen Handelsumfeld aus widersprüchlichen Trendströmungen und vielfältigen Herausforderungen Klarheit zu schaffen und erste Prognosen für die Zukunft zu wagen, haben wir die wichtigsten B2C-Handelstrends in unserer aktuellen ECC KÖLN Jahresrückblickstudie für euch zusammengefasst.
1. E-Commerce unter Druck
Die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre haben das Kaufverhalten der Verbraucher:innen nachhaltig beeinflusst und die Rolle des Onlinehandels verändert. Nach den wirtschaftlich erfolgreichen Pandemiejahren 2020 und 2021 verzeichnete das Online Marktvolumen 2022 einen Rückgang von -2,6 Prozent auf 99,5 Milliarden Euro. Ein Negativtrend, der anhält? Hochrechnungen unserer Marktexpert:innen deuten darauf hin, dass der Onlinehandel im Jahr 2023 stagnieren wird mit einem leichten Wachstum von etwa 0,9 Prozent auf 100,4 Milliarden Euro (inkl. MwSt.). In den kommenden Jahren ist aber davon auszugehen, dass die Onlineentwicklung wieder auf den vorherigen Trendpfad des Wachstums zurückkehrt. Unsere Prognose zeigt aktuell, dass die 2019 berechnete Trendlinie und die aktuelle Entwicklung bis 2027 wieder weitgehend übereinstimmen werden. Bis 2027 könnte der E-Commerce damit ein Umsatzvolumen von etwa 119 Milliarden Euro erreichen.
2. Zunehmende Kanalvielfalt macht das Leben nicht leichter
Omnichannel-Exzellenz ist das Gebot der Stunde: Digitale, vernetzte Services werden zum Hygienefaktor. Dabei ist es entscheidend, auch neue Kanäle und Berührungspunkte im Blick zu behalten, um deren Potenzial optimal zu nutzen. Ein Schlüsselbegriff in diesem Kontext sind die neuen Touchpoints und Chancen, die sich insbesondere um die Themen Gaming und Metaverse entwickeln. Schon heute wecken Metaverse-Konzepte bei fast einem Drittel der Konsument:innen in Deutschland Interesse, während sich beeindruckende 43 Prozent der Zielgruppe der Gamer:innen bereits schon jetzt intensiver mit dem Metaverse auseinandergesetzt haben.
3. Amazon kann aufatmen – aktuell keine Gefahr durch Temu und Co.
Unabhängig von Situation, Branche oder Kaufort wird Amazon unter den Marktplätzen präferiert und kann sich deutlich absetzen. Vor allem bei Convenience-Aspekten wie einer großen Auswahl und einer schnellen und einfachen Suche nach Produkten kann der führende Online-Anbieter punkten. Daher wird Amazon nicht nur für den eigentlichen Kauf präferiert, sondern auch von über 50 Prozent der Konsument:innen in der Informationsphase vor dem Onlinekauf gerne genutzt. Trotz dem Aufstreben von Billigplattformen wie Temu, Wish, Shein und Co. haben diese Online-Anbieter dem Platzhirsch Amazon derzeit nur begrenzt etwas entgegenzusetzen. Ihre Bekanntheit mag zwar steigen, doch die dominierende Stellung von Amazon bleibt weitgehend unberührt.
4. Nachhaltigkeit ein Muss
Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist fest in den Köpfen der Konsument:innen verankert und gewinnt selbst in Krisenzeiten an Relevanz. Fast 60 Prozent der Konsument:innen in Deutschland haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickelt, wobei knapp 40 Prozent sich bereits als nachhaltig orientierte Käufer:innen betrachten. Doch im Zuge der gestiegenen Inflation gewinnt vor allem der Preis an Bedeutung und nachhaltiges Leben und Konsumieren ist oft teurer. Da sich dies viele Konsument:innen aktuell finanziell nicht leisten können, erlebt der Secondhand-Markt einen noch nie dagewesenen Aufschwung mit einem Umsatzvolumen von knapp 15 Milliarden Euro. Erste Prognosen deuten darauf hin, dass der Verkauf von gebrauchten oder wiederaufbereiteten Produkten ein erhebliches Zukunftspotenzial für Einzelhändler birgt.
5. Personal als entscheidender Erfolgsfaktor?!
Nicht nur ein grundlegender Mangel an Arbeits- und Fachkräften verschärft aktuell die Situation der deutschen Handelsunternehmen, sondern auch die durchaus hohe Wechselbereitschaft bestehender – vor allem jüngerer – Mitarbeiter:innen. Der Mangel an Arbeitskräften beeinflusst vor allem den Großhandel (87 %), ist aber auch bei Herstellern (75 %) und Einzelhändlern (74 %) spürbar. Hier gilt es neue, konkrete Konzepte als Unternehmen zu erarbeiten beispielweise die Flexibilisierung von Arbeitszeit, -ort und auch -modell, um sich Fachkräften als attraktiver und moderner Arbeitgeber zu präsentieren.
6. Künstliche Intelligenz als Freund und Helfer?
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Handel hat ein neues Kapitel aufgeschlagen. Eine bessere Datenanalyse, die Automatisierung von Prozessen und eine allgemeine Effizienzsteigerung werden von Unternehmen als klare Vorteile genannt. Dies geht mit erheblichen Kosteneinsparungen und einem verbesserten Risikomanagement einher – relevante Schritte in Richtung Wettbewerbsvorteil. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass bereits 64 Prozent KI-Lösungen bei sich im Unternehmen implementiert haben. Allerdings werden einige Punkte im Umgang mit KI weiterhin skeptisch betrachtet. Mangelndes Wissen oder wenig Vertrauen in eine Intelligenz, die nur wenig nachzuvollziehen scheint, behindern aktuell (noch) den vollumfänglichen Einsatz.
Noch mehr spannende Insights:
Und wie sieht unsere Prognose für den B2B-Handel aus? Hier geht es zu unserem B2B-Jahresrück- und -ausblick.
Am 01. Februar präsentieren wir weitere B2B- und B2C-Prognosen aus der Studie bei unseren ECC WEB TALKs.
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