Im Rahmen der Reihe „ECC CLUB Mitglieder im Gespräch“ stellt sich Thibault Lougnon, CEO des Übersetzungsspezialisten TextMaster, unseren Fragen rund um das Thema Internationalisierung und Cross-Border-Handel.
Wann lohnt es sich für deutsche Onlinehändler aus Ihrer Sicht, den Schritt über die Grenze zu wagen und die eigenen Produkte auch international anzubieten?
Oft bilden eingehende Bestellungen aus bestimmten Ländern den Anfang. Ungefähr drei Viertel der deutschen Onlinehändler bieten heute zumindest die Möglichkeit des internationalen Versands an. Wenn zum Beispiel immer wieder eine bestimmte Produktkategorie aus einem anderen Land geordert wird, kann das ein Anzeichen für eine entsprechende lokale Marktlücke sein und der Anfang einer Expansion. Gezielte Marktforschung ist ebenso ein solider Motor. Grundsätzlich gilt, dass Kunden meistens im Ausland bestellen, weil ein bestimmter Service oder ein Produkt in ihrem Heimatland nicht verfügbar ist, der Preis günstiger oder die Auswahl grösser. Entlang dieser drei Achsen kann ich mich als Onlinehändler in einem bestimmten Land positionieren. Grundsätzlich spricht wenig dagegen, es auf dem internationalen Markt zu probieren. Spezielle Technologien für E-Commerce-Seiten machen den digitalen Schritt ins Ausland heute sehr einfach.
Wie wichtig ist es Ihrer Erfahrung nach, für jedes Land eine spezielle Online-Shop-Version aufzusetzen? Reicht es nicht auch, internationalen Versand anzubieten?
Man muss seine Webpräsenz sicher nicht in 100 lokale Seiten fragmentieren. Nur internationalen Versand anzubieten, reicht aber in den seltensten Fällen. Die sprachliche Anpassung scheint der logische nächste Schritt, ist es aber längst nicht für alle: Unsere kürzlich im Rahmen der dmexco durchgeführte Erhebung zeigt, dass die deutschen Aussteller dort durchschnittlich nur zwei Sprachen auf ihrer Website anbieten, bei den meisten ist das Englisch. Dabei geben 55 Prozent der Europäer an, nur in ihrer Muttersprache einzukaufen. Dem Onlinehandel entgehen hier also Chancen. Zur sprachlichen Anpassung gehören darüber hinaus auch Feinheiten wie Währungen und Maßeinheiten. Und damit eine Seite authentisch und SEO-gerecht ist, sollte auf jeden Fall ein muttersprachlicher Übersetzer ran. Richtig lokalisiert, erreicht eine Website automatisch ganz andere Audiences.
Welche länderspezifischen Besonderheiten müssen international agierende Onlinehändler in jedem Fall beachten? Sprachen und Zollbestimmungen sind wahrscheinlich noch recht offensichtlich. Die ECC-Payment-Studie hat in diesem Jahr aber zum Beispiel gezeigt, wie stark sich auch die Zahlungspräferenzen der Online-Shopper von Land zu Land unterscheiden können.
Bei Zahlungspräferenzen haben Sie Recht: Deutsche staunen, wenn sie auf ausländischen Seiten nicht per Direkt-Überweisung bezahlen können und Franzosen suchen umgekehrt nach der Zahlungsoption per Kreditkarte. Ein wichtiger Punkt ist darüber hinaus die Handhabung von Lieferung und Rückgaberecht im jeweiligen Land. Deutschen ist zum Beispiel der kostenlose Rückversand sehr wichtig, in anderen Ländern ist zum Beispiel eine große Anzahl verschiedener Versandarten ein Kriterium. Darüber hinaus werden die Standards innerhalb der EU immer einheitlicher, auch wenn weiter viele landesspezifische Gesetze beachtet werden müssen. Beim Cross-Border-Handel außerhalb Europas fallen unterschiedliche Zollbestimmungen, Handelsgesetze und Verbraucherrechte noch stärker ins Gewicht. In jedem Fall gilt: Sich gut informieren und strategisch planen ist wichtig, ausprobieren aber auch.
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