Frühjahr 2022: Die pandemiebedingten Lockerungen ziehen Konsumierende wieder in die Innenstädte. Die Normalität des stationären Kaufes kehrt zurück, wovon der stationäre Handel zunächst profitiert. Welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf den Schuhmarkt haben beleuchtet der neue „Branchenfokus Schuhe“ des IFH KÖLN in Zusammenarbeit mit der BBE Handelsberatung. Die Hoffnung auf ein Umsatzplus ist groß: 2020 büßte der Schuhmarkt 15,6 Prozent des Marktvolumens im Vergleich zum Vorjahr ein, 2021 ging es mit einem Plus von 0,5 Prozent wieder leicht bergauf. Doch nicht nur die Pandemie und aktuelle Geschehnisse in Verbindung mit dem Ukrainekrieg und die dadurch steigende Inflation beeinflussen den Handel: Verbraucher:innen entwickeln ständig neue Wünsche und Bedürfnisse und stellen dadurch Schuhanbieter immer wieder vor neue Herausforderungen.
Nachhaltigkeit gewinnt immer mehr an Relevanz
Die Bedeutung von nachhaltigen Herstellungsprozessen und Produkten nimmt bereits seit Jahren zu. Die steigenden Preise von Alltagsprodukten wie Lebensmitteln, Benzin oder Energie, bewegen Konsumierende nun noch mehr dazu, auf Second Hand Produkte zurückzugreifen. Schuhanbieter reagieren online und stationär auf diesen Trend und richten designierte Second Hand Abteilungen in ihren Shops ein. Der Schuhmarkt ist bekannt für den hohen Verbrauch von Ledermaterialien und arbeitet mit Hochtouren an umweltfreundlichen und veganen Konzepten. Gleichzeitig gibt es auch Ansätze für neue Kunststofflösungen, wie beispielsweise bei Sneakern, wo unter anderem Recyclingmaterialien aus Plastikflaschen verwendet werden. Aber nicht nur die Produktion der Schuhe steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Auch die stationäre Ladenfläche kann durch eine nachhaltig produzierte Inneneinrichtung zur ganzheitlichen Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedanken beitragen, zum Beispiel mit recycelten Bodenbelägen oder dem Upcycling von alten Möbeln im Geschäft.
Sneakertrend hält an
Seit Jahren boomt der Sneakertrend und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die Coronapandemie hat die Casualisierung der Mode sowie den Trend zur Unisexbekleidung noch einmal verstärkt und die bequemen Schuhe etablieren sich zu einem Allroundtalent. Im Jahr 2021 deckten Sneaker schon 25,1 Prozent des Marktvolumens für Schuhe ab. Der Sneakerhype ist mittlerweile in jeder Altersgruppe angekommen, wobei die jüngeren Generationen hier weiterhin die Nase vorne haben.
D2C: Hersteller setzen vermehrt auf direkten Kundenkontakt
Hersteller setzen vermehrt auf den direkten Kontakt mit Konsumierenden und sind dadurch unabhängig von Zwischenhändlern. Das stärkt nicht nur die Kundenbindung, gleichzeitig erhalten Anbieter durch den direkten Austausch wichtige Informationen zu Wünschen und Bedürfnissen und können Prozesse entsprechend optimieren. Aus diesem Grund setzen auch Schuhhersteller immer mehr auf Direct-to-Consumer Lösungen, so generiert beispielsweise Nike nach eigenen Angaben mittlerweile 40 Prozent des Umsatzes über D2C-Strategien.
Ein Blick in die Zukunft
Wie sich der Schuhmarkt in Zukunft entwickelt, hängt davon ab, wie schnell Händler und Hersteller Verbrauchertrends erkennen und umsetzen können. Während das Metaverse für viele noch Zukunftsmusik ist, sollten die darin liegenden Potenziale nicht vernachlässigt werden. Die Pioniere der virtuellen Einkaufswelt kommen aus Übersee: So bietet die US-amerikanische Kaufhauskette Bloomingdale‘s heute bereits das erste Kaufhaus im Metaverse und die Kanadier wollen durch das bislang größte Metaverse-Kaufhaus „The Mall“ noch eine Schippe oben drauf legen. Obwohl – oder gerade weil – neben Trends auch Krisen einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten der Konsument:innen im Schuhmarkt haben, ist es für Händler und Hersteller für die Kundenbindung essenziell, auf diese Trends einzugehen. Unsere Prognose zeigt: Wenn alles glatt läuft, könnte der Schuhmarkt bis 2026 das pre-pandemische Niveau von 2019 erreichen.