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30. Mai 2023

Augmented Reality, Metaverse und KI – die Buzzwords im Handel. Und zwar nicht erst seit ChatGPT. Auch wenn Konsument:innen oft vor allem an Anwendungsbereiche im B2C-Bereich denken, so liegen auch im B2B-Handel viele Potenziale rund um intelligente und selbstlernende Systeme. Auf unserem B2B-Event, das am 14. und 15. Juni erstmals in Essen in Präsenz stattfindet, unserer B2BEST, wollen wir den Zukunftsthemen KI, Metaverse und Co. Diskussionsraum geben. Dazu haben wir uns namhafte Experten eingeladen, unter anderem Sven Doelle von Adobe und Till Blässinger von Josef Blässinger GmbH + Co. KG. Wir haben die beiden vorab schon einmal zum Status quo von KI im B2B-Bereich interviewt.

Künstliche Intelligenz im B2B-Bereich: Wo ist das längst Gang und Gäbe, ohne dass es der / die Endkonsument:in – bzw B2B-Kund:innen – überhaupt wissen?

Foto von Sven Doelle von Adobe

Sven Doelle: Es gibt bereits sehr viele Bereiche im B2B-Bereich, in denen Künstliche Intelligenz (KI) bereits weit verbreitet ist, ohne dass es der bzw dem Endkund:in bewusst ist. Ich würde das gerne einmal anhand von drei Beispielen aufzeigen:

Fast überall kommt inzwischen KI-gestütztes Tagging zum Einsatz. Die Technologie erlernt relevante Keywords und Markenattribute, was die manuelle Eingabe von Metadaten reduziert oder auch komfortable Funktionen wie Auto Text Completion anbietet. Dieses verbessert schlussendlich die Qualität der Inhalte und die Relevanz der Suche auf der Site.

KI-gestützte Produktempfehlungen und aktiver Content erlauben es Unternehmen, relevante und hyperpersonalisierte Customer Experiences zu bieten. Dies fördert die Conversion und Kundenbindung, indem es den Kundinnen und Kunden das bietet, was sie suchen.

KI-Tools wie in Adobes Real-Time CDP sagen voraus, wie sich Leads und Accounts durch die Customer Journey bewegen werden. Dies hilft B2B-Marketing-Fachleuten, sich auf Interessierte mit dem größten Potenzial zu konzentrieren und ihre Marketingstrategie entsprechend anzupassen.

Foto von Till Blässinger

Till Blässinger: KI-Anwendungen finden wir immer dort, wo massenhaft Daten verarbeitet werden müssen und wir mit den bisherigen Prozessen an das Ende unserer Möglichkeiten kommen.

Durch die Nähe zum Thema finden wir viele KI-Anwendungsbeispiele im Umfeld unserer IT. Im Bereich unseres Spamfilters kommt KI zum Einsatz, um nur die relevanten Nachrichten durchzulassen. Des Weiteren haben wir KI im Bereich Viren- und Endpointprotection im Einsatz. Unser Storage betreibt mit KI selbständig Fehleranalyse und repariert sich eigenständig.

Ein anderes Beispiel von praktischer Anwendung von KI – das weiter von der IT entfernt liegt – ist die Gewinnung neuer Mitarbeitenden. Wir haben erste vielversprechende Tests mit KI basierten Tools für die Personalgewinnung gemacht. Hierfür werden unsere Anforderungen mit Bewerbern und Bewerberinnen gematcht. Das passt zum einen ziemlich gut, zum anderen geht das sehr viel schneller. Ich denke, hier wird ein Problem adressiert, das uns alle schmerzt.

Was sind Einsatzbereiche von KI bei euch im Unternehmen, an denen ihr gerade für die Zukunft arbeitet?

Till Blässinger: Die IT Security wird weiter stark wachsen. Für mein Dafürhalten ist dies ein Bereich, in dem wir ohne KI den Herausforderungen gar nicht mehr gerecht werden können.

Ich bin aber auch sehr gespannt, wie sich die Tools im Bereich der Mitarbeitergewinnung entwickeln. Zum einen werden die Werkzeuge immer besser. Demgegenüber setzt aber auch die Regulierung ein. Hier bleibt abzuwarten, welche Ausgewogenheit in der Praxis dabei herauskommt.

Wir sehen weiter, dass unser kommender ERP-Anbieter an KI-Tools arbeitet. Ich sehe hier zwei Hauptrichtungen: (1) Digitalisierung bisheriger operationaler Prozesse (2) eine Effizienzsteigerung unserer kaufmännischen und technischen Kundenbetreuung bis hin zu Customer Self Services.

Ein weiterer Punkt, der uns aktuell aus Kapazitätsaufwänden sehr schmerzt, sind Management und Pflege der Unternehmensstammdaten. Ich erhoffe mir signifikante Verbesserung der Unternehmensstammdaten durch passende Tools. Hier sind wir aber noch auf der Suche.

Thema Datenschutz: Selbstlernende Systeme speichern eine große Menge an Daten. Erfordern KI-Systeme neue Datenschutzrichtlinien? Wie geht ihr damit um?

Sven Doelle: Ja, selbstlernende Systeme speichern eine große Menge an Daten, verarbeiten diese teilweise autonom und stellen damit eine Herausforderung im Bereich Datenschutz dar. Leider sind unsere derzeitigen Gesetzgebungen in dieser Sicht nur sehr vage und es gibt noch recht viele Grauzonen.

Grundsätzlich sind unsere Produkte für den Einsatz in Unternehmen konzipiert und unsere Produkte erfüllen alle aktuellen Anforderungen an Unternehmenssicherheit, Datenschutz und Compliance und wir stellen zugleich eigene Leitlinien für Markenstandards und ethische Prinzipien bereit.

