Der Mangel an Arbeitskräften wirkt sich nicht nur auf die Handelsunternehmen selbst aus. Viele berufstätige, digitale Talente (Personen, die digitale Kompetenzen aufweisen) sind unzufrieden im Job, weil sich der Mangel an passenden Fachkräften und Kolleg:innen auch auf das persönliche Arbeitsleben auswirkt. Einzelhandel, Großhandel und die Herstellerseite nehmen diesen negativen Trend wahr. So sagen in unserer ECC CLUB Studie „Hire me if you can“ 42 Prozent der befragten Angestellten, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels im Job weniger zufrieden sind. Gerade die jüngeren Angestellten sind besonders wechselbereit und würden aufgrund des Fachkräftemangels die Branche wechseln (61 Prozent). Das Fehlen von Arbeitskräften im Unternehmen führt vor allem dazu, dass Angestellte mehr Überstunden und auch zusätzliche Aufgaben übernehmen sollen. Dies hat zur Folge, dass sie sich neue Kompetenzen aneignen müssen, um die anfallenden Aufgaben zu erledigen – oftmals zeitaufwendig, neben dem hohen Arbeitsaufkommen. Wird das nicht durch andere Benefits ausgeglichen, flattern häufig die Kündigungen ins Unternehmen. Daher gehen wir im Folgenden auf die häufigsten Kündigungsgründe ein und führen auf, was Unternehmen beachten sollten, um in herausfordernden Zeiten Mitarbeitende zu halten.
Die fünf häufigsten Wechselgründe, wenn Arbeitsbedingungen nicht zufriedenstellend sind:
Platz 1: Das Gehalt
Es kommt nicht überraschend, dass nach all den Krisen und hoher Inflation das Gehalt auf Platz 1 der wichtigsten Faktoren steht, wenn es um eine Kündigung geht. Wenn das Gehalt nicht den eigenen Erwartungen entspricht, führt das am ehesten zu einer Abwanderung, so die Befragten aus der Studie.
Platz 2: Das Team
Die Chemie im Team ist ein entscheidender Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Wenn die Zusammenarbeit nicht reibungslos verläuft oder die Kolleg:innen nicht mit den Wertvorstellungen und Arbeitsweisen harmonieren, die man selbst hat, kann dies zu einer unangenehmen Arbeitsumgebung führen und schlussfolgernd zu einem Jobwechsel.
Platz 3: Der Führungsstil
Ein weiterer häufiger Kündigungsgrund ist der Führungsstil der Vorgesetzten oder der Geschäftsleitung. Wenn der Führungsstil nicht den eigenen Erwartungen und Vorstellungen entspricht, kann dies zu einer geringeren Motivation, mangelnder Anerkennung und fehlender persönlicher Entwicklung führen. Die Befragten würden einen Wechsel daraufhin in Erwägung ziehen.
Platz 4: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Arbeitnehmer:innen von entscheidender Bedeutung. Die Erziehung von Kindern, die Betreuung von Angehörigen oder die persönlichen Verpflichtungen erfordern Zeit und Flexibilität. Wenn der aktuelle Job keine angemessenen Maßnahmen zur Unterstützung der Work-Life-Balance bietet, kann dies zu einer Kündigung führen, so die Befragten.
Platz 5: Flexibilität von Arbeitszeit, -ort und -platz
Die starren nine-to-five-Arbeitszeiten und der feste Arbeitsplatz im Büro passen oft nicht mehr zu den individuellen Bedürfnissen und Lebensstilen der Arbeitnehmer:innen. Die Möglichkeit, die Arbeitszeit flexibel zu gestalten, ermöglicht es den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, ihre Arbeit besser in den Alltag einzubinden. Teilzeitarbeit, Gleitzeitmodelle oder Jobsharing-Optionen können dabei helfen, die Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu erreichen. Sind diese Möglichkeiten nicht bei dem aktuellen Arbeitgeber gegeben, würden sich die Befragten nach einem neuen Unternehmen umschauen, so unsere Studie.
Es ist als Arbeitgeber ratsam in die ehrliche und offene Kommunikation mit den Angestellten zu gehen, um individuelle Erwartungen einzelner Mitarbeitenden herauszufinden. Dabei sollte eine positive Grundhaltung eingenommen werden, damit Kompromisse und gemeinsame Lösungen gefunden werden können. Zielvorstellungen der Mitarbeitenden, aber auch des Unternehmens können erst dann erarbeitet werden, wenn diese Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Ziel ist es, Lösungen zu finden, die für beide Seiten vorteilhaft sind. Mitarbeitenden sollte das Gefühl vermittelt werden, dass ihre Bedürfnisse und Anliegen berücksichtigt und sie wertgeschätzt werden. Durch transparente Kommunikation, flexible Gestaltungsmöglichkeiten von Benefits und Anreizen, können individuelle Lösungen gefunden und die Zufriedenheit damit erhöht werden. In regelmäßigen Abständen empfiehlt es sich Feedback einzuholen und die aktuellen Anreize auf den Prüfstand zu stellen. Diese Rückmeldungen können helfen, um zukünftige Gespräche und Leistungsanreize zu verbessern.
Ihr habt Fragen oder möchtet gerne die Zufriedenheit eurer Mitarbeitenden herausfinden? Meldet euch gerne bei den Studienautorinnen
Anne Liesenfeld, [email protected] oder
Julia Frings, [email protected].
Die aktuelle Studie findet ihr hier: ECC CLUB Studie 2023: Hire me if you can - IFH KÖLN (ifhkoeln.de)