726,5 Milliarden Euro beträgt das aktuelle Marktvolumen in der EU über alle Kernsortimente (Heimwerken, Baustoffe, Garten) des Do-It-Yourself- und Garten-Markts hinweg – von der Schraube über die Geranie und den Ziegelstein bis hin zur Teichpumpe und der Tapete. Der Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt dabei, dass nach sehr uneinheitlich ausfallenden, turbulenten Jahren seit 2011 wieder eine gewisse Stabilität in den EU-DIY-Markt eingekehrt ist. Die Wachstumsraten bewegten sich zwischen -1,8 und +2,8 Prozent − seit 2014 befinden sie sich sogar kontinuierlich im positiven Bereich. Zuletzt erreichte der DIY-Markt 2017 mit all den subsumierten Warengruppen ein Umsatzplus in Höhe von 2,0 Prozent bzw. 14,4 Milliarden Euro.
Der Blick auf die Bedeutung der Hauptwarengruppen zeigt dabei, dass sich mehr als die Hälfte der Umsätze (51 %) auf das Heimwerkersortiment konzentriert. Wichtigste Umsatzträger bilden hier die Warengruppen Heizungen/Klimageräte, Elektroinstallation und Sanitär. Baustoffe folgen mit 37 Prozent auf Rang zwei. Die wichtigsten Segmente innerhalb des Sortiments sind Baustoffe i.e.S. und Bauelemente wie Türen, Fenster und Co. Produkte rund um den Garten generieren Umsätze in Höhe von 88,3 Milliarden Euro und halten damit 12 Prozent der Marktanteile.
Vor dem Hintergrund einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate des DIY-Marktes von 1,0 Prozent zwischen 2010 und 2017, offenbart die Analyse der einzelnen Warengruppen sehr deutliche Unterschiede. Das Spektrum reicht von -2,0 Prozent bei Deko/Heimtex bis hin zu +2,2 Prozent bei Leuchten und Bauchemie. In Summe zeigt sich aber ein nahezu durchweg positiv ausfallendes Bild: Neben Deko/Heimtex-Artikeln befinden sich nur die Segmente Gartenausstattung und Grün Indoor unter dem Umsatzniveau des Jahres 2010. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Umsatzrückgang bei Schnittblumen und Topfpflanzen kein auf Deutschland begrenztes Phänomen ist. Auch in anderen umsatzstarken Ländern wie beispielsweise Großbritannien, Frankreich oder Italien entwickeln sich die Umsätze rückläufig.
Der Blick auf die Hauptaggregate zeigt, dass das Heimwerkersortiment und der Bereich Baustoffe mit einer CAGR (Compound Annual Growth Rate) zwischen 2010 und 2017 von jeweils +1,1 Prozent sich besser als das „grüne“ Segment entwickeln konnten. Diese Aussage gilt in noch deutlicherer Form für die Entwicklung im vergangenen Jahr 2017: Das Heimwerkersortiment legt um 0,9 Prozent zu, das Baustoffsortiment um 4,4 Prozent, lediglich das Gartensortiment verzeichnet (minimale) Verluste von -0,1 Prozent.
Deutschland ist wichtigster Einzelmarkt auf Länderebene
Deutschland fungiert mit einem Umsatz von rund 149 Milliarden Euro (DIY-Kernsortimente) als wichtigster Einzelmarkt in Europa. Relativ gesehen entfallen 21 Prozent der europäischen Verbrauchsausgaben für Produkte rund um die Themen DIY, Baustoffe und Garten auf das bevölkerungsreichste Land der EU. Auf den nachfolgenden Positionen rangiert mit 15 Prozent Frankreich, gefolgt von Großbritannien (14 %) und Italien (12 %). Anteile zwischen 6 und 4 Prozent entfallen auf Spanien, Polen, Schweden und die Niederlande
Sowohl hinsichtlich der Strukturen als auch der Entwicklung zeigt der Blick auf die Länder sehr starke Unterschiede:
- Pro-Kopf-Ausgaben zwischen 454 und 2.740 Euro
- Marktvolumen zwischen 303 Millionen und 149 Milliarden Euro
- Durchschnittliche jährliche Umsatzentwicklung in den vergangenen neun Jahren zwischen -3,4 und +7,5 Prozent
In Bezug auf die Umsatzbedeutung der einzelnen Warengruppen weisen die Länder der EU 27 naturgemäß deutliche Unterschiede auf. So besitzt beispielsweise der Bereich Holz in den nördlich gelegenen Ländern einen überdurchschnittlich hohen Stellenwert, während in den südlichen Ländern der EU überdurchschnittlich hohe Ausgaben bei Garten- und Balkonmöbeln zu beobachten sind.
Distributionsstruktur − Handwerk ist relevantester Vertriebskanal
Die wichtigsten Vertriebswege in der europäischen DIY-Landschaft stellen das Handwerk und sonstige Vertriebswege dar. Zu letzteren gehören der Möbelhandel über Kauf- und Warenhäuser sowie der Lebensmitteleinzelhandel. Insgesamt werden über dieses Aggregat der Vertriebswege 73,2 Prozent der Umsätze mit DIY-Artikeln getätigt. Erfahrungsgemäß sind hiervon wiederum rund 93 Prozent dem Handwerk zuzuschreiben. Dieser hohe Wert ist nicht verwunderlich, erfolgt bei den volumenstarken Warengruppen wie beispielsweise Baustoffen, Bauelementen, Elektroinstallation, Heizung und Sanitär der Verkauf der Produkte oftmals im Rahmen der Installationsleistung.
Mit 10,0 Prozent Umsatzanteil folgen die großflächigen Bau- und Heimwerkermärkte an Position zwei und stellen somit das wichtigste Vertriebsformat im Handel dar. Ihre kleinflächigen Pendants in Verbindung mit dem Eisenwarenhandel und Motoristen generieren einen Umsatzanteil in Höhe von 6,4 Prozent. Mit ihren B2C-Umsätzen erreicht der Branchengroßhandel (Baustoff-/Bauelementefachhandel, Holzfachhandel, Sanitärfachhandel, Eisenwaren-/Werkzeughandel) einen Marktanteil von 4,8 Prozent. Der Gartenfachhandel, sprich der Blumenfachhandel sowie die Gartencenter, besitzen einen stabilen Anteil von 3,5 Prozent. Der Fachhandel aus dem Raumausstattungssektor erreicht 2,0 Prozent mit sinkender Tendenz.
Erwartungsgemäß variiert die Distributionsstruktur im europäischen DIY- und Gartenmarkt zwischen den einzelnen Ländern teilweise sehr deutlich. Auf der einen Seite ist dies das Ergebnis unterschiedlicher historischer Entwicklungen, des Kundenverhaltens und auch geographischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Auf der anderen Seite sind auch die Expansionspfade der großen europäischen Player aus der Baumarktbranche für die unterschiedlichen Strukturen ursächlich. Das Beispiel der großflächigen Bau- und Heimwerkermärkte zeigt diese länderspezifischen Differenzen. So bewegt sich ihr Marktanteil zwischen knapp einem Prozent auf Malta bis hin zu knapp 21 Prozent in Lettland.