Der wichtigste Terminus in diesem Bezug ist aus meiner Sicht „Transparenz“, wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) geht. Es ist entscheidend, dass Unternehmen ihre KI-Systeme so gestalten, dass Nutzerinnen und Nutzer verstehen, wie die Systeme funktionieren und welche Daten erhoben und verwendet werden. Adobe hat sich diesem Thema bewusst verschrieben und engagiert sich dafür, dass Transparenz in der KI-Entwicklung und -Nutzung gewährleistet wird.

Ein wichtiger Schritt hierbei war für uns die Etablierung eines AI Ethik Komitees, das intern alle Aktivitäten im Bereich KI überwacht und kontrolliert. Das Komitee stellt sicher, dass genutzte KI-Modelle und Systeme unseren ethischen Standards entsprechen und die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer respektieren. Es überwacht auch die Verwendung von Daten und sorgt dafür, dass nur die Daten gesammelt und gespeichert werden, die für den Zweck der KI-Systeme notwendig sind und die rechtlich einwandfrei verwendet werden dürfen.

Unsere AI Ethics haben wir auf der Adobe Website vorgestellt und werden bei Bedarf diese ständig anpassen, erweitern oder aktualisieren.

Zudem ist Adobe Mitgründer der 2019 vorgestellten Content Authenticity Initiative, die weltweit bereits über 1000 Mitglieder hat und sich für die Authentizität und Governance von Inhalten im digitalen Bereich einsetzt.

Till Blässinger: Die KI-Anwendungen, die wir im Einsatz haben kommen alle von Dienstleistern vergleichbar zu Adobe. Wir können die Datenmodelle nicht nachvollziehen und müssen uns bei der Produktauswahl auf die entsprechenden Zusagen verlassen. Diese lassen wir uns – vor allem wenn es um sensible personenbezogene Daten geht – entsprechend verbriefen. Entsprechende Datenschutzvereinbarungen mussten auf den aktuellen „Stand der Technik“ angepasst werden, fangen aber jetzt die entsprechenden Themen ab.

Maschinelle Intelligenz wird oft als Gegenpart zu menschlicher Intelligenz diskutiert. Müssen bestimmte Jobprofile neu gedacht werden, weil sie bald von KI ersetzt werden?

Sven Doelle: Wir verstehen KI-Funktionen eher als eine sehr nützliche Werkzeugkiste, die es allen Mitarbeitenden in Unternehmen ermöglichen soll, ihre Arbeit effizienter und effektiver zu gestalten. Wir sehen KI als eine Art der Arbeitserleichterung, die dazu beitragen kann, dass sich z.B. Marketers auf den kreativen Teil ihrer Arbeit konzentrieren können.

Zum Beispiel durch den Einsatz von KI-gestützten Funktionen wie Bildausschnitt- und Tagging-Technologie können Marketingspezialisten messbar Zeit sparen und sich auf Aufgaben konzentrieren, die mehr menschliche Intelligenz und Kreativität erfordern. Diese Art von Automatisierung steigert dann sogar die Mitarbeiterzufriedenheit, da sie dazu beitragen kann, repetitive und monotone Aufgaben zu minimieren und den Fokus auf wichtigere Aufgaben zu legen.

Ein weiteres Beispiel wäre die automatische Suche nach passenden Bildern mithilfe von KI-Technologie. Diese Funktion ermöglicht es Marketern, Zeit zu sparen und Ressourcen effektiver zu nutzen, indem sie Assets automatisch mit passenden Tags verknüpft werden. Das erleichtert die Suche nach geeigneten Bildern erheblich und spart Zeit und Mühe bei der manuellen Eingabe von Metadaten.

Mir ist es dabei wichtig zu betonen, dass der Einsatz von KI im Marketing oder in Business Prozessen nicht dazu gedacht ist, Menschen zu ersetzen, sondern vielmehr dazu beiträgt, Kreativität zu verstärken und menschliche Fähigkeiten zu erweitern und ihnen mehr Platz für die Fokussierung auf die eigentlichen Aufgaben zurückzugeben.

Auf welche Diskussionspunkte freut ihr euch zu dem Thema auf der B2BEST am meisten?

Till Blässinger: Ich freue mich sehr auf den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus der B2B-Branche. Was ist der Stand der Technik, worüber wird nachgedacht? Im persönlichen Gespräch erfährt man aber auch, was man nicht zu lesen bekommt – wo wird es holprig, von welchen Fehlern können wir lernen?

Da ich nebenher auch noch die Forschungsvereinigung Großhandel führen darf, bin ich aber auch an dem Vorausdenken und den visionären Ideen interessiert.

Ich sehe in der KI aber keinen Selbstzweck, KI ist Teil von Werkzeugen und muss weiter so gesehen werden. Im Austausch interessiert mich vor allem, welche Strategien zu der Auswahl der jeweiligen Tools geführt haben. Davon lerne ich immer am meisten.

Sven Doelle: KI ist für viele immer noch ein Kofferwort - jeder packt das hinein, was er selbst dazu denkt oder gehört hat. Es mangelt oftmals an einer klaren Definition und Erklärung. Ich freue mich daher am meisten auf den Austausch mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und bin neugierig, welche Ideen bzgl. KI sie vielleicht schon im Kopf haben. Auf dem Panel werden wir sicher auch über spannende schon im Einsatz befindliche Use Cases sprechen und diskutieren können - denn so neu wie mancher vermuten mag ist das Thema an sich ja gar nicht.

